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Verbrenner-Abschied: Mercedes-Benz stellt wichtigste Motorenwerke ab 2024 auf Elektro um - Hintertür bleibt

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Von: Julian Baumann

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Mercedes-Benz will ab 2030 nur noch E-Autos produzieren und rüstet deshalb die wichtigsten Motorenwerke um. Eine Hintertür lässt sich der Konzern aber weiterhin offen.

Stuttgart - Die Zeichen stehen auch beim Erfinder des Automobils auf Elektro: Mercedes-Benz hatte im vergangenen Jahr die E-Auto-Strategie deutlich beschleunigt und angekündigt, ab 2030 nur noch elektrische Pkw verkaufen zu wollen. Obwohl die Stuttgarter mit dem kürzlich vorgestellten EQE SUV das E-Auto-Quartett komplettiert haben und das Portfolio der elektrischen Marke Mercedes-EQ immer weiter ausbauen, verkauft der Weltkonzern nach wie vor deutlich mehr Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Ab 2025 will Mercedes-Benz nach eigener Aussage aber bereits von jedem Modell ein elektrisches Pendant anbieten können, weswegen die Zeit allmählich immer knapper wird.

Mit dem EU-Entscheid, ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen zu erlauben, ist das Verbrenner-Ende in Europa bereits besiegelt. Mercedes-Benz will jedoch deutlich früher für das vollelektrische Zeitalter bereit sein und ab 2024 die wichtigsten Motorenwerke in Deutschland, Rumänien und China auf die Produktion von Batterien und Elektromotoren umrüsten, wie Produktionsvorstand Jörg Burzer am Dienstagabend in Stuttgart erklärte. Im Sommer hatte der große Autobauer bereits die Umstellung der wichtigsten Montagewerke bekannt gegeben, bei den Motorenwerken gestaltet sich die Transformation allerdings deutlich schwieriger.

Mercedes-Benz: Motorenwerk am Hauptstandort in Stuttgart soll Batterien und Antriebsstränge fertigen

Mercedes-Benz wurde im Rahmen der E-Auto-Transformation zu Beginn häufig vorgeworfen, sich mit der Umstellung zu lange Zeit gelassen zu haben. „Es kann schon sein, dass wir ein bisschen spät gestartet sind, aber wir haben stark aufgeholt“, sagte Jörg Burzer am Dienstag. Da das Herzstück der elektrischen Fahrzeuge neben dem Motor vor allem die Batterie ist, ist die Umstellung der wichtigsten Motorenwerke des Konzerns ein großer Schritt in Richtung reiner E-Auto-Marke. Konkret sollen ab 2024 in den Fabriken in Kamenz (Sachsen), Brühl (Baden-Württemberg) und im chinesischen Peking Batterien gebaut werden. Dieser Schritt ist offenbar Teil der geplanten 8 Gigafabriken als „Zentrum der Autoindustrie“.

Einblick in die Batteriefabrik von Mercedes-Benz am Standort Untertürkheim (Werkteil Hedelfingen).
Auch am Hauptsitz von Mercedes-Benz in Untertürkheim wird umgerüstet. Das Motorenwerk soll ab 2024 Batterien und elektrische Antriebsstränge fertigen. © Mercedes-Benz AG – Communication

Am Hauptsitz des Autokonzerns im Stuttgarter Stadtteil Untertürkheim hat sich im vergangenen Jahr bereits einiges gewandelt. Das Stammwerk von Mercedes-Benz musste einem E-Campus weichen. Das Motorenwerk am Hauptstandort soll ab 2024 neben Batterien für die E-Mobilität auch elektrische Antriebsstränge produzieren. Im Gegensatz zum bisherigen Planungsziel wurden die Kapazitäten auf eine Million Einheiten verdoppelt. Laut einer Pressemitteilung will der Konzern zudem in Peking und im rumänischen Sebes ebenfalls elektrische Antriebsstränge bauen. In Untertürkheim (Werksteil Mettingen) und in Hamburg sollen elektrische Achsen und Komponenten für neue EQ-Modelle produziert werden. Im ältesten Werk in Berlin-Marienfelde dagegen leistungsstarke Elektromotoren für die Tochter-Marke Mercedes-AMG.

Eine Übersicht der Umstellungen der wichtigsten Motorenwerke von Mercedes-Benz (ab 2024):

(Quelle: Mercedes-Benz)

Mercedes-Benz rüstet Motorenwerke um, will zunächst aber auch weiter Verbrenner bauen

Für die Mitarbeiter des Weltkonzerns ist die Transformation der Motorenwerke ein deutlich größerer Einschnitt wie bisher. Laut Mercedes-Betriebsratschef Ergun Lümali seien mehrere zehntausend Menschen von der Umstellung betroffen. Über das Schicksal der Angestellten war bereits im vergangenen Jahr massiv debattiert worden - mit Erfolg. „Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt“, sagte Lümali. „Es freut mich, dass wir für unsere Kolleginnen und Kollegen im Powertrain-Produktionsverbund Sicherheit und eine klare Perspektive geschaffen haben.“ Für alle Mercedes-Mitarbeiter in Deutschland gilt eine Beschäftigungsgarantie bis 2030. Zudem werden die Motorenwerke auch nicht direkt vollständig umgestellt, sondern sollen parallel und auf Anfrage zunächst weiterhin auch Verbrennungsmotoren produzieren.

Mercedes-Benz setzt den Fokus zwar eindeutig auf die E-Mobilität, hält sich bislang aber eine Hintertür offen. Das zeigt sich auch an der oftmals betonten Formulierung, man wolle ab 2030, überall da, wo es die Marktbedingungen zulassen, ausschließlich E-Autos verkaufen. Auf die Marktbedingungen angesprochen hatte Mercedes-Strategiechefin Carolin Strauß im BW24-Interview Ende Mai erklärt, dass Mercedes-Benz bis 2030 bereit sein werde, auf Elektro umzustellen. „Am Ende erfordert die weltweite Umstellung aber mehr, als dass wir das Angebot bereitstellen“, sagte sie. Dazu zähle unter anderem die Infrastruktur und auch die Bereitschaft der Kunden und Märkte für die E-Autos mit dem Stern.

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