Mercedes-Betriebsratschef fordert klare Ansage zum Antrieb der Zukunft - „wissen, wo die Reise hingeht“

Nur E-Autos oder doch auch Brennstoffzelle und E-Fuels? Mercedes-Betriebsratschef Ergun Lümali fordert von der Politik endlich eine klare Ansage.
Stuttgart - Die 27 EU-Staaten haben sich nach langen Verhandlungen darauf geeinigt, ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen zu erlauben. Neben E-Autos umschließt das auch sogenannte E-Fuels, synthetische Kraftstoffe, an denen auch Porsche arbeitet. Autokonzern Mercedes-Benz hat sich seit langem dazu entschieden, ab 2030 nur noch E-Autos zu produzieren. Mercedes-Betriebsratschef Ergun Lümali forderte bei einem Treffen mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) dennoch eine klarere Aussage darüber, wie sich Konzerne, Länder und Gemeinden künftig auf die Zukunft der Mobilität vorbereiten müssen.
Die Debatte um ein Verbrenner-Ende in Europa dauert bereits seit Monaten an. Die Grünen in Deutschland forderten sogar ein Verbot ab 2030, scheiterten damit jedoch: Mercedes-Benz, BMW und VW dürfen noch bis 2035 Verbrenner verkaufen. Mit dem EU-Entscheid, 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen verkaufen zu dürfen, bleibt aber noch immer ein Schlupfloch für E-Fuels und die wasserstoffbasierte Brennstoffzelle. Die Autohersteller könnten allerdings nicht „für mehrere Antriebsarten gleichzeitig hohe Entwicklungskosten stemmen, ohne zu wissen, wohin die Reise geht“, so der Betriebsratschef von Mercedes-Benz gegenüber dem Spiegel.
Uneinigkeit in der Autoindustrie: Mercedes und VW haben Verbrenner-Aus bereits besiegelt
E-Autos gelten allgemein als die Zukunft der Mobilität. Mercedes-Benz hat die Entwicklung der Brennstoffzelle bereits aufgegeben und auch VW will nur noch auf batteriebetriebene Modelle setzen. Die Forderung von Verkehrsminister Wissing, auch zukünftig Alternativen zur E-Mobilität zuzulassen, trifft dennoch in der Industrie auf offene Ohren. Ein Porsche-Sprecher sagte auf BW24-Anfrage, man wolle ungeachtet des EU-Entscheids an den E-Fuels festhalten und BMW kündigte erst vor wenigen Tagen eine Wasserstoff-Offensive an.
Für die Industrie und die Länder stellt sich demnach die Frage, wie der Aufbau der Ladeinfrastruktur vonstattengehen soll. Ist der Ausbau des Ladenetzwerkes für E-Autos der richtige Schritt, oder bedarf es auch Wasserstoff-Tankstellen? Um diese Frage zu diskutieren, haben sich Ergun Lümali und die Betriebsratschefs der anderen deutschen Autohersteller dem Spiegel zufolge vergangene Woche in Frankfurt am Main mit Volker Wissing getroffen. Bei der Veranstaltung der Gewerkschaft IG Metall ging es konkret um die Verkehrswende und die Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Mercedes-Betriebsratschef fordert mehr Klarheit in Bezug auf Antrieb der Zukunft
Bei dem Treffen mit Verkehrsminister Wissing sagte Mercedes-Benz-Betriebsratschef Ergun Lümali, dass er zwar grundsätzlich für eine Technologieoffenheit sei, aber dennoch mehr Klarheit in Bezug auf den Autoantrieb der Zukunft fordere. Andere hochrangige Manager zeigten sich in der Vergangenheit deutlich kritischer. VW-Chef Herbert Diess sieht die Brennstoffzelle beispielsweise nicht als Alternative zum E-Auto an und erklärte, synthetische Kraftstoffe seien „noch ineffizienter als die Brennstoffzelle“. Ein Experte sieht ebenfalls keine Zukunft mehr für den Wasserstoffantrieb, da die Transformation zur E-Mobilität bereits zu weit fortgeschritten sei.
Aus diesen Gründen traf die Entscheidung, auch E-Fuels und die Brennstoffzelle nach 2035 noch zu erlauben, in der Industrie stellenweise auf Unverständnis. E-Fuels könnten die Klimabilanz von Verbrennungsmotoren zwar deutlich verbessern, für den FDP-Vorschlag müssten allerdings neue Fahrzeuge entwickelt werden, die keine herkömmlichen Kraftstoffe tanken können. Für Porsche-Fahrer, die beispielsweise weiter den legendären 911 fahren wollen, sei der synthetische Kraftstoff eine Option, sagte VW-Chef Diess, „für den Mainstream ist das E-Auto die deutlich bessere Lösung.“ Auch bei dem großen Autobauer mit dem Stern ist die Entscheidung bereits gefallen. „Die Industrie hat ihre Weichen bereits gestellt“, sagte Ergun Lümali laut dem Spiegel.