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Mahle-Chef: „Unsere Kunden schätzen, dass wir den Verbrenner weiter begleiten“

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Von: Julian Baumann

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Autozulieferer Mahle will mit dem Zukunftsplan 2030+ zurück in die Spur. Dafür setzen die Stuttgarter neben E-Mobilität und Thermomanagement auch weiterhin auf Verbrenner-Komponenten.

Stuttgart - Die Transformation zur E-Mobilität ist für die deutsche Autoindustrie eine Zeitenwende. Während die großen Autokonzerne Mercedes-Benz, BMW und VW zunehmend auf die Produktion von E-Autos setzen, müssen auch die Zulieferer umstrukturieren. Mahle-Chef Arnd Franz hatte angekündigt, dass nicht alle Standorte die Transformation überleben werden. Der Konzern stellt traditionell Komponenten wie Kolben, Zylinder und Ventilsteuerungen für den Verbrennungsmotor her, will mit einer neuen Strukturierung aber endlich wieder schwarze Zahlen schreiben. Mahle hatte allerdings bereits bestätigt, weiter Verbrenner-Komponenten zu bauen, solange es die Kunden wollen.

Wie Mahle am Dienstag in Stuttgart bekannt gab, konnte der Konzern im Geschäftsjahr 2022 zwar an Umsatz zulegen, der Verlust fiel allerdings erneut höher aus als im Vorjahr. Im erschlossenen Bereich der E-Mobilität sieht das angeschlagene Traditionsunternehmen jedoch starke Wachstumsmöglichkeiten. „Wir werden mit einer Vielzahl innovativer, hocheffizienter Produkte für die E-Mobilität und unserer ausgereiften Systemkompetenz im Thermomanagement Wachstumschancen nutzen“, sagte CEO Arnd Franz. Zum Kern der Unternehmensstrategie Mahle 2030+ zählen neben der Elektrifizierung und dem Thermomanagement aber auch weiterhin Komponenten für hocheffiziente, grüne Verbrennungsmotoren.

Mahle 2030+: Zukunftsplan des Autozulieferers setzt weiterhin auf Verbrenner-Komponenten

An der Transformation zur E-Mobilität kommen mit Bosch, der ZF Friedrichshafen und Mahle auch die größten Autozulieferer in Baden-Württemberg nicht vorbei. „Die E-Mobilität ist gesetzt, deshalb sind Elektrifizierung und Thermomanagement die Strategiefelder unseres Konzerns“, hatte eine Mahle-Sprecherin Ende April gegenüber BW24 erklärt. „Wir glauben allerdings auch, dass man für die Verbrennerfahrzeuge, die es für viele weitere Jahre auf den Straßen dieser Welt geben wird, alle Mittel nutzen muss, diese schnellstmöglich klimaneutral zu betreiben.“ Eben weil es Verbrenner weltweit noch lange geben wird, setzt der Stuttgarter Autozulieferer auch auf E-Fuels, wie sie Autobauer Porsche seit Ende 2022 in Chile produziert.

Arnd Franz, der Vorstandsvorsitzende des Automobilzulieferers Mahle, fotografiert am Stammsitz in Stuttgart bei einem dpa-Gespräch.
Mahle-CEO Arnd Franz will den Stuttgarter Autozulieferer mit einer Neuausrichtung wieder auf Gewinnkurs bringen. © Bernd Weißbrod/dpa

Die Möglichkeit, dass auch nach 2035 noch Autos mit Verbrennungsmotor verkauft werden dürfen, wenn diese mit klimafreundlichen Kraftstoffen angetrieben werden, spielt demnach auch Mahle in die Karten. Mit E-Fuels und grünem Wasserstoff will der Autozulieferer laut einer Mitteilung zu den Jahreszahlen auch im Verbrenner-Segment neue Marktanteile gewinnen. „Unsere Kunden schätzen, dass wir im Rahmen unserer Strategie auch den Verbrenner weiter begleiten“, sagte Arnd Franz. Im vergangenen Jahr konnte der Konzern bei den mit dem Verbrenner verbundenen Geschäftsbereichen sowie mit dem Ersatzteil- und Zubehörgeschäft ein zweistelliges Wachstum verzeichnen.

Mahle will mit Elektrifizierung, Thermomanagement und grünen Verbrennern schwarze Zahlen schreiben

Neben Komponenten für grüne Verbrennungsmotoren bilden bei Mahle aber zum einen die E-Mobilität und zum anderen das Thermomanagement die zentralen Säulen für den Zukunftsplan Mahle 2030+. Im Bereich der Elektrifizierung setzen die Stuttgarter vor allem auf elektrische Antriebe und ein intelligentes Ladesystem. Im vergangenen Jahr hatte Mahle einen ausdauernden E-Motor mit Spitzenleistung vorgestellt, der sich zusammen mit einem weiteren Modell großer Beliebtheit erfreut, wie der Konzern in der Mitteilung angibt. Im Thermomanagement hat Mahle den leistungsstärksten Klimakompressor der Welt für E-Autos entwickelt.

Die Kernpunkte des Zukunftsplans Mahle 2030+ im Überblick:

KernbereichInhalte
ElektrifizierungE-Motoren: Superior Continuous Torque (SCT) E-Motor ist ein elektrischer Traktionsmotor mit einer dauerhaft hohen Leistung. Magnet-free Contactless Transmitter (MCT) ist ein E-Motor, der ohne seltene Erden auskommt.
Intelligentes Laden: chargeBIG ist eine erprobte Ladelösung für Parkplätze. Mit Siemens arbeitet Mahle zudem am kabellosen Laden von E-Autos.
ThermomanagementKlimakompressoren: Auftragsbestand von derzeit circa 1,4 Milliarden Euro
Batteriekühlplatten: Ermöglichen schnelles Laden, hohe Reichweiten und eine lange Batterie-Lebensdauer
Wärmepumpensysteme: Helfen Energieverbrauch der E-Autos zu reduzieren und ermöglichen Verwendung kleinerer Batterien
Komponenten für VerbrennungsmotorenGrüne Verbrennungsmotoren die mit Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) betrieben werden.

(Quelle: Mahle)

Mit den Kernkompetenzen E-Mobilität, Thermomanagement und den Komponenten für grüne Verbrennungsmotoren will Mahle möglichst schnell wieder schwarze Zahlen schreiben. „Bis 2025 wollen wir wieder in der Erfolgsspur sein. Ertrag geht vor Umsatz“, sagte Arnd Franz. „Und wir müssen deutlich schneller werden beim Kostenmanagement.“ Der Kostenanstieg von Rohstoffen und die Energiekrise hatten dem Konzern 2022 stark zugesetzt, Mahle hatte aber auch zuvor bereits rote Zahlen geschrieben. Für die Neustrukturierung verfügt der Konzern laut Mitteilung aber über eine solide finanzielle Basis. Dazu zählt ein Darlehen der Europäischen Investitionsbank über 300 Millionen Euro, um emissionsfreie Fahrzeugtechnologien zu entwickeln.

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