1. bw24
  2. Auto

Die neuen CVT- und Neungang-Automatik-Getriebe des Opel Astra im Test

Erstellt:

Von: Harald Joisten

Kommentare

Die fünfte Generation des Opel Astra hat ein neues Facelift bekommen.
Die fünfte Generation des Opel Astra hat ein neues Facelift bekommen. © Opel

Der Opel Astra ist seit 1991 auf unseren Straßen unterwegs. Und noch immer scheinbar "taufrisch". Vor wenigen Wochen kam ein Facelift der fünften Generation auf den Markt.

Äußerlich hat sich der kompakte Dauerbrenner, der vor fast 30 Jahren den Kadett ablöste, kaum verändert. Markanteste optische Veränderung ist der Kühlergrill, der nun ein einzelnes Chromelement enthält, das die Lichtsignatur weiterführt. Unterm Blech hat sich hingegen viel getan. Die Motoren sind neu, es werden nur noch Dreizylinder angeboten, von 105 bis 145 PS. Das Cockpit enthält erstmals einen digitalen Tacho. Und es kommen neue Getriebe zum Einsatz: Eine Neun-Gang-Automatik sowie eine stufenlose CVT-Automatik, die wir beide in der Praxis getestet haben.

Opel Astra: Stufenlose CVT-Automatik - Wofür steht sie?

Zuerst die stufenlose Automatik: "CVT" steht für Continuously Variable Transmission (CVT). Heißt übersetzt etwa "durchgehend variables Getriebe". Es gibt praktisch nur einen "Gang". In Japan kommt CVT seit vielen Jahren breitflächig zum Einsatz, hierzulande konnte es sich noch nicht wirklich durchsetzen, wenngleich Hersteller wie Subaru, Honda, Toyota, Renault, Nissan und auch Mercedes einige Modelle im Programm haben.

Im Astra ist CVT in Kombination mit dem 145 PS starken und 1,4 Liter großen Top-Benziner zu haben. Das Prinzip des Getriebes klingt recht einfach: Die Übersetzung erfolgt nicht über Zahnräder, sondern meist durch ein Band oder eine Kette. Der vermeintliche Vorteil: Durch die stufenlose Übersetzung soll es keine Zugkraftunterbrechung geben, keinen Energieverlust, der Motor soll stets im optimalen Bereich arbeiten. Zudem lässt sich das CVT-Getriebe preiswert und platzsparend auch in Kleinwagen einsetzen, weil es von der Struktur einfach aufgebaut ist. Die vermeintlichen Nachteile: Es hat eine verzögerte Beschleunigung durch den Gummibandeffekt und soll teilweise Probleme mit der Zuverlässigkeit haben, dadurch weniger geeignet für große Drehmomente sein und einen ungewohnten Motorensound haben. So heißt es im Allgemeinen.

CVT-Automatik: Und wie funktioniert es im Astra?

Der CVT-Schaltgriff sieht zunächst aus wie eine normale Automatik - ein Hebel mit den gängigen Stufen "P", "R" und "D". Beim Fahren zeigen sich die Unterschiede. Das System arbeitet vorwiegend im sehr niedrigen Drehzahlbereich - auch, damit es wegen des Bandes nicht zu unzuverlässig wird. Meist schnurrt man mit Umdrehungen von lediglich knapp über 1000 U/Min dahin. Etwas ungewohnt, aber auch entspannend. Zumal der Dreizylinder in Kombination mit der niedrigen Drehzahl einen tiefen, blubbernden Sound von sich gibt.

Das Besondere am CVT: Bei konstanter Beschleunigung, etwa auf der Autobahn, bleibt die Drehzahl stets gleich. Beispiel: Hält man das Gaspedal stets in einer mittelmäßig durchgedrückten Position, bleibt die Drehzahl bei etwa 3000 U/Min, während die Geschwindigkeit entsprechend kontinuierlich ansteigt. Erst, wenn man Gas wegnimmt oder erhöht, ändert sich die Drehzahl entsprechend. Mitunter fühlt es sich dann an, als habe das Getriebe doch mehrere Gänge. Was freilich nicht der Fall ist.

Gewöhnungsbedürftig auch: Beim stärkeren Beschleunigen, speziell an Steigungen, eilt die Drehzahl der eigentlichen Geschwindigkeit mitunter etwas voraus. Dann heult der Motor etwas auf, nicht sonderlich laut, aber doch hörbar im Vergleich zum sonstigen ruhigen Surren. Die Beschleunigung erfolgt stets mit leichter Verzögerung, ist also nicht annähernd so direkt wie etwa bei einem Elektroauto. Wir hatten bei unserem Testwagen mit einem 145-PS-Benziner auch mit einem etwas geringeren Testverbrauch als 7,5 Liter Super auf 100 km gerechnet. Der Tankinhalt beträgt 48 Liter. Die serienmäßige Start-/Stopp-Automatik funktioniert einwandfrei.

Der neue Astra kommt mit dem ersten digitalen Opel-Tacho daher.
Der neue Astra kommt mit dem ersten digitalen Opel-Tacho daher. © Opel

Die Neun-Gang-Automatik, eine absolute Seltenheit in einem Kompaktwagen, ist beim Astra in Kombination mit dem 122 PS starken Diesel zu haben. Das Fahren im Astra fühlt sich durchaus ähnlich an wie mit dem CVT. Die Gänge werden möglichst früh hochgeschaltet, dadurch bleiben die Drehzahlen ebenfalls meist im sehr niedrigen Bereich. Bei 40 km/h rollt es sich mitunter lässig im sechsten Gang durch die Stadt, bei 80 km/h cruist der Astra im achten Gang über die Landstraße. Und auf der Autobahn schnurrt der Selbstzünder bei 110 km/h bei etwa 1500 U/Min herrlich entspannend dahin. Selbst bei höherer Geschwindigkeit reist es sich ruhig und relaxed, da die Drehzahl im neunten Gang auch bei 170 km/h kaum über 2500 U/Min hochgeht. Dabei schaltet die Automatik stets geschmeidig. Zwar kann der Diesel eine typische Anfahrtschwäche auch nicht verleugnen, doch fährt er sich in Verbindung mit dem Automatikgetriebe agiler und spritziger als der Astra-Benziner mit dem CVT. Wir kamen beim Selbstzünder auf einen Testverbrauch von etwa sieben Liter auf 100 Kilometer.

Insgesamt hat uns der geliftete Opel Astra gefallen. Er fährt sich gewohnt handlich, mit angenehm leichtgängiger Lenkung und liegt ruhig und kontrolliert auf der Straße. Die weiche und komfortable Federung schluckt viele Unebenheiten weg. Dennoch ist der 1,35-Tonner agil in der Kurve.

Erfahren Sie auch: Was bringt das Facelift für den Kia Niro Hybrid?

Innenraum: So sieht's im Opel Astra aus

Der Innenraum sieht schick und aufgeräumt aus, die Materialien sind für diese Pkw-Preisklasse absolut gut. Auch der erste digitale Opel-Tacho und das neue Top-Infotainment Multimedia Navi Pro mit Acht-Zoll-Touchscreen, das der Astra vom großen Bruder Insignia erhält, wirken zeitgemäß. Die Platzverhältnisse des Fünftürers sind für die Insassen sind ausreichend, auch im Fond gibt es genügend Kniefreiheit.

Die Materialien im Innenraum des Opel Astra sind für diese Preisklasse gut.
Die Materialien im Innenraum des Opel Astra sind für diese Preisklasse gut. © Opel

Opel Astra: Welche Sonderausstattungen gibt es?

Die Liste der möglichen Sonderausstattungen ist lang. Von einem in der Praxis gut funktionierenden adaptiven Geschwindigkeitsregler über Matrix-LED-Licht, das Schilder am Straßenrand ausleuchtet und einem Frontkollisionswarner mit automatischer Notbremsung. Die Frontkamera ist kleiner und leistungsfähiger geworden und erkennt nicht nur andere Fahrzeuge, sondern auch Fußgänger. Die Rückfahrkamera liefert jetzt ein schärferes Bild. Apple CarPlay und Android Auto sind serienmäßig an Bord.

Opel Astra: Das sind die Preise

Bei den Benzinern kann man zwischen drei Turbomotoren wählen: 110, 130 und 145 PS. Grundsätzlich sind die Aggregate mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe kombiniert. Für Diesel-Freunde gibt es noch einen kleinere 105-PS-Variante. Der Astra ist als Fünftürer und Kombi (Sports Tourer) zu haben. Die Preise reichen von 20.190 Euro bis 29.445 Euro für den Top-Diesel mit Neun-Gang-Automatik. Der 145-PS-benziner mit CVT-Automatik kostet ab 27.100 Euro. Alle neuen Motoren des Rüsselsheimer Autoherstellers erfüllen die neue Schadstoffnorm Euro 6d.

Fazit zum neuen Opel Astra

Wer gerne mit sportlicher Leidenschaft fährt, wird mit einem CVT wahrscheinlich eher nicht glücklich. Wer hingegen öfter längere Fahrten unternimmt, reist im Astra mit den neuen Dreizylinder-Motoren und den beiden neuen Getrieben generell sehr entspannt und durchaus komfortabel.

Lesen Sie auch: Der Mazda CX-30 ist ein Muster an Laufruhe.

joi

Auch interessant

Kommentare