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Kfz-Handwerk erzielt Einigung: Mehr Geld für rund 55.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg

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Von: Julian Baumann

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Mitarbeiter der Kfz-Branche demonstrieren am 21. April vor dem Verhandlungslokal in Leinfelden-Echterdingen.
Mehr Gehalt für rund 55.000 Angestellte im Kfz-Handwerk in Baden-Württemberg: Die Verhandlungsparteien haben eine Einigung erzielt. © Julian Rettig/IG Metall Baden-Württemberg.

Die Warnstreiks im Kfz-Handwerk in Baden-Württemberg haben offenbar Wirkung gezeigt: Die Parteien haben sich auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt.

Stuttgart - In der zweiten Verhandlungsrunde haben die IG Metall und die Arbeitgeber im Kfz-Handwerk in Baden-Württemberg ein Ergebnis erzielt, das eine etappenweise Erhöhung der Gehälter für rund 55.000 Mitarbeiter der Branche im Südwesten bedeutet. Die Arbeitgeber hatten am 27. März bereits ein Angebot vorgelegt, das von der Gewerkschaft allerdings abgelehnt wurde. Daraufhin hatte die IG Metall Baden-Württemberg die Mitglieder zu Warnstreiks an den Betrieben aufgerufen, die ab 1. April bis zur zweiten Verhandlungsrunde am 21. April andauern sollten.

„Wir hatten insgesamt rund 5.000 Beschäftige bei den Warnstreiks auf der Straße“, hatte Verhandlungsführer Ivan Curkovic im Vorfeld der Verhandlungen in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) gegenüber BW24 erklärt. „Ich bin sicher, dass die Warnstreiks Eindruck auf die Arbeitgeber gemacht haben.“ Das Kfz-Handwerk Baden-Württemberg hatte ein „ordentliches Angebot“ erwartet und die Streiks zeigten offenbar Wirkung. Nach einem 12-stündigen „Verhandlungsmarathon“, wie die Gewerkschaft in einer Mitteilung schreibt, habe man eine Einigung erzielt.

Einigung im Kfz-Handwerk: Mehr Geld für 55.000 Mitarbeiter in Baden-Württemberg

Die Kfz-Betriebe in Baden-Württemberg leiden zum einen unter den stark gestiegenen Energiepreisen und haben auf der anderen Seite aufgrund der vollen Auftragsbücher alle Hände voll zu tun. Das erste Angebot der Arbeitgeber war laut IG Metall nicht hoch genug, um die Belastungen der Angestellten abzufedern, zudem wurde auch ein geforderter Inflationsausgleich und eine Übernahmegarantie für Auszubildende abgelehnt. Der letztgenannte Punkt ist allerdings für die Zukunft der Branche äußerst wichtig, da auch das Kfz-Gewerbe unter einer einem massiven Fachkräftemangel leidet. Bei den Handwerksbetrieben reicht oft sogar eine 4-Tage-Woche bei vollem Gehalt als Anreiz nicht aus.

In der zweiten Verhandlungsrunde konnte die IG Metall aber sowohl für die Gehälter, als auch für die soziale Komponente und die Regelung für die Übernahme von Auszubildenden eine Einigung erreichen. Demnach steigen die Löhne für rund 55.000 Mitarbeiter in Baden-Württemberg zum 1. November um 5 Prozent und zum 1. Oktober 2024 um weitere 3,6 Prozent. Zusammengerechnet übersteigt das Angebot demnach die von der Gewerkschaft geforderten 8,5 Prozent. Für die Auszubildenden wird die Vergütung laut Mitteilung zum 1. Oktober 2023 um 70 Euro und zum 1. Oktober 2024 um weitere 50 Euro erhöht. Zudem konnten sich die Verhandlungsparteien auf eine Übernahmeregelung für Ausgelernte einigen.

Warnstreiks zeigen Wirkung: Neben Lohnerhöhung auch Einigung bei sozialer Komponente und Übernahme

Die soziale Komponente für die Beschäftigten im Kfz-Handwerk Baden-Württemberg, eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie, soll in zwei Teilen ausgezahlt werden. Die ersten 1.500 Euro müssen demnach bis spätestens Ende Juli 2023 vom Arbeitgeber ausgezahlt werden, weitere 1.000 Euro sollen die Angestellten im ersten Quartal 2024 erhalten. Auszubildende erhalten mit 750 Euro und 500 Euro jeweils die Hälfte der Prämie, Minijobber und Teilzeitbeschäftigte bekommen sie anteilig ausbezahlt. „Endlich bekommen auch die Kolleginnen und Kollegen im Kfz-Handwerk die Lohnerhöhung, die sie längst verdient haben“, sagt Ivan Curkovic laut Mitteilung. „Dass uns eine soziale Komponente und die Übernahme der Azubis gelungen ist, freut mich besonders.“

Die Ergebnisse der Verhandlungsrunde im Überblick:

EinigungErklärung
Gehaltserhöhung Angestellte5 Prozent (1. November 2023), 3,6 Prozent (1. Oktober 2024)
Gehaltserhöhung Auszubildende70 Euro (1. Oktober 2023), 50 Euro (1. Oktober 2024)
Inflationsausgleichsprämie Angestellte2.500 Euro (1.500 Euro bis Juli 2023, 1.000 Euro erstes Quartal 2024)
Inflationsausgleichsprämie Auszubildende1.250 Euro (750 Euro bis Juli 2023, 500 Euro erstes Quartal 2024)
Inflationsausgleichsprämie Minijobber und Teilzeitbeschäfigteanteilig
Übernahmeregelung für Ausgelernte
Vereinbarung für das Fahrradleasing

(Quelle: IG Metall Baden-Württemberg)

Dass in der zweiten Verhandlungsrunde eine Einigung erzielt werden konnte, hängt mit großer Wahrscheinlichkeit auch am aufgebauten Druck durch die Warnstreiks und anderen Maßnahmen. Auch am Verhandlungstag (21. April) hatten sich vor dem Verhandlungslokal in Leinfelden-Echterdingen rund 1.200 Metallerinnen und Metaller versammelt. „Die Kolleginnen und Kollegen vor dem Verhandlungslokal haben uns enorm den Rücken gestärkt und den Druck auf die Arbeitgeber erhöht, endlich zu einem guten Tarifabschluss zu kommen“, so Cukovic. „Wie sich die Kolleginnen und Kollegen in den letzten Wochen für dieses Ergebnis eingesetzt haben, ist großartig. Gemeinsam haben wir diesen Abschluss erkämpft.“

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