Mercedes-Benz: Geschichte, Standorte und Vorstand des Autoherstellers aus Stuttgart
Mercedes-Benz mit Firmensitz in Stuttgart ist der älteste Autohersteller der Welt, dessen Geschichte 1886 mit der Patentierung des Automobils durch Carl Benz begann.
Stuttgart – Die Mercedes-Benz AG ist heute eine hundertprozentige Tochter der Mercedes-Benz Group AG, die die PKW- und Kleintransporter-Sparte des Unternehmens umfasst. Im Laufe seiner langen Geschichte wechselte der Autokonzern mehrmals den Namen und die Firmenstruktur, doch eines ist immer gleich geblieben: der weltweit hervorragende Ruf der im Luxusbereich angesiedelten Autos der Marke Mercedes-Benz.
Mercedes-Benz: Die Anfänge des Traditionskonzerns aus Stuttgart
1871 gründete der gebürtige Karlsruher Carl Benz in Mannheim eine Eisengießerei und mechanische Werkstätte, in der er an Gasmotoren tüftelte. Aus dieser ging 1883 die Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik hervor, in der er zwei Jahre später das erste Automobil der Welt baute: den Benz Patent-Motorwagen Nummer 1. Sein Viertaktmotor brachte es auf 0,67 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 16 Kilometern pro Stunde. Am 29. Januar 1886 wurde das Fahrzeug zum Patent angemeldet.
Bei der ersten Fernfahrt überhaupt saß 1888 eine Frau am Steuer. Carls Ehefrau Bertha steuerte den Patent-Motorwagen Nummer 3 über 104 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim und zurück. Für die Fahrt brauchte sie knapp 13 Stunden. Ein Jahr später wurden die Fahrzeuge auf der Pariser Weltausstellung zum Verkaufshit und legten so den Grundstein für die Entstehung des späteren Mercedes-Benz-Konzerns.
Frühe Geschichte des Autokonzerns: Von Benz & Cie. zu Daimler-Benz
Für den Bau seines Motors hatte sich Carl Benz bei seinem Konkurrenten Gottlieb Daimler bedient, der die Glührohrzündung für den von Nikolaus Otto entwickelten Viertaktmotor erfunden hatte. Daimler zitierte Benz daraufhin vor Gericht, das ihn zur Zahlung von Lizenzgebühren verurteilte. Zu einer Versöhnung der beiden Pioniere würde es nicht mehr kommen, denn Daimler verstarb 1900.
In den 1920er-Jahren erwarb der Börsenspekulant Jacob Schapiro große Anteile an deutschen Autoherstellern, darunter auch an der Benz & Cie. AG und der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Durch Schapiros Spekulationen drohte ihnen schließlich der Konkurs, den sie 1926 mit einer Fusion abwenden konnten. Die Daimler-Benz AG war geboren und hatte ihren Sitz zunächst in Berlin.
Mercedes-Benz: Die Geschichte der Firma im 20. Jahrhundert
Während des Nationalsozialismus profitierte der spätere Mercedes-Benz-Konzern von der enormen Nachfrage nach Militärfahrzeugen, Panzern, Schiffs- und Flugzeugmotoren. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war davon nicht mehr viel übriggeblieben. So musste der Autohersteller unter anderem den Verlust des zerstörten Stammwerkes in Stuttgart-Untertürkheim hinnehmen.
Trotzdem gelang schnell ein Neustart. Dazu wurde Daimler-Benz weltweit aktiv. So eröffneten bereits in den 1950er-Jahren neue Werke in Argentinien, Brasilien und den USA. Neben den attraktiven Limousinen selbst entwickelte die Firma eine ganze Reihe Innovationen im Bereich Fahrzeugsicherheit, darunter Knautschzonen, das Anti-Blockiersystem (ABS) und den Airbag.
In den 1980er-Jahren wuchs der Konzern durch Käufe stark an und erweiterte seine Geschäftsfelder. So entstand die Deutsche Aerospace AG, aus der später der europäische Rüstungskonzern und Flugzeugbauer Airbus hervorging.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte von Mercedes-Benz war die Fusion mit dem amerikanischen Autohersteller Chrysler zur DaimlerChrysler AG im Jahr 1998. Der damalige Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp nannte die Fusion eine „Hochzeit im Himmel“. Diese sollte sich als Fehlinvestition herausstellen und schon neun Jahre später wurde Chrysler wieder verkauft.
