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Bosch-Mitarbeiter in Deutschland fürchten um ihre Jobs – „Wollen große Zukunftsvereinbarung haben“  

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Von: Julian Baumann

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An deutschen Standorten des Autozulieferers Bosch steigt im Zuge der Transformation zur E-Mobilität die Sorge vor einem Stellenabbau. Der Betriebsratschef fordert ein Bekenntnis zum Standort.

Stuttgart - Die Transformation zur E-Mobilität ist nicht nur bei den Herstellern in vollem Gange, auch die großen Zulieferer Bosch, ZF und Mahle rüsten sich für das E-Auto-Zeitalter. In der Industrie besteht seit einiger Zeit die große Sorge, dass im Zuge der Umstellung Arbeitsplätze wegfallen könnten. Der Chef von Bosch hatte kürzlich einen Stellenabbau angekündigt. „Während wir hoch spezialisierte Software- und Elektronikexperten einstellen, werden es in anderen Bereichen sukzessive weniger Mitarbeiter werden“, hatte Stefan Hartung erklärt. Da selbst der größte Autozulieferer der Welt auf Kosten achten muss, soll die Geschäftsleitung überlegen, die Produktionen für die E-Mobilität nach Tschechien zu verlagern.

Aus diesem Grund hatte der Gesamtbetriebsrat der Zulieferersparte Bosch Mobility am 28. Februar an mehreren deutschen Standorten eine außerplanmäßige Betriebsversammlung einberufen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Transformation beim Stuttgarter Technologie-Konzern zur Schließung von Standorten geführt. Ein Werk in Göttingen hatte Bosch nach China verkauft und auch einem Standort in München drohte das Aus. Der Gesamtbetriebsratschef Frank Sell hatte deshalb am Dienstag in Stuttgart den Erhalt der industriellen Arbeitsplätze in Deutschland gefordert.

Bosch: Außerplanmäßige Betriebsversammlung mit 17.000 Mitarbeitern an neun Standorten

Dass es beim weltgrößten Autozulieferer aufgrund der Transformation zur E-Mobilität rumort, ist nichts neues. Bosch-CEO Stefan Hartung hatte schon kurz nach seinem Amtsantritt einen Stellenabbau angekündigt. Wie groß die Sorge in der Belegschaft des Technologie-Konzern ist, zeigte sich am Dienstag bei der außerplanmäßigen Betriebsversammlung, an der laut dem Betriebsratschef rund 17.000 Mitarbeiter an neun Standorten in Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Thüringen und im Saarland teilgenommen hatten. Man dürfe nicht mehr über einzelne Standorte reden, sagte Frank Sell. „Wir wollen eine große Zukunftsvereinbarung haben.“ Bislang sei das Anliegen auf taube Ohren getroffen, weshalb man es nun eskalieren lasse.

Standorte, die an der außerplanmäßigen Betriebsversammlung teilgenommen haben:

StandortBundesland
BambergBayern
BlaichachBayern
EisenachThüringen
HildesheimNiedersachsen
HomburgSaarland
NürnbergBayern
SchwieberdingenBaden-Württemberg
Stuttgart-FeuerbachBaden-Württemberg
WaiblingenBaden-Württemberg

Das große Problem bei Bosch, wie auch bei den großen Herstellern wie Mercedes-Benz, ist es, dass viele Jobs nach wie vor an der Verbrenner-Produktion hängen. Da die EU ein endgültiges Verbrenner-Aus ab 2035 aber besiegelt hat, wird sich die Transformation nochmals beschleunigen müssen. Bosch will im Rahmen der E-Auto-Transformation zwar 80.000 Mitarbeiter umschulen, befürchtet wird aber, dass die Produktion zunehmend ins Ausland verlagert wird. Stefan Hartung hatte kürzlich betont, dass die deutschen Benzin- und Dieselwerke nicht besonders von einem Stellenabbau betroffen sein werden. „Deutschland bleibt zentral für Bosch“, hatte er deutlich gemacht.

Sorge von Bosch-Mitarbeitern nicht unbegründet: Viele Unternehmen verlagern Produktion ins Ausland

Beruhigt hat die Aussage des Geschäftsführers die Mitarbeiter an den Standorten aber offenbar nicht. Laut der dpa habe der Konzern erklärt, dass Hildesheim der Hauptstadtort für die Produktion von Komponenten für die E-Mobilität bleiben werde, in Tschechien solle dafür aber ein zweiter Standort entstehen. Bosch-Arbeitsdirektorin Filiz Albrecht hatte am Dienstag Verständnis für die Sorgen der Beschäftigten gezeigt. Sie erklärte aber erneut, dass die Geschäftsführung zum Standort Deutschland stehe und alles daran setze, die „Beschäftigung in Deutschland so weit wie möglich zu sichern“. Zugleich machte sie aber auch deutlich, dass auch Bosch auf die Kosten achten müsse, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Mitarbeiter von Bosch versammeln sich am frühen Morgen mit Fackeln vor dem Bosch-Werk in Stuttgart-Feuerbach und beteiligen sich an einer Kundgebung.
Bei Bosch wächst die Sorge nach einem Stellenabbau durch die Transformation zur E-Mobilität. Auch am Standort in Stuttgart-Feuerbach. © Christoph Schmidt/dpa

Unbegründet ist die Sorge der Bosch-Mitarbeiter definitiv nicht. Aus Kostengründen haben auch andere Unternehmen in den vergangenen Jahren ganze Produktionsschritte ins Ausland verlagert – vorzugsweise nach Osteuropa oder nach China. Die Gewerkschaft IG Metall hatte 2021 die Verlagerung der Produktion nach Osteuropa moniert.

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