Trotz Milliardengewinn: Mercedes-Benz schickt Mitarbeiter in Stuttgart in die Kurzarbeit
Vor wenigen Tagen verkündete Mercedes-Benz bei der Jahresbilanz einen Milliardengewinn. Am Stammwerk in Stuttgart meldet der Autokonzern aber erneut Kurzarbeit an.
Stuttgart - Der Autokonzern Mercedes-Benz hat auch im Krisenjahr 2022 den Problemen getrotzt und einen Konzerngewinn von rund 15 Milliarden Euro erwirtschaftet, wie Mercedes-Chef Ola Källenius und Finanzvorstand Harald Wilhelm bei der Jahresbilanz in Stuttgart bekannt gaben. Beim Ausblick auf die Entwicklungen für 2023 ist der älteste Autohersteller der Welt aber dennoch vorsichtig. Weltweit machen die Lieferprobleme durch den Ukraine-Krieg den Autoherstellern immer noch Probleme. Mercedes-Benz hatte deshalb bereits im März 2022 Kurzarbeit am wichtigsten Werk in Sindelfingen angemeldet.
Die Lieferprobleme in der Autoindustrie werden „immer schlimmer“, davon betroffen sind aber nicht alle Hersteller. Ein Sprecher von Mercedes-Benz hatte gegenüber BW24 bestätigt, dass die Lieferprobleme nach wie vor ein Thema seien. Aufgrund der Lieferprobleme und den Versorgungsengpässen hat der Stuttgarter Traditionskonzern zunächst in Bremen, wo unter anderem der elektrische EQC gefertigt wird, erneut Kurzarbeit angemeldet – und nun auch am Stammwerk in Stuttgart-Untertürkheim.
Mercedes-Benz macht Milliardengewinn und schickt Mitarbeiter trotzdem in Kurzarbeit
Für die Belegschaft von Mercedes-Benz gehörte die Maßnahme der Kurzarbeit in den vergangenen Jahren zum ständigen Begleiter. Die Krise nimmt kein Ende, hieß es im Juli 2021, als Mercedes erneut 1.000 Mitarbeiter in die Kurzarbeit schickte. Nach dem erklärten Ende der Corona-Pandemie könnte man zwar auf Besserung hoffen, die Folgen des Ukraine-Krieges machen der Autoindustrie aber weiterhin zu schaffen. Im Juli 2022 hatte Mercedes-Benz deshalb Kurzarbeit in Rastatt angemeldet, zum Jahresbeginn muss die Maßnahme nun in Bremen und am Hauptsitz in Stuttgart erneut zum Tragen kommen. Man habe in einzelnen Teilbereichen „aufgrund kurzfristiger Lieferengpässe Fahrweisen-Anpassungen vorgenommen, die über Arbeitszeitinstrumente sowie tageweise Kurzarbeit ausgeglichen werden“, erklärte eine Sprecherin den Stuttgarter Nachrichten.

Das vergangene Jahr war für Mercedes-Benz trotz der Krisen überaus erfolgreich, was in großen Teilen auch der im Mai verkündeten Luxus-Strategie geschuldet ist. Den Erfolg gab der Konzern auch an die Belegschaft weiter und zahlte den Mitarbeitern die höchste Prämie der Geschichte aus. Dass nur wenige Tage nach der Verkündung der Geschäftszahlen erneut Kurzarbeit an zwei der wichtigsten Standorte angemeldet wird, trifft deshalb auf deutliche Kritik. Die Organisation Finanzwende kritisierte das Unternehmen und erklärte, Mercedes-Benz nutze den Sozialstaat „zum wiederholten Mal als Selbstbedienungsladen“.
Finanzwende kritisiert Mercedes-Benz - Konzern widerspricht den Vorwürfen
Eben dieser Vorwurf wurde dem ältesten Autohersteller der Welt von der nicht staatlichen Organisation bereits in der Vergangenheit mehrmals gemacht. Finanzwende hatte neben der Kurzarbeit-Maßnahme auch die hohen Dividenden-Zahlungen an die Aktionäre kritisiert, die in diesem Jahr noch höher ausfallen dürfte, als zuvor. Das Bundesarbeitsministerium hatte sich den Stuttgarter Nachrichten zufolge in Bezug auf die Kurzarbeit in Bremen und Stuttgart eher distanziert gezeigt. Arbeitsminister Hubert Heil habe, ohne den Namen des Konzerns zu nennen, erklärt, mit dem Kurzarbeitergeld solle „weder das allgemeine Betriebsrisiko des Arbeitgebers abgesichert noch Liquiditätshilfe für Unternehmen gewährt werden“.
Mercedes-Benz hat der Kritik aufgrund der Kurzarbeit in Bremen und Stuttgart widersprochen. Im vergangenen Jahr hätten die Beschäftigten einen zweistelligen Millionenbetrag an Kurzarbeitergeld bezogen, das Unternehmen und die Belegschaft hätten in den vergangenen zehn Jahren aber einen einstelligen Milliardenbetrag in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt. Die Maßnahme soll eben dazu führen, dass die Mitarbeiter trotz Lieferengpässen und einer verringerten Position vor einer Arbeitslosigkeit bewahrt werden. Bei Mercedes-Benz gilt aber ohnehin eine Jobsicherungsvereinbarung für die Mitarbeiter an den deutschen Standorten.