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Mercedes-Benz sieht Abhängigkeit von China nicht als Problem - „sich zu begrenzen, würde uns schwächer machen“

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Von: Julian Baumann

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Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, spricht beim Kongress Automobilwoche zum Thema „Restart in der Autobranche“ in der MHP Arena auf der Bühne.
Mercedes-Chef Ola Källenius sieht die Abhängigkeit von China nicht als Gefahr für den Autokonzern. © Bernd Weißbrod/dpa

Mercedes-Benz will in allen Automärkten profitabel wachsen. Dass die Luxusstrategie den Konzern noch abhängiger von China macht, sieht CEO Ola Källenius nicht.

Stuttgart - Die Modelle von Mercedes-Benz sind auf der ganzen Welt beliebt. Das wird sich durch den noch stärkeren Fokus auf Luxus und Elektrifizierung mit Sicherheit nicht ändern. Der Autokonzern, der seinen Sitz seit der Gründung in Stuttgart hat, ist jedoch wie alle anderen namhaften Hersteller auch auf das Geschäft auf dem weltgrößten Automarkt angewiesen. Dass die Luxusstrategie und die steigende Nachfrage nach Modellen von Mercedes-Benz und Mercedes-Maybach in China den Konzern noch abhängiger vom Reich der Mitte machen könnte, befürchtet Mercedes-Chef Ola Källenius aber nicht.

Ende des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass Chinas Einfluss auf Mercedes-Benz größer ist, als bislang angenommen. Chinesische Investoren halten rund 20 Prozent am schwäbischen Autokonzern. Dass die Marke mit dem Stern inzwischen mehr als ein Drittel des weltweiten Absatzes in China macht, sieht CEO Ola Källenius nicht als Bedrohung, sondern als Erfolg, wie er im Interview mit der Welt erklärte. „Sich in China zu begrenzen, würde uns schwächer machen“, sagte er. „Das kann nicht die Strategie sein. Wir wollen in allen Märkten profitabel wachsen.“

Mercedes-Benz und der Aufschwung in China: Segen und Flucht zugleich?

Da China inzwischen mit Abstand der größte Automarkt der Welt ist, ist es eine hohe Nachfrage nach Modellen von Mercedes-Benz eigentlich positiv. „In den vergangenen zehn Jahren ist das größte Wachstum in China passiert“, sagte Ola Källenius. „Dass wir dort jetzt mehr als ein Drittel unseres gesamten Absatzes verkaufen, ist eine Erfolgsstory.“ China ist als totalitär regiertes Land für westliche Unternehmen allerdings nicht ganz ungefährlich. Das musste auch der Stuttgarter Konzern bereits am eigenen Leib erfahren. Mercedes-Benz zog in China Wut mit einem Werbespot auf sich, der offenbar „westliche Klischees“ bediente.

Der ehemalige Daimler-Chef und Vorgänger von Ola Källenius, Dieter Zetsche, galt als großer China-Fan und bezeichnete die Volksrepublik einst als „zweite Heimat“ für den Autohersteller. Mit einem Dalai-Lama-Zitat zog „Dr. Z“ allerdings den Zorn der Regierung in Peking auf sich und musste sich öffentlich dafür entschuldigen. Das zeigte zum einen, wie gefährlich China für westliche Firmen sein kann, zum anderen aber auch, wie wichtig der dortige Automarkt für Mercedes-Benz ist. Aktuell befindet sich der chinesische Markt wieder im Aufschwung und es werden mehr E-Auto-Verkäufe erwartet. „Ich glaube, dass das Wachstumspotenzial Chinas in den nächsten zehn Jahren höchst attraktiv bleiben wird“, sagte der amtierende Mercedes-Chef der Welt.

Mercedes-Chef warnt vor Trennung der Marktwirtschaften - „hätte dramatische Konsequenzen“

Auch für die Tochtermarken des großen Autokonzerns ist China inzwischen sehr wichtig. Die Modelle von Smart, wie der SUV Smart #1, werden seit einiger Zeit ausschließlich in der Volksrepublik produziert und auch die Luxusmarke Mercedes-Maybach erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Der wirtschaftliche Aufschwung in China hat deshalb auch Vorteile für Mercedes-Benz. „Dieses Wirtschaftswunder hat sehr viele Arbeitsplätze in Deutschland mit abgesichert“, erklärte Ola Källenius. „Das heißt nicht, dass man seinen Heimatmarkt vergisst oder das Potenzial in den USA, Japan, Südkorea und künftig in Indien.“ Laut dem Mercedes-Chef wachse die Anzahl an Menschen mit hohem Einkommen überall auf der Welt an, „das ist für uns eine Chance“.

Mit der Luxusstrategie und dem Fokus auf hochpreisige Automodelle wird Mercedes-Benz künftig auch noch stärker Kunden mit einem hohen Einkommen ansprechen. Im Bereich der E-Autos wächst derzeit aber auch die Konkurrenz aus China. Mercedes und BWM sollten „beunruhigt“ sein, erklärte ein Experte angesichts der vielen chinesischen E-Auto-Start-ups, die ihre Modelle deutlich günstiger verkaufen als die Traditionshersteller aus Europa. Aktuell steigt zudem die Sorge vor einer Eskalation des China-Taiwan-Konflikts, der fatale Folgen für die Autoindustrie haben würde.

Ola Källenius warnte im Gespräch mit der Welt allerdings vor einer Trennung der Marktwirtschaften. „Wenn man glaubt, dass die chinesische Wirtschaft von der europäischen oder der amerikanischen entflochten werden könnte, ist das eine völlige Illusion“, machte er deutlich. „Es hätte dramatische Konsequenzen für die Weltwirtschaft, die mit denen des Ukraine-Kriegs in keiner Weise vergleichbar wären.“

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