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Mahle will „Nachfrage nach Verbrenner-Komponenten“ bedienen, solange es die Kunden wollen 

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Von: Julian Baumann

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Beim Autozulieferer Mahle ist die E-Mobilität gesetzt, die Stuttgarter wollen aber weiter auch Komponenten für den Verbrennungsmotor produzieren. 

Stuttgart - Die großen schwäbischen Autozulieferer Bosch, ZF und Mahle rüsten sich für das E-Auto-Zeitalter, das derzeit aber noch immer wichtigste Standbein sind Komponenten für Verbrennungsmotoren. Durch die Entscheidung der EU-Kommission können auch nach 2035 noch neue Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verkauft werden, wenn diese mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden. Die Autozulieferer aus Baden-Württemberg begrüßen die Entscheidung, „auch in Zukunft Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zuzulassen“.

Obwohl Mahle das Geschäftsfeld der E-Mobilität bereits erschlossen hat, setzen auch die Stuttgarter auf E-Fuels. „Auf dem globalen Markt wird es noch lange Verbrennungsmotoren geben“, hatte eine Konzernsprecherin Ende März gegenüber BW24 erklärt. „Wir müssen daher technologieoffen alle Wege nutzen, um die Mobilität schnellstmöglich so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.“ Mahle-CEO Arnd Franz erklärte im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten, dass der Konzern weiterhin Verbrenner-Komponenten bauen werde, solange die Nachfrage besteht.

Mahle weiter für Technologieoffenheit – „Sehen, dass viele Kunden nicht alles auf eine Karte setzen“

Die Transformation zur E-Mobilität setzt den Autozulieferern besonders zu, wie eine Studie des Stuttgarter Unternehmens Ernst & Young (EY) kürzlich ergab. Eine schnelle Abkehr vom Verbrenner ist bei den Zulieferern offenbar nicht ohne Weiteres möglich, während sich große Autohersteller bereits auf ein Datum festgelegt haben. Mercedes-Benz will ab 2030 überall da, wo es die Marktbedingungen zulassen, nur noch E-Autos verkaufen und auch VW will bis 2033 in Europa diesen Schritt gehen. „Jeder Hersteller trifft seine eigenen strategischen Entscheidungen“, sagte Mahle-Chef Arnd Franz. „Wir sehen aber, dass viele unserer Kunden nicht alles auf eine Karte setzen.“

Das Logo des Autozulieferers Mahle ist an der Zentrale des Unternehmens zu sehen, im Vordergrund steht eine Skulptur, die eine Kurbelwelle und Kolben eines Motors darstellt.
Mahle will laut CEO Arnd Franz so lange Verbrenner-Komponenten herstellen, wie es die Kundennachfrage erlaubt (Archivbild).  © Marijan Murat/dpa

Die große Abkehr von den mit fossilen Kraftstoffen betriebenen Verbrennungsmotoren wird vor allem auf dem europäischen Kontinent forciert. Doch auch für die deutschen Autohersteller und Zulieferer sind die größten Märkte die USA und China. Auch in Südamerika, Südostasien oder Indien würde der Hochlauf der Verbrenner-Produktion noch lange anhalten, ist sich Franz sicher. „Wir bedienen die Nachfrage nach Verbrenner-Komponenten, solange es die Kunden wollen“, erklärte der Mahle-CEO. Auch der weltgrößte Autozulieferer, Bosch, hatte erklärt, „so lange wie möglich“ noch Verbrenner-Komponenten bauen zu wollen.

E-Auto-Transformation wird laut Analyse Arbeitsplätze kosten – das sehen nicht alle Unternehmen so

Durch die Transformation weg vom Verbrenner und hin zur E-Mobilität erwartet die Wirtschaftsprüfgesellschaft EY einen weiteren Beschäftigungsrückgang in der deutschen Autoindustrie. Auch Mahle-Chef Arnd Franz hatte erklärt, dass wohl nicht alle deutschen Standorte den Wandel überleben werden. Im Gespräch mit den Stuttgarter Nachrichten sagte der CEO aber, Baden-Württemberg müsse bei Technologie und Wettbewerbsfähigkeit an der Spitze bleiben, damit die Standorte im Bundesland wachsen könnten. „Von den 72. 000 Mahle-Mitarbeitenden arbeiten 10 .000 in Deutschland“, erklärte er. „Mir liegt jeder und jede Mitarbeitende am Herzen, in Brasilien, China ebenso wie in Stuttgart.“

NameMahle
Gründung1. Dezember 1920 in Stuttgart Bad-Cannstatt
HauptsitzStuttgart
BrancheAutomobilzulieferer
ProdukteMotorenkomponenten und -systeme für Automobil- und Motorenbau
Mitarbeiterzahl72.000 weltweit
StandorteIn über 30 Ländern
RankingPlatz 24 unter den größten Autozulieferern der Welt (Stand 2022)

Die Ansicht, dass die Transformation zwingend zu einem Stellenabbau führen muss, teilen allerdings nicht alle Unternehmen der deutschen Autoindustrie. „Es wird sicherlich eine Konsolidierung geben“, hatte ein Sprecher des Autozulieferers ElringKlinger aus Dettingen an der Erms (Kreis Reutlingen) auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. „Ich glaube nicht daran, dass wir Massenentlassungen sehen, die Jobs werden sich inhaltlich eher verändern.“ Eben weil sich die Jobs inhaltlich verändern, hat die ZF Friedrichshafen beispielsweise eine Qualifizierungsoffensive für die E-Auto-Transformation gestartet und auch Bosch will rund 80.000 Mitarbeiter umschulen.

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