„Angespannte Lage“: Mercedes-Benz erhöht Ladepreise für E-Autos zum 1. März
Zum 1. März werden die Preise an den Ionity-Ladesäulen für Mercedes-Fahrer deutlich teurer. Gegenüber BW24 erklärt der Autokonzern die Hintergründe.
Stuttgart - Die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise hält inzwischen seit mehreren Monaten an. Durch die stark gestiegenen Strompreise könnte sogar der Umstieg auf E-Autos gefährdet werden, sagte ein Experte. Wie ein Blick auf die Übersicht der Ladetarife für Mercedes me Charge, das Ladennetzwerk des Stuttgarter Autokonzerns Mercedes-Benz, zeigt, reagiert auch der Traditionshersteller auf die aktuelle Lage und passt die Ladepreise zum 1. März deutlich an. Die Kosten für die Kilowattstunde werden je nach Ladetarif angehoben, während die Basiskosten in einem Tarifmodell sinken. Bei den Ladestationen des Joint Venture Ionity müssen Mercedes-Fahrer noch mehr zahlen.
Mercedes-Benz setzt mit der vollelektrischen Baureihe EQ auf die E-Mobilität und hat Ende 2022 mit der Vorstellung des EQE SUV das E-Auto-Quartett mit Stern komplettiert. Bis Ende des Jahrzehnts will der älteste Autohersteller der Welt überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen, ausschließlich E-Autos anbieten. Dementsprechend wichtig sind auch die Mercedes me Charge-Tarife, mit denen sich allein in Europa mehr als 400.000 Ladesäulen nutzen lassen. Dass Mercedes-Benz, als erster der bei Ionity beteiligten Autohersteller, gerade jetzt die Preise erhöht, erklärt der Konzern gegenüber BW24 mit deutlich gestiegenen Beschaffungskosten, höheren Netzentgelten und teilweise veränderten Umlagen.
Mercedes me Charge: Mercedes-Benz erhöht Ladekosten zum 1. März
Ionity ist ein Joint Venture der Autohersteller Mercedes-Benz, Volkswagen – mit Audi und Porsche –, BMW, Ford und Hyundai. Das High Power Charging Netzwerk ist inzwischen in 24 Ländern vertreten, macht aber nur einen gewissen Teil der mit Mercedes me Charge nutzbaren AC und DC Ladesäulen aus. Dementsprechend werden sich die Ladekosten pro Kilowattstunde zum 1. März für Mercedes-Fahrer nicht nur an den Ionity-Ladesäulen erhöhen. Seit Juni 2022 stehen den Kunden in Europa auch Festpreise unabhängig vom Betreiber zur Verfügung. Zum aktuellen Zeitpunkt und noch bis zum 28. Februar 2023 sehen die Preise je nach Tarif folgendermaßen aus:
Mercedes me Charge L | Mercedes me Charge M | Mercedes me Charge S | |
---|---|---|---|
Grundgebühr | 17,90 Euro/Monat | 4,90 Euro/Monat | 0,00 Euro/Monat |
Normales Laden (AC) | 0,33 Euro/Kilowattstunde | 0,39 Euro/Kilowattstunde | Je nach Preis des Ladesäulen-Betreibers |
Schnelles Laden (DC) | 0,38 Euro/Kilowattstunde | 0,49 Euro/Kilowattstunde | Je nach Preis des Ladesäulen-Betreibers |
Ionity HPC | 0,35 Euro/Kilowattstunde | 0,49 Euro/Kilowattstunde | 0,79 Euro/Kilowattstunde |
(Quelle: eu.charge.mercedes.me)

Der Tarif Mercedes me Charge L ist laut der Seite für Viel- und Langfahrer gedacht, Mercedes me Charge M für Mercedes-Fahrer, die von Zeit zu Zeit öffentlich laden und dabei flexibel bleiben wollen und Mercedes me Charge S für das einfache und bequeme Laden an einer Säule im Ladenetzwerk. Die Preise werden sich zum 1. März 2023 wie folgt erhöhen:
Mercedes me Charge L | Mercedes me Charge M | Mercedes me Charge S | |
---|---|---|---|
Grundgebühr | 12,90 Euro/Monat | 4,90 Euro/Monat | 0,00 Euro/Monat |
Normales Laden (AC) | 0,36 Euro/Kilowattstunde | 0,42 Euro/Monat | Je nach Preis des Ladesäulen-Betreibers |
Schnelles Laden (DC) | 0,55 Euro/Kilowattstunde | 0,65 Euro/Monat | Je nach Preis des Ladesäulen-Betreibers |
Ionity HPC | 0,55 Euro/Kilowattstunde | 0,65 Euro/Kilowattstunde | 0,79 Euro/Kilowattstunde |
(Quelle: eu.charge.mercedes.me)
Anhand der Tarife ist erkennbar, dass sich die Preise für Mercedes me Charge nach der maximalen Ladegeschwindigkeit richten. Eine hohe Geschwindigkeit beim Laden ist deshalb auch mit höheren Kosten pro Kilowattstunde verbunden. Dass Mercedes-Benz ausgerechnet zum 1. März die Preise erhöht, obwohl die Stromkosten zum aktuellen Stand (30. Januar 2023) wieder leicht sinken, erklärt Konzernsprecher Tobias Brandstetter gegenüber unserer Redaktion. „Die angespannte Lage auf den Energiemärkten verändert die Preisbildung“, macht er deutlich. „Die Hauptgründe für die steigenden Preise sind die deutlich gestiegenen Beschaffungskosten, höhere Netzentgelte und teilweise veränderte Umlagen.“
Mercedes-Benz baut eigenes Ladesäulen-Netzwerk auf – Kooperation mit Ionity soll bestehen bleiben
Aus den obigen Tabellen ist allerdings auch zu entnehmen, dass die Grundgebühr für den Tarif Mercedes me Charge L ab dem 1. März von derzeit 17,90 Euro pro Monat auf 12,90 pro Monat gesenkt wird. „Wir beobachten permanent unsere Preise und passen sie nach Marktlage jeweils an“, so Tobias Brandstetter. Zu Beginn des Jahres hatte der Stuttgarter Traditionskonzern verkündet, mit dem Aufbau eines eigenen globalen High-Power-Charging-Netzwerks zu beginnen. Das Netzwerk, das in Nordamerika, Europa, China und anderen Kernmärkten des Autoherstellers errichtet werden soll, wird für E-Autos aller Marken zugänglich sein.
Mit dem Ausbau des eigenen Ladenetzwerks will Mercedes-Benz in Nordamerika beginnen, langfristig sollen in den Kernmärkten aber mehr als 10.000 High-Power-Chargers zur Verfügung stehen. Die Kooperation mit Ionity als Roaming-Partner will Mercedes aber deshalb nicht aufgeben. „Wir sehen die Kooperation mit Ionity als Ergänzung an“, sagt Tobias Brandstetter gegenüber BW24. „Unser eigenes Ladenetzwerk in Nordamerika, Europa, China und den anderen Kernmärkten wird spezielle Features bieten, die Partnerschaft mit Ionity bleibt aber bestehen.“