Mercedes schafft Nachtschicht in Zukunftswerk ab – das hat Auswirkungen für Leiharbeiter
Mercedes-Benz setzt die temporäre Nachtschicht im Zukunftswerk Factory 56 in Sindelfingen aus. Das wird sich auch auf die Beschäftigung von Leiharbeitern auswirken.
Stuttgart/Sindelfingen - Mercedes-Benz hat im vergangenen Jahr die erweitere Luxus-Strategie präsentiert, mit der der Konzern bislang auch sehr erfolgreich fährt. Durch den Fokus auf die hochpreisigen Modelle kommt dem Zukunftswerk Factory 56 am Standort Sindelfingen eine noch größere Bedeutung zu, da dort sowohl die Top-Limousine S-Klasse als auch das elektrische Pendant EQS und das Maybach-Derivat gefertigt werden. Zeitgleich mit der Premiere der aktuellen S-Klasse wurde 2020 auch die Factory 56 eröffnet, in der 2021 im Rahmen einer Flexibilisierungsvereinbarung eine temporäre Nachtschicht für den Hochlauf der Produktion eingerichtet wurde.
Diese Nachtschicht sollte ursprünglich nur bis Ende 2021 gelten, wurde seitdem aber mehrfach verlängert. Laut der März-Ausgabe des Magazins Brennpunkt für die Beschäftigten von Mercedes-Benz und Daimler Truck soll die Nachtschicht in der Factory 56 Mitte April entfallen. Vor kurzem hatte Mercedes-Benz aufgrund des anhaltenden Lieferengpasses auch Teile der Nachtschicht im Bremer Werk eingestellt, in Sindelfingen hat der Schritt aber einen anderen Hintergrund. In diesem Fall ist der Hochlauf der Produktion im Zukunftswerk abgeschlossen und die Serienproduktion soll künftig im 2-Schichtbetrieb fortgesetzt werden.
Mercedes-Benz setzt in Factory 56 wieder auf 2-Schichtbetrieb – keine Auswirkung auf Stammbelegschaft
Da am Standort Sindelfingen, dem größten Werk von Mercedes-Benz, mehrere Produktionslinien gleichzeitig ablaufen, war eine Nachtschicht während des Hochlaufs der Produktion offenbar notwendig. „Im vergangenen Jahr wurde in der Factory 56 der Hochlauf der drei Modelle EQS, S-Klasse und S-Klasse Maybach erfolgreich abgeschlossen und die Produktion in den Serienbetrieb überführt“, erklärt Mercedes-Sprecher Sebastian Meißner gegenüber BW24. „Durch die Überführung der F56-Produktion in den Serienbetrieb, verbunden mit den entsprechenden Effizienzsprüngen, wird das geplante Volumen künftig wieder im 2-Schichtbetrieb produziert.“ Bei gleichbleibender Kundennachfrage könne im 2-Schichtbetrieb dasselbe Volumen an High-End-Fahrzeugen produziert werden, wie im vergangenen Jahr.
Factory 56 von Mercedes-Benz
Die Factory 56 von Mercedes-Benz ist eine moderne Fertigungsanlage für Automobile in Sindelfingen, Deutschland. Sie wurde im Jahr 2020 eröffnet und liegt im Westen des größten Mercedes-Standorts, dem Werk Sindelfingen. Die Factory 56 setzt auf digitale Technologien und Nachhaltigkeit, um die Effizienz der Produktion zu steigern und gleichzeitig die Umweltbelastung zu reduzieren.
Einige der wichtigsten Merkmale der Factory 56 sind:
Größe: Die Factory 56 hat eine Fläche von 220.000 Quadratmetern und ist damit die größte Einzelinvestition in der Geschichte von Mercedes-Benz.
Flexibilität: Die Produktion kann schnell und einfach angepasst werden, um verschiedene Modelle und Ausstattungsvarianten zu produzieren.
Nachhaltigkeit: Die Factory 56 setzt auf erneuerbare Energien, Wassereinsparungen und Recycling, um die Umweltbelastung zu reduzieren.
Digitalisierung: Die Factory 56 nutzt digitale Technologien wie künstliche Intelligenz, Augmented Reality und vernetzte Produktionssysteme, um die Effizienz der Produktion zu steigern.
Arbeitsplatz der Zukunft: Die Factory 56 bietet den Mitarbeitern eine moderne Arbeitsumgebung mit ergonomischen Arbeitsplätzen, flexiblen Arbeitszeiten und digitalen Tools zur Unterstützung.
Die Factory 56 von Mercedes-Benz steht für innovative und nachhaltige Produktion von Automobilen und ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen Mobilität.
Der Auslauf der Nachtschicht soll für die Stammbelegschaft keine Auswirkungen haben, heißt es in Brennpunkt. Das bestätigt auch Sprecher Sebastian Meißner unserer Redaktion. „Der Auslauf der 3. Schicht hat keine Auswirkungen auf die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft“, macht er deutlich. Stattdessen soll die Flexibilität des Standorts für den Hochlauf der Produktion der neuen Mercedes-E-Klasse genutzt und die Nachtschicht innerhalb des Werkes in die Halle 46 verlagert werden. Dort soll der 3-Schichtbetrieb im Laufe des Jahres aufgenommen werden. „Nach Auslauf der 3. Schicht werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem anderen Schichtmodell arbeiten.“
Mercedes-Zukunftswerk nach erfolgreichem Produktionshochlauf nicht mehr auf Unterstützung angewiesen
Für die Mitarbeiter in Sindelfingen, die nicht fest bei Mercedes-Benz angestellt sind, wird der Auslauf der Nachtschicht allerdings eine Auswirkung haben. „Natürlich wird sich das Aussetzen der Nachtschicht auf den Bedarf an Zeitarbeitskräften auswirken“, wird Stefan Heinzl, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und Vorsitzender des Personalausschusses am Standort Sindelfingen, in Brennpunkt zitiert. In Absprache mit den Zeitarbeitsfirmen sollen die Verträge demnach beendet werden, wenn sie nicht ohnehin planmäßig auslaufen. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten muss Mercedes-Benz auch in Bremen 500 Leiharbeiter entlassen. Die IG Metall-Betriebsräte betonen allerdings, dass sie sich immer wieder für die Übernahme von Leiharbeitern einsetzen.

Eben weil in der Factory 56 mehrere parallel laufende Produktionshochläufe zu bewältigen waren, setzte Mercedes-Benz auch auf die Unterstützung von Zeitarbeitskräften, erklärt Sebastian Meißner auf BW24-Anfrage. „Mithilfe der Zeitarbeit ist es möglich, durch die flexible Reaktion auf Marktschwankungen die Stammbelegschaft und Arbeitsplätze im Unternehmen zu halten“, sagt er. „Einsätze von Zeitarbeitskräften sind ein wichtiges Flexibilitätsinstrument, das hier beispielsweise für die große Anzahl an parallelen Modell-Anläufen in zwei Hallen des Werks genutzt wurde.“ Nach dem erfolgreichen Abschluss des Produktionshochlaufs ist die Unterstützung durch Leiharbeiter offenbar nicht mehr notwendig.