Oliver Blume will Chefposten bei Porsche nicht aufgeben: „Doppelfunktion war Voraussetzung“

Oliver Blume ist seit dem 1. September Konzernchef von Volkswagen. Seinen Chefposten bei der Stuttgarter Sportwagentochter Porsche will der Manager aber nicht aufgeben.
Stuttgart/Wolfsburg - Porsche-Chef Oliver Blume trat am 1. September die Nachfolge von Herbert Diess an und führt nun den VW-Konzern und den Sportwagenhersteller Porsche gleichzeitig. Zunächst war die Rede davon, dass der Manager die wertvollste Konzerntochter aus Stuttgart nur „übergangsweise“ weiterleiten und sich in Zukunft vor allem auf die Leitung des zweitgrößten Autoherstellers der Welt konzentrieren werde. Im Gespräch mit Bild am Sonntag sagte Oliver Blume aber, dass er weiterhin auch Porsche-Chef bleiben werde und, dass dies auch eine Voraussetzung für die Annahme des VW-Chefpostens gewesen sei.
Als der VW-Konzern Oliver Blume als Nachfolger von Herbert Diess bekannt gab, ging ein Ruck durch die Autoindustrie. Experten bezweifelten, dass der gebürtige Braunschweiger den riesigen Mutterkonzern und die wertvolle Sportwagentochter gleichzeitig leiten könne. In jüngerer Vergangenheit hat Oliver Blume Porsche mit dem Taycan erfolgreich in das E-Auto-Zeitalter geführt, ein Ziel, das auch VW selbst anstrebt. „Der Job als Volkswagen-Konzernchef ist der spannendste, den es in der Automobilindustrie gibt“, sagte Blume. „Und den coolsten Job als Porsche-Chef behalte ich ja.“
Porsche-Chef Blume zur Doppelfunktion als VW-CEO - „war Voraussetzung“
Mit dem Vorstandsvorsitz von Volkswagen hat Porsche-Chef Oliver Blume eine große Herausforderung übernommen, im Wolfsburger Autokonzern kennt sich der Manager aber durchaus gut aus. „Ich habe für vier Konzernmarken gearbeitet: Audi, Volkswagen, Seat und Porsche“, sagte er im Gespräch mit Bild am Sonntag. „Ich habe ein großes Netzwerk, kenne die Stärken und Schwächen von VW genau.“ Die Stärke von Porsche ist seit jeher die hohe Qualität und Ingenieurskunst, die Sportwagen-Fans auf der ganzen Welt begeistert. Oliver Blume nannte seinen Chefposten bei Porsche einst den „coolsten Job, den es in der Automobilindustrie gibt“.
Obwohl er als CEO von VW wohl alle Hände voll zu tun hat, und auch bereits massive Umstrukturierungen angekündigt hat, will Oliver Blume auch weiterhin der Chef von Porsche bleiben. „Es wird auf Dauer sein“, machte er deutlich. „Für mich war die Doppelfunktion eine Voraussetzung. Und solche Doppelfunktionen gibt es in der Autoindustrie öfter.“ Eine solche Doppelfunktion findet sich auch bei einem anderen Vorstandsmitglied von VW. Markus Duesmann ist seit dem 1. April 2020 sowohl VW-Konzernvorstand für Forschung und Entwicklung, als auch Chef der Ingolstädter Konzerntochter Audi.
Oliver Blume setzt bei VW auf E-Mobilität - bei Porsche nicht ausschließlich
Eben weil Oliver Blume den Vorsitz beim Stuttgart Sportwagenbauer nicht aufgeben will, war die Entscheidung, der CEO von Volkswagen zu werden, nicht ganz einfach, wie er Bild am Sonntag erzählte. „Ich habe Für und Wider abgewogen und nicht direkt zugesagt“, so Blume. „Aber ich habe mich in meinem Leben noch nie vor Verantwortung gedrückt und am Ende gesagt: Wenn man mich dort haben möchte, dann mache ich das.“ Bei VW will der Manager den bereits eingeschlagenen Weg hin zur E-Mobilität weiterverfolgen und möglicherweise noch beschleunigen. „Ich bin ein Fan der E-Mobilität und stehe zu diesem Weg auch durch meine Arbeit bei Porsche“, sagte er in einer internen VW-Konferenz.
Porsche hatte mit dem vollelektrischen Sportwagenmodell Taycan gezeigt, dass leistungsstarke Modelle auch mit Elektromotoren funktionieren. Der Schritt war nicht ohne Risiko, deshalb zeigte sich sogar Porsche-Chef Blume vom Erfolg des Taycan überrascht. Im Gegensatz zum Mutterkonzern, der auch unter neuer Leitung voll auf die E-Mobilität setzt, forscht Porsche zusätzlich an synthetischen Kraftstoffen. „Wir denken Klimaschutz aber ganzheitlich, setzen bei Porsche auf E-Mobilität und ergänzend E-Fuels“, erklärte Blume. Porsche hatte erklärt, ungeachtet des EU-Entscheids zur Zukunft des Verbrenners an E-Fuels festzuhalten.