Mercedes-Benz: Das Unternehmen im 21. Jahrhundert
Zwischen 2007 und 2019 firmierte der schwäbische Autokonzern als Daimler AG, ehe es zu einer Aufspaltung des Konzerns kam. Seither existiert die Sparte Cars & Vans (Autos und Kleintransporter) als Tochterfirma namens Mercedes-Benz AG. Die anderen beiden Tochterfirmen sind die Daimler Truck AG (Trucks & Buses) und die Daimler Mobility AG (Fahrzeugfinanzierungen und Flottenmanagement). Die Daimler AG als übergeordnetes Dachunternehmen nannte sich 2022 in Mercedes-Benz Group AG um.
Zur Sparte Cars gehören neben den bekannten Autos der Marke Mercedes-Benz auch die Kleinwagen der 1994 gegründeten Marke smart. Diese debütierte 1998 mit dem Modell Fortwo. Heute bietet sie unter dem Namen smart EQ ausschließlich elektrisch betriebene Fahrzeuge an, die inzwischen im Ausland gebaut werden.
Mercedes-Benz: Die Fahrzeugflotte des Autobauers
Unter der traditionsreichen Marke Mercedes vertreibt Mercedes-Benz eine ganze Reihe verschiedener Fahrzeuge, die größtenteils im oberen Marktbereich angesiedelt sind.
Die aktuellen Serien (Stand 2022) sind:
Kompaktklasse: 4. Generation A-Klasse seit 2018, 2. Generation CLA seit 2019
Mittelklasse: 5. Generation C-Klasse (Baureihe 206) seit 2021
Obere Mittelklasse: 5. Generation E-Klasse (Baureihe 213) seit 2016
Oberklasse: 3. Generation CLS-Klasse seit 2018, X 290 seit 2018, 11. Generation S-Klasse (Baureihe 223) seit 2020
Roadster: 7. Generation der SL-Klasse seit 2021
Dazu bietet die Mercedes-Benz AG eine ganze Reihe Spezialfahrzeuge wie SUVs, Sportwagen, Geländewagen und Transporter.
Unter der Submarke Mercedes-EQ produziert der Autohersteller seine elektrisch betriebenen Fahrzeuge. Dazu zählen die SUV EQC und EQA, sowie die batteriebetriebenen Limousinen EQS und EQE.
Mercedes-Benz: Vorstand & Aufsichtsrat
Der Vorstand der Marke Mercedes-Benz ist identisch mit dem der Mercedes-Benz Group. Vorstandsvorsitzender ist seit 2019 der Schwede Ola Källenius, den das Manager Magazin 2021 zum Manager des Jahres kürte. Seine Ziele für den Stuttgarter Konzern sind unter anderem eine CO2-neutrale Produktion und die wieder stärkere Ausrichtung auf den Luxus.
Der Vorstand von Mercedes-Benz im Überblick:
Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender
Jörg Burzer, Produktion & Supply Chain Management
Renata Jungo Brüngger, Integrität & Recht
Sabine Kohleisen, Personal & Arbeitsdirektorin
Harald Wilhelm, Finanzen & Controlling / Mercedes-Benz Mobility
Markus Schäfer, Chief Technology Officer, Entwicklung & Einkauf
Britta Seeger, Vertrieb
Hubertus Troska, Greater China
Aufsichtsratsvorsitzender ist Bernd Pischetsrieder. Zum Aufsichtsrat gehören seit der Neustrukturierung 2021 außerdem der Deutsche Olaf Koch, zuletzt Partner und Managing Director bei der Zintinus GmbH, und die Schwedin Helene Svahn, zuletzt CEO des schwedischen Nutzfahrzeug-Zulieferers Haldex.
Mercedes-Benz: Die Standorte des Autobauers weltweit
Der Geschäftsbereich Mercedes-Benz Cars (MBC) von Mercedes-Benz betreibt zehn Werke für die Marke Mercedes und ein weiteres Werk für die Marke smart im französischen Hambach (Lothringen).
Die Zentrale und der wichtigste Standort von Mercedes-Benz ist das Werk im Stuttgarter Stadtteil Untertürkheim. Schon 1904 hatte Gottlieb Daimler seinen Firmensitz von Cannstatt nach Untertürkheim verlegt, ehe mit der Fusion 1926 die damalige Daimler-Benz AG von dort operierte. In Untertürkheim befinden sich die Konzernzentrale, die Entwicklungszentren und das Stammwerk, das eine Produktionsfläche von 1.056.000 Quadratmetern umfasst und rund 18.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Gleich neben dem Werk befindet sich die sogenannte Mercedes-Benz Welt, eine Kombination aus Verkaufsfiliale und Museum. Das Mercedes-Benz-Museum, in dem unter anderem der Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 und Gottlieb Daimlers Motorkutsche aus dem Jahr 1886 zu sehen sind, ist das meistbesuchte Museum in Stuttgart. Das benachbarte Neckarstadion, Heimat des VfB Stuttgart, heißt seit 2008 Mercedes-Benz Arena.
Alle Standorte von Mercedes-Benz im Überblick (Stand 2021):
Sindelfingen: S-Klasse, E-Klasse, EQS, Maybach-Modelle, Sonderschutzfahrzeuge, ca. 35.000 Mitarbeiter
Stuttgart: Motoren, Achsen, Getriebe, Komponenten, ca. 18.000 Mitarbeiter
Rastatt: A-Klasse, B-Klasse, GLA, EAQ, ca. 6.500 Mitarbeiter
Bremen: C-Klasse, E-Klasse, GLC, EQC, ca. 12.000 Mitarbeiter
Berlin: Motoren, ca. 2.400 Mitarbeiter
Hamburg: Achsen, Lenksäulen, Komponenten, ca. 2.400 Mitarbeiter
Kölleda: Motoren, ca. 1.400 Mitarbeiter
Kecskemét (Ungarn): B-Klasse, CLA-Klasse, ca. 4.000 Mitarbeiter
Tuscaloosa (USA): GLE, GLS, C-Klasse, ca. 4.400 Mitarbeiter
East London (Südafrika): C-Klasse (Rechtslenker für Linksverkehr), ca. 3.300 Mitarbeiter
Dazu gibt es mehrere Montagewerke im Besitz Dritter, in denen Teile aus anderen Werken montiert werden. In Peking verkaufte Mercedes-Benz 2020 mit dem chinesischen Partner BAIC Motor etwa 661.000 Fahrzeuge. Derzeit sind rund 13.000 Mitarbeiter in den beiden chinesischen Werken tätig.
Mercedes-Benz als Dax-Konzern: Die Aktie des Stuttgarter Autoherstellers
Bereits im Jahr 1989 wurde die Aktie des Stuttgarter Autobauers, der damals nach der Fusion mit Chrysler DaimlerChrysler hieß, erstmals an der Börse gehandelt. Die Aktien des Unternehmens (WKN 710000, ISIN DE0007100000) werden von der Deutschen Börse unter dem Kürzel MBG notiert und sind Bestandteil des DAX. Die Anteile der vier strategischen Investoren Li Shufu, Kuwait IA, BAIC und Renault-Nissan werden als Festbesitz angesehen, die übrigen rund 75,41 % der Aktien gelten als Streubesitz. Renault verkaufte im März 2021 seine Anteile, Nissan im Mai 2021.
Zum Jahreswechsel 2021/2022 profitierte die Mercedes-Benz-Aktie von der Abspaltung der Lkw-Sparte als selbstständiges Unternehmen Daimler Truck und wurde von Analysten positiv bewertet. Experten erwarten für die kommenden Monate einen Kursanstieg auf einen Zielwert von über 90 Euro.
Allerdings litt die Aktie zuletzt unter den schlechten Zahlen im vierten Quartal 2021. Aufgrund der Halbleiter-Krise lieferte der Autohersteller fünf Prozent weniger Autos als 2021 aus und lag erstmals seit Jahren wieder hinter dem Dauerkonkurrenten BMW. Hoffnung machte die Ankündigung des Konzerns, sich zukünftig verstärkt auf elektrisches und auf autonomes Fahren zu konzentrieren.