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„Weiter erfolgreich in der Champions League spielen“: Porsche-Chef will seine Manager öfter im Büro sehen

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Von: Julian Baumann

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Für die meisten Arbeitnehmer wurde das Homeoffice in der Corona-Krise zum ständigen Begleiter. Nun bittet auch Porsche- und VW-Chef Blume die Führungskräfte zurück ins Büro.

Stuttgart/Wolfsburg - Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr des Coronavirus verlagerten viele Arbeitnehmer und – wenn möglich – sogar ganze Unternehmen ihre Arbeit in die eigenen vier Wände. Laut einer Umfrage arbeiteten auch vor einem Jahr noch viele Menschen in Baden-Württemberg im Homeoffice. Inzwischen sind aber auch im Südwesten nahezu alle Corona-Maßnahmen gefallen und viele Firmen bitten ihre Angestellten zurück in die Büros und Fabriken. Andere Unternehmen haben durch die notgedrungene Maßnahme aber auch erkannt, dass das mobile Arbeiten für sie gut funktioniert. Der SAP-Personalchef erklärte beispielsweise, die Pandemie hätte die Arbeitswelt „vermenschlicht“.

Tesla-Boss Elon Musk hatte im vergangenen Jahr für Furore gesorgt, als er seinen Mitarbeitern drohte: Schluss mit Homeoffice oder Rauswurf. Von vielen Branchenexperten wurde eine solche Forderung, ausgerechnet von Tech-Visionär Musk, als rückständig betrachtet. Auch unsere Autorin kommentierte, Homeoffice sei ein absolutes Muss für Firmen mit Weitblick. Dem Manager Magazin zufolge fordert aber auch Oliver Blume, Chef des Stuttgarter Sportwagenherstellers Porsche und seit September 2022 auch CEO des gesamten VW-Konzerns, dass zumindest die Führungskräfte zurück in die Büros kommen. Das führt bereits zu Reibereien mit dem Betriebsrat des Wolfsburger Autokonzerns.

Porsche-Chef Oliver Blume will die Führungskräfte als „Coaches für die Teams“ vor Ort haben

Porsche hatte bereits 2021 angekündigt, den Mitarbeitern auch nach der Krise die Möglichkeit zum Homeoffice bieten zu wollen. Angesetzt waren zwölf Tage mobiles Arbeiten pro Monat. In vielen Firmen herrscht nach der Pandemie aber die Meinung, dass zumindest die Führungskräfte – als direkte Ansprechpartner – bestenfalls vor Ort sein sollten. „Unser gemeinsamer Anspruch ist es, als eingespielte Mannschaft weiterhin erfolgreich in der Champions League zu spielen“, hatte Oliver Blume dem Manager Magazin zufolge im Januar in einem Brief an die Porsche-Führungskräfte geschrieben. Dazu müsse „unser Führungsteam gemeinsam mit den Spielerinnen und Spielern auf dem Platz“ stehen; man müsse „vor Ort als Coach für die Teams greifbar“ sein“.

Porsche-Personalchef Andreas Haffner (links) und CEO Oliver Blume (Mitte) bei einer Konferenz der Gefahrenabwehrorganisation.
Porsche- und VW-Chef Oliver Blume (Mitte) will seine Manager häufiger im Büro sehen. Deshalb kommt es zu Reibereien mit dem Betriebsrat. (Archivfoto) © Jörg Eberl/Porsche AG

Während viele Unternehmen zumindest in der Übergangszeit fordern, dass ihre Mitarbeiter an ein paar Tagen in der Woche im Büro erscheinen, fordern Porsche-Chef Blume und Personalvorstand Andreas Haffner von ihren Führungskräften deutlich mehr. „Wir empfehlen etwa 80 Prozent“, soll es in dem Brief geheißen haben. Die bereits genannten drei von fünf möglichen Homeoffice-Tage für Porsche-Mitarbeiter sind aber bereits in der Betriebsvereinbarung verankert, beim Mutterkonzern VW sind sogar vier von fünf möglich und Porsche-Nachbar Mercedes-Benz bietet seinen Mitarbeitern, wenn es die Arbeit zulässt, sogar an, komplett mobil zu arbeiten. Mercedes-Chef Ola Källenius hatte bereits erklärt, dass die Corona-Pandemie die Arbeitswelt für immer verändern wird.

VW-Betriebsrat befürchtet, dass Anwesenheits-Empfehlung für untere Ränge zur Pflicht wird

Beim großen Autokonzern mit dem Stern in Stuttgart hat man mit einer solchen Regelung offenbar keine Probleme, zumal Mercedes-Benz schon im Jahr 2009 – also lange vor der Corona-Krise – die Möglichkeit zum Arbeiten von zu Hause ermöglicht hat. In Wolfsburg sieht das aber offenbar anders aus. Wie das Manager Magazin berichtet, befürchtet VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo, dass die Empfehlungen für die Führungskräfte für die unteren Ränge zur Pflicht ausgeweitet wird. Obwohl Cavallo die Führungspolitik von Oliver Blume als Konzernchef durchaus schätzt, kam es aufgrund der Homeoffice-Thematik bereits zu Reibereien zwischen Vorstand und Betriebsrat.

Wenngleich die Forderung nach einer Rückkehr in die Büros – beispielsweise zur Verbesserung der Teamdynamik – verständlich ist, ist die Möglichkeit zum Homeoffice nach rund drei Jahren aus der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Im Rahmen der aktuellen Energiekrise erklärten Wirtschaftsexperten, es gebe ein großes „Energiesparpotential“, wenn mehr Menschen im Homeoffice arbeiten. Zudem haben durch die Maßnahme auch viele Unternehmen ihre Büroräume verkauft, vermietet oder zumindest verkleinert, um Kosten einzusparen. Als Elon Musk die Tesla-Mitarbeiter in die Büros zurückscheuchte, gab es für viele gar keinen Platz.

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