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„Keep Swabian“: Mercedes-Chef ruft Führungskräfte weiterhin zum Sparen auf – trotz Milliardengewinn

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Von: Julian Baumann

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Mercedes-Benz hat vor rund einem Monat einen Milliardengewinn verkündet. CEO Ola Källenius hält allerdings weiterhin an seinem Sparplan fest.

Stuttgart - Eigentlich könnte man annehmen, dass Mercedes-Chef Ola Källenius mit Zufriedenheit auf seine bisherige Arbeit an der Spitze des Stuttgarter Weltkonzerns blicken kann. Seitdem der schwedische Manager 2019 den Posten von Vorgänger Dieter Zetsche übernommen hatte, verordnete er dem Unternehmen einen strengen Sparkurs, richtet den ältesten Autohersteller der Welt gleichzeitig aber auch immer deutlicher auf Luxus aus. Diese Strategie trug bereits Früchte, vor rund einem Monat hatte Mercedes-Benz einen Milliardengewinn für das Krisenjahr 2022 verkündet und zahlte den Mitarbeitern die höchste Prämie der Firmengeschichte aus.

Ola Källenius und Finanzvorstand Harald Wilhelm hatten bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das Jahr 2022 demnach durchaus gute Nachrichten zu verkünden, gaben sich angesichts der andauernden Krisen mit Prognosen für das laufende Geschäftsjahr aber vorsichtig. Ein Konzernsprecher hatte gegenüber BW24 im Februar erklärt, dass Mercedes-Benz noch immer mit Logistik-Problemen zu kämpfen hat. Die anhaltenden Probleme der Autoindustrie sind allerdings nicht der einzige Grund, warum Källenius dem Manager Magazin zufolge die Führungskräfte per Schreiben weiterhin zu Sparmaßnahmen aufgerufen hat. Der Mercedes-Chef will den Weltkonzern auf noch höhere Rendite trimmen.

Mercedes-Chef lobt Belegschaft für erfolgreiches Geschäftsjahr, schwört sie aber auf schwierige Zeit ein

Als Konzern von Weltrang wurde die Jahresbilanz von Mercedes-Benz in englischer Sprache abgehalten. Das hinderte Källenius aber nicht daran, an die Belegschaft mit einer Tugend zu appellieren, für die das Heimatbundesland des Unternehmens weit über die Grenzen hinaus bekannt ist. „Keep Swabian“, sagte der Mercedes-Chef in Bezug auf das voraussichtlich schwierige Geschäftsjahr 2023. Ende 2022 hatte sich der Mercedes-Chef in einem SWR-Interview klar zu Baden-Württemberg bekannt, in diesem Fall sollte „bleibt schwäbisch“ aber offenbar heißen: „bleibt sparsam“. Wie das Manager Magazin berichtet, legte der CEO am 20. März in einem Schreiben an die Führungskräfte des Konzerns nach.

NameOla Källenius
Geburtsdatum11. Juni 1969
GeburtsortVästervik, Schweden
NationalitätSchwedisch
BerufVorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group AG
Karriere1993 Eintritt bei Mercedes-Benz, nach mehreren verschiedenen Führungspositionen im Konzern seit 2019 CEO
AusbildungMaster International Management (Handelshochschule Stockholm), Master Finance and Accounting (Universität St. Gallen)
Bekannt fürTransformation zur E-Mobilität, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und stärkere Ausrichtung auf den Luxus
Auszeichnungen (Auswahl)Europas CEO des Jahres 2021, Handelsblatt Manager des Jahres 2020

In dem Schreiben lobte Ola Källenius dem Bericht zufolge zunächst die Leistungen der Belegschaft, die es Mercedes-Benz ermöglichten, trotz Ukraine-Krieg, Chipkrise und Lieferengpässen einen Milliardengewinn einzufahren. „Darauf können wir als Mercedes-Team stolz sein. Danke!“, soll es in dem Schreiben heißen. Nachfolgend schwor der Vorstandsvorsitzende die Führungskräfte aber auf schwierige Zeiten ein und appellierte daran, weiterhin sparsam zu sein. „Jetzt nicht nachlassen!“, lautete der Appell. Die inzwischen eigenständigen Unternehmen Mercedes-Benz und Daimler Truck sind inzwischen beinahe doppelt so viel wert wie die damalige Daimler AG zum Zeitpunkt der Übernahme durch Ola Källenius. Der Konzernchef will aber noch deutlich mehr.

Mercedes-Benz erklärt in Schreiben, dass „Profitabilität“ und „Effizienz“ zusammengehören

Neben den Ambitionen, den Konzern noch profitabler zu machen, ist der Vorstand von Mercedes-Benz wohl auch aufgrund der Transformation zur E-Mobilität weiterhin vorsichtig. Die Schwaben wollen ab 2030, überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen, ausschließlich E-Autos verkaufen. Während sich Mercedes bei Autos mit Verbrennungsmotoren wohl vor keinem anderen Hersteller der Welt verstecken muss, führen im E-Auto-Bereich aktuell andere Unternehmen die Ranglisten an und die Konkurrenz wächst. Weil die beiden elektrischen Leitmodelle mit Stern ausgerechnet auf dem wichtigsten Automarkt nicht so wirklich erfolgreich sind, hatte Mercedes die Preise für den EQS und den EQE in China deutlich gesenkt.

Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group AG, spricht vor der Bilanzpressekonferenz mit der dpa.
Mercedes-Chef Ola Källenius hat den Weltkonzern aus Stuttgart auf Erfolg getrimmt, ruft jedoch weiterhin zum Sparen auf. © Christoph Schmidt/dpa

Dass Mercedes-Benz trotz eines sehr erfolgreichen Geschäftsjahres weiterhin einen Sparplan verfolgt, dürfte nicht nur in der Belegschaft auf deutliche Kritik treffen. Dem Manager Magazin zufolge hatte der Vorstand bereits in den vergangenen Wochen mehrfach die Frage gehört, inwiefern ein Milliardengewinn und ein anhaltender Sparkurs denn zusammenpassen würden. „Profitabilität und Effizienz passen nicht nur zusammen – sie gehören zusammen“, hieß es als Antwort in dem Schreiben. „Und mit Blick nach vorn wird diese Aufgabe noch viel wichtiger.“

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