Mercedes-Benz kürzt Schichten in deutschem Werk, zahlt aber Großteil der Löhne weiter
Mercedes-Benz hat aufgrund anhaltender Lieferprobleme die Schichten in Bremen gekürzt. Laut einem Bericht zahlen die Stuttgarter aber einen Großteil der Löhne weiter.
Update vom 29. April, 10.48 Uhr: Aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe hat der Stuttgarter Autokonzern Mercedes-Benz Ende März angekündigt, die Produktion im Werk in Bremen drosseln und rund 500 Leiharbeiter entlassen zu müssen. Einem aktuellen Bericht von buten un binnen zufolge muss das Stammpersonal trotz gedrosselter Produktion und weniger Schichten in den kommenden Monaten aber nur geringe Gehaltseinbußen verkraften – ungeachtet der tatsächlichen Arbeitszeit.
Demnach haben Mercedes-Benz und der Betriebsrat in Bremen eine Lohnfortzahlung von mindestens 85 Prozent für die von den Schichtkürzungen betroffenen Angestellten beschlossen. In Bremen, dem Lead-Werk für die C-Klasse und dem GLC, beschäftigt der schwäbische Weltkonzern rund 12.500 Mitarbeiter. Laut Betriebsrat sind auch mehrere tausende Angestellte von den Schichtkürzungen betroffen.
Mercedes-Benz entlässt 500 Leiharbeiter in deutschem Werk
Erstmeldung vom 29. März: Stuttgart/Bremen - Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Lieferketten und die anhaltende Halbleiter-Krise verzögern die Autoproduktion in Deutschland bereits seit langem. Die Lieferprobleme werden sogar immer schlimmer, es sind jedoch nicht alle Autohersteller gleich betroffen, wie eine BW24-Anfrage bei Mercedes-Benz, Porsche und Audi Anfang Februar ergab. Mercedes hat jedoch noch immer mit den Problemen zu kämpfen. „Die Logistik-Engpässe sind nach wie vor ein Thema und beschäftigten uns“, hatte ein Konzernsprecher unserer Redaktion erklärt.
Die anhaltenden Lieferprobleme führten beim ältesten Autokonzern der Welt bereits dazu, dass Mercedes-Benz zunächst in Bremen und wenig später auch am Hauptsitz in Stuttgart erneut temporär Kurzarbeit anmelden musste. Diese Entscheidung wurde mitunter stark kritisiert, da der Konzern kurz zuvor einen Milliardengewinn für das Geschäftsjahr 2022 verkündet hatte. Auch Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) kritisierte Mercedes deshalb. Die Lieferprobleme machen dem Traditionskonzern aber offenbar so sehr zu schaffen, dass Mercedes-Benz die Produktion in einem der größten Werke drosseln muss.
Mercedes-Benz drosselt Produktion in Bremen und beendet Einsätze von rund 500 Leiharbeitern
Das größte Werk von Mercedes-Benz ist inzwischen der Standort Sindelfingen, auf dessen Gelände sich auch die Zukunftsfabrik Factory 56 befindet, in der unter anderem die aktuelle S-Klasse und das elektrische Pendant EQS gebaut werden. Am Lead-Werk für die C-Klasse und dem GLC in Bremen beschäftigt der schwäbische Weltkonzern aber ebenfalls rund 12.500 Mitarbeiter. Dort soll die Produktion aufgrund der Lieferschwierigkeiten nun aber gedrosselt werden, wie das regionale Portal bunten un binnen berichtet. Konkret habe das Management angekündigt, einige Schichten in der Fabrik streichen zu wollen.
Eine gedrosselte Produktion und weniger Schichten bedeutet im Klartext natürlich auch weniger Beschäftigung. Statt erneuter Kurzarbeit trennt sich Mercedes-Benz dem Bericht zufolge von einem Viertel der insgesamt 2.000 Leiharbeiter, die in Bremen angestellt sind. „Die Einsätze von rund 500 betroffenen Zeitarbeitskräften werden in Absprache mit den Zeitarbeitsfirmen beendet, sofern sie nicht ohnehin planmäßig auslaufen“, teilte eine Sprecherin dem Portal mit. Erst vor wenigen Tagen hatte die Stuttgarter Zeitung berichtet, dass ein Teil der Leiharbeiter von Mercedes-Benz höhere Schichtzuschläge erhalten werden.
Lieferprobleme in der Autoindustrie: Neben Mercedes-Benz hat auch der VW-Konzern zu kämpfen
Dass gerade das Produktionswerk in Bremen häufig von Kurzarbeit oder von der nun verkündeten Drosselung betroffen ist, ist wohl auch der Luxus-Strategie von Mercedes-Benz geschuldet. Der Autobauer hatte im vergangenen Jahr angekündigt, sich fortan noch stärker auf die hochpreisigen Modelle der Konzern-Marken fokussieren zu wollen. Wie beim Milliardengewinn trotz Krisenjahr ersichtlich hat sich die Strategie bereits ausgezahlt. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die verfügbaren Komponenten vorrangig in hochpreisige Modelle verbaut werden und die Mittelklasse-Modelle zurückgestellt werden. In Bremen wird allerdings auch die vollelektrische Business-Limousine EQE produziert.

Die anhaltenden Lieferprobleme haben auch bei anderen Autoherstellern ihre Spuren hinterlassen. Der VW-Konzern konnte 2022 weniger Autos ausliefern als im Vorjahr, wie die Wolfsburger im Januar in einer Mitteilung erklärt hatten. Die Konzern-Tochter Porsche hat vor wenigen Tagen zwar ein starkes Plus bei Umsatz, Gewinn und Rendite verkündet, musste beim erfolgreichen E-Sportwagen Taycan aber ein deutliches Auslieferungsminus verkraften. Gerade bei E-Autos bremst der seit langem anhaltende Engpass von Halbleiterkomponenten die Produktion aus.