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Lieferprobleme „werden immer schlimmer“: In der Autoindustrie sind aber nicht alle Hersteller betroffen

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Von: Julian Baumann

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Die Logistik-Probleme aufgrund eines Mangels an Lkw-Fahrern werden zunehmend kritischer. Davon betroffen sind auch die Autohersteller – aber nicht alle.

Stuttgart - Die Autoindustrie in Deutschland hat eine lange Durststrecke hinter sich. Laut einer Studie des Ifo-Instituts stimmt der Jahresanfang die Unternehmen aber zuversichtlicher. Durch die Rohstoffengpässe und die stark gestiegenen Energiekosten konnten viele Hersteller im vergangenen Jahr nur begrenzt produzieren. Mercedes-Benz konnte im dritten Quartal zwar wieder deutlich mehr Fