„Gefahren für die Sicherheit“: Mercedes-Benz kämpft mit Produktfälschungen

Mercedes-Benz kämpft seit Jahren gegen Produktfälschungen, die inzwischen vermehrt in Online-Shops angeboten werden. Sie können für Autofahrer zum Sicherheitsrisiko werden.
Stuttgart - Die Automarke Mercedes-Benz des inzwischen gleichnamigen Autokonzerns aus Stuttgart steht seit jeher für eine hohe Qualität und Leistung. Mercedes will sich künftig sogar noch mehr auf den Luxus fokussieren. Wer bei seinem Modell mit Stern Reparaturen vornehmen lassen, oder sogar ganze Komponenten austauschen lassen möchte, sollte dringend von angeblichen Mercedes-Produkten in Online-Shops die Finger lassen. Wie der Autohersteller nun in einer Pressemitteilung bekannt gab, nimmt der Handel mit gefälschten Mercedes-Produkten im Netz immer weiter zu. „Produktfälschungen sind nicht nur illegal, sondern auch sicherheitsrelevant und können die Gesundheit von Verkehrsteilnehmern gefährden“, heißt es dort.
Daimler kämpft gegen Produktfälschungen bei Mercedes-Benz, die für Autofahrer lebensgefährlich sein können, berichtete BW24 bereits im Juli 2020. Von Daimler seien Millionen gefälschter Ersatzteile im Umlauf, hieß im August 2021. Obwohl Mercedes-Benz vehement gegen Produktfälschungen vorgeht, und zu diesem Zweck das Markenschutz-Team als „Schützer des Sterns“ einsetzt, nimmt der Handel mit den gefälschten Ersatzteilen auch im August 2022 immer weiter zu. „Wir arbeiten weltweit eng mit den Behörden zusammen, um diese Strukturen einzudämmen und Gefahren für die Sicherheit im Straßenverkehr zu bekämpfen“, erklärte Renata Jungo Brügger, Vorstandsmitglied für Integrität & Recht bei Mercedes-Benz.
Mercedes-Benz: 2021 weltweit mehr als 1,86 Millionen Fälschungen beschlagnahmt
Mercedes-Benz ist einer der wichtigsten Autohersteller der Welt und auch in nahezu allen Ländern der Erde vertreten. Deshalb ist das Problem der gefälschten Ersatzteile mit Stern auch ein globales Problem. Im vergangenen Jahr seien weltweit mehr als 1,86 Millionen Fälschungen bei über 650 Razzien beschlagnahmt worden, heißt es in der Mitteilung. Im Fokus stehen oftmals Bauteile wie Bremsscheiben, Räder oder auch Komponenten für die Karosserie und die Lenkungseinheit. Im Gegensatz zum „besten Mercedes-Stern ever“, den eine Frau auf Wish entdeckte, sind die professionellen Fälschungen optisch kaum von den echten Komponenten zu unterscheiden.

„Auf der Teststrecke und im Straßenverkehr zeigen sich jedoch schnell eklatante Qualitäts- und Sicherheitsunterschiede“, schreibt Mercedes-Benz. Als Beispiel kann aufgeführt werden, dass ein Auto mit gefälschten Bremsbelägen einen deutlich längeren Bremsweg hat, als eines mit originalen Mercedes-Komponenten. In einem internen Interview mit einer Mitarbeiterin der Unternehmenskommunikation führte Lita Silje Jänisch, Markenschützerin bei Mercedes-Benz, ein weiteres Beispiel auf. „Ein Fahrer eines Mercedes-Benz Pkw war mit ca. 130 km/h unterwegs, als unvermittelt die Motorhaube aufsprang und die Windschutzscheibe zertrümmerte“, erklärte sie. Glücklicherweise sei dabei niemand verletzt worden, es stellte sich aber heraus, dass der Fahrer den Original-Kühlergrill durch eine Fälschung aus dem Internet ersetzt habe.
Die Qualität der Fälschungen sei oftmals mangelhaft und die Komponenten würden die gesetzlichen Mindestvorgaben in punkto Sicherheit nicht erfüllen, heißt es in der Mitteilung. „Deshalb stellen Fälschungen ein erhebliches Risiko für die Gesundheit und die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer dar.“ Der Autobauer rät beispielsweise auch dringend von Mercedes-Sternen aus China ab. Vorständin Renata Jungo Brügger betont, dass die Fälschungen auch deshalb so gefährlich sind, weil die Szene so professionell vorgeht. „Die Fälscherindustrie hat die Strukturen des organisierten Verbrechens und erzielt oft höhere Gewinne als der Drogenhandel“, sagte sie.
Mercedes-Markenschützerin: Plagiate können „bei sicherheitsrelevanten Teilen richtig gefährlich werden“
Durch die Corona-Pandemie blühte der Online-Handel in nahezu allen Bereichen auf, da das Einkaufen somit ohne Infektionsrisiko abgewickelt werden konnte. Das machten sich aber auch die Fälscher zum Vorteil, die ihre Produkte zunehmend auf Online-Plattformen und auf Social-Media-Kanälen anbieten. „Der Handel mit Produktfälschungen über Online-Plattformen und Social Media nimmt weiter zu“, erklärte Renata Jungo Brügger. Im vergangenen Jahr konnte Mercedes-Benz mehr als 126.000 Produktfälschungen von Online-Plattformen entfernen. Für die Produktschützer macht der Online-Handel die Bekämpfung allerdings schwieriger, da die Waren sehr kurzfristig eingestellt werden können.
Ein Problem, auf das Mercedes-Benz in der Mitteilung nicht eingeht, ist wohl auch, dass der Hersteller Verluste macht, wenn Kunden gefälschte Ersatzteile deutlich günstiger im Internet bestellen, statt die Originalteile von Mercedes direkt. Für die Kunden zahlt sich der günstige Preis bei einem deutlich erhöhten Sicherheitsrisiko aber wohl eher nicht aus. In der Mitteilung rät Mercedes den Kunden dazu, auffällig erscheinende Angebote im Internet besonders sorgfältig zu prüfen.
Alarmsignale seien beispielsweise ein sehr niedriger Preis, Auffälligkeiten in der Qualität oder der Verkauf auf dubiosen Online-Portalen. „Oft lässt sich sogar an den Produktbildern oder an den Bezeichnungen erkennen, dass es sich nicht um Originalteile handeln kann, da Mercedes-Benz diese Produkte gar nicht herstellt.“ Auch Lita Silje Jänisch, die mit ihrem Team gegen Produktpiraterie von Mercedes-Komponenten vorgeht, rät in bereits genanntem Interview zur Vorsicht. „Um sicherzugehen, sollte man den Austausch über einen autorisierten Mercedes-Benz Händler vornehmen lassen“, erklärte sie. „Wenn Plagiate in die Hände von Kundinnen und Kunden gelangen, kann das gerade bei sicherheitsrelevanten Teilen richtig gefährlich werden.“