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Heftiger Schlag für Porsches E-Fuel-Pläne - „Entscheidung gegen Innovationen“

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Von: Julian Baumann

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Die EU hat das Verbrenner-Ende für 2035 besiegelt. Damit steht auch die E-Fuel-Forschung von Porsche vor einem gewaltigen Problem.

Stuttgart - Eine vollkommene Abkehr vom Verbrennungsmotor hat sich in Europa seit langem abgezeichnet. Die Grünen in Deutschland forderten sogar ein noch früheres Ende der Produktion. Vor Gericht erfuhren sie aber eine Schlappe: Mercedes, BMW und VW dürfen noch bis 2035 Verbrenner verkaufen. Ein Verbrenner-Aus ist durch die EU-Kommission nun aber endgültig besiegelt worden. In der Autoindustrie entbrannten in Bezug auf diese Entscheidung hitzige Diskussionen. Auch Sportwagenhersteller Porsche zeigte sich von dem Votum nicht gerade zufrieden.

Autokonzern Mercedes-Benz hat jüngst das Verbrenner-Verbot durch die EU begrüßt. Das Traditionsunternehmen aus Stuttgart plant ohnehin, bereits ab 2030 überall da, wo es die Marktbedingungen zulassen, auf eine vollelektrische Flotte zu setzen. Porsche setzt dagegen neben sehr erfolgreichen E-Autos wie dem Taycan auch auf eine Methode, die die Verbrennungsmotoren CO2-neutral befeuern soll. Die sogenannten E-Fuels, synthetische Kraftstoffe aus Wind- und Solarenergie, könnten durch das Verbot jetzt aber ebenfalls vor dem Aus stehen.

Verbrenner-Ende besiegelt: Porsche-Pläne mit E-Fuels dürften sich deutlich schwieriger gestalten

Das Verbrenner-Verbot der EU-Kommission ist auf den ersten Blick stark pauschalisiert. Das Ziel ist es, ab 2035 nur noch den Verkauf von emissionsfreien Neuwagen zu erlauben, berichtet die Automobilwoche. Dass die Zukunft des Automobilbaus mehr als deutlich auf E-Autos ausgerichtet ist, dürfte inzwischen jedem bekannt sein. Synthetische Kraftstoffe wie die E-Fuels oder auch die Wasserstoff-basierte Brennstoffzelle könnten allerdings auch einen Verbrennungsmotor emissionsfrei betreiben. Im Exklusiv-Interview mit BW24 erklärte Mercedes-Strategiechefin Carolin Strauß allerdings, dass die E-Fuels bei Mercedes-Benz derzeit „nicht als die nachhaltigste und energieeffizienteste Lösung aller Varianten“ angesehen werden.

Sportwagenbauer Porsche hat für eine Forschungsanlage in Chile, in der in Zukunft E-Fuels produziert werden sollen, allerdings hohe Summen investiert. Die Zuffenhausener wollen bei einer entsprechenden Marktreife vor allem die Bestandsflotte mit den synthetischen Kraftstoffen versorgen. Auf die Entscheidung der EU-Kommission reagierte man in Stuttgart deshalb nicht mit Jubelschreien. Porsche will sich von den engagierten Plänen dennoch nicht verabschieden. „Wir setzen auf einen Dreiklang aus E-Modellen, Plug-in-Hybriden und Benzinern“, teilte der Autobauer dem Handelsblatt mit.

Fahraufnahme eines Porsche 911 Carrera 4 GTS Cabriolet
Porsche will mit E-Fuels den Verbrenner retten. Durch das EU-Verbot steht diese Absicht jetzt möglicherweise auf der Kippe © Porsche AG

Experten sehen durch das Votum aber, dass die E-Fuels-Pläne von Porsche in Zukunft deutlich schwieriger werden dürften. Es reiche langfristig nicht aus, nur Autokunden mit den synthetischen Kraftstoffen zu versorgen, erklärte beispielsweise Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule Bergisch Gladbach. Porsche müsse sich auch stärker auf die Nachfrage aus der See- und Luftfahrtbranche konzentrieren.

Porsche und die E-Fuel-Forschung: Autobauer bekommt Rückenwind aus der Branche

Die Transformation zur E-Auto-Produktion ist in der gesamten Autoindustrie in vollem Gange. Auch Porsche hat mit der vollelektrischen Baureihe Taycan leistungsstarke E-Autos auf dem Markt und elektrifiziert zunehmend auch andere Modelle. In Bezug auf die E-Fuel-Produktion, mit der Porsche beispielsweise auch den legendären 911 antreiben will, bekommt der schwäbische Autobauer aber auch Rückenwind. Mit dem Beschluss habe die EU-Kommission eine „Entscheidung gegen die Bürger, gegen den Markt, gegen Innovationen und gegen moderne Technologien getroffen“, kritisierte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), dem Handelsblatt zufolge das beschlossene Verbrenner-Aus.

In Bezug auf die synthetischen Kraftstoffe wurde sie noch deutlicher. „Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es auch E-Fuels“, sagte Müller. Kritische Stimmen vermuten dagegen, die Autohersteller wollten sich mit den Forschungen zu synthetischen Kraftstoffen eine „Hintertür“ für eine anhaltende Verbrenner-Produktion offenhalten. Zudem sollten E-Fuels für Großmotoren in Schiffen und Flugzeuge reserviert werden, bei denen ein batterieelektrischer Antrieb derzeit nicht vorstellbar ist. Lobbyisten hatten vor der endgültigen Entscheidung durch das EU-Parlament lange dafür gekämpft, synthetisch produzierte Kraftstoffe als Ausnahme zuzulassen. Die EU schob letztendlich aber auch den E-Fuels einen Riegel vor.

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