Porsche-Börsengang bestätigt: Wertvollste VW-Tochter bald ohne Beifahrer - „Vergleiche mit Ferrari“

Ein Börsengang von Porsche wird seit langem diskutiert. Nun wurde der Schritt von VW konkretisiert. Die wertvollste Tochter löst sich vom Mutterkonzern.
Stuttgart - Stuttgart könnte schon bald drei Fahrzeughersteller beheimaten, die an der Börse notiert sind. Nach der Aufspaltung der Daimler AG in den Autobauer Mercedes-Benz und den Lkw-Hersteller Daimler Truck sind zwei Unternehmen mit dem Stern an der Frankfurter Börse notiert. In jüngster Vergangenheit wurden Spekulationen über einen Börsengang der VW-Tochter Porsche immer weiter konkretisiert. Am 24. Februar bestätigte die Volkswagen AG, dass man auf Grundlage eines Eckpunktepapiers „die Umsetzbarkeit eines möglichen Börsengangs der Porsche AG“ prüfe.
Die etwas umständliche Formulierung von Volkswagen ist dennoch relativ eindeutig. Soweit keine äußeren Umstände einen Börsengang von Porsche verhindern, wird die wertvollste VW-Tochter in Zukunft wohl ohne den Mutterkonzern fahren. Porsche bleibt zwar weiterhin zu 75 Prozent im Besitz des Konzerns aus Wolfsburg, die Gewinnabführungs- und Beherrschungsverträge entfallen jedoch, berichtet das Manager Magazin. Der Hype auf die Aktien des Sportwagenbauers aus Stuttgart ist bereits vor dem Börsengang hoch. Manche Analysten vergleichen den Börsenwert bereits mit dem des italienischen Herstellers Ferrari.
Porsche: Stuttgarter Autobauer könnte an Börse laut Analysten rund 220 Milliarden Euro wert sein
Der VW-Konzern denkt bereits seit einiger Zeit über einen möglichen Börsengang von Porsche nach - und das nicht gerade uneigennützig. Der zweitgrößte Autobauer der Welt hatte sich einen Börsenwert von 250 Milliarden Euro als Ziel gesetzt, letztendlich waren es aber nur 110 Milliarden Euro. Analysten hatten dem Wolfsburger Konzern bereits Hoffnungen gemacht, dass ein Börsengang von Porsche den gesamten Wert von VW deutlich nach oben treiben könnte. Lege man die Multiplikatoren des Sportwagenbauers Ferrari als Maßstab an, sei Porsche mindestens 120 Milliarden Euro wert, erklärte Arndt Ellinghorst, ehemals Autoanalyst bei Bernstein bereits im Jahr 2018.
In der Zwischenzeit hat sich bei dem weltbekannten Unternehmen aus Zuffenhausen jedoch einiges getan. Porsche hat vor rund zwei Jahren den ersten vollelektrischen Sportwagen Taycan vorgestellt, der innerhalb kürzester Zeit zum Erfolg wurde. Der Umsatz kletterte auf 30,3 Milliarden Euro, der operative Gewinn auf 5 Milliarden, die Umsatzrendite auf 16,5 Prozent. Porsche-Chef Oliver Blume steigert die Ergebnisse des Autobauers seit Jahren konstant. Heute könnte Porsche bei einem Börsengang sogar 220 Milliarden Euro wert sein, doch auch Ferrari schraubte die Ergebnisse immer weiter nach oben.
Porsche-Börsengang: Mutterkonzern VW warnt vor „unrechtmäßigen Angeboten“
Ein Börsengang von Porsche wäre nicht nur für VW, sondern auch für die Aktionäre des Autobauers lukrativ. Deshalb wollen nach der Meldung und vor dem eigentlichen Börsengang viele Investoren Aktien des Sportwagenbauers erwerben. „So viele Anrufe von institutionellen Investoren hatte ich selten“, erzählte Horst Schneider, Autoanalyst bei der Bank of America dem Manager Magazin. „Manche vergleichen Porsche sogar mit Ferrari.“ Der Mutterkonzern warnt allerdings bereits vor „unrechtmäßigen Angeboten“, die die Sicherung von Porsche-Aktien noch vor dem Börsengang in Aussicht stellen.
Der große Hype auf den Porsche-Börsengang ist jedoch ein positives Signal für die deutschen Autobauer. An der Börse ist der US-Hersteller Tesla inzwischen mehr wert als Mercedes-Benz, BMW und sogar VW zusammen. Und das, obwohl Tesla noch nicht mal annähernd so viele Autos gebaut und ausgeliefert hat wie die deutschen Traditionskonzerne. Mit Porsche geht aber ein Unternehmen an die Börse, das ein ganz anderes Profil aufweist. Mit dem Fokus auf Luxus und Sportlichkeit ist Porsche eben eher mit Ferrari oder der anderen VW-Konzern-Tochter Lamborghini zu vergleichen.
Nach dem Erfolg des Taycan will Porsche auch andere Baureihen elektrifizieren. Eben dieser Fokus auf batteriebetriebene Modelle ist für einen Sportwagenbauer, dessen Modelle vor allem für einen beeindruckenden Motorensound, hohe Geschwindigkeiten und große Leistung bekannt sind, durchaus ein Risiko. Porsche hat diesen Wandel aber gut gemeistert. Der Porsche Taycan wird in Europa inzwischen häufiger verkauft, als der ikonische 911. Einen solchen Willen zum Wandel trauen viele Investoren den großen Autokonzernen nicht zu. Im VW-Konzern und auch in der heimischen Industrie wäre Porsche die Blaupause für weitere Börsengänge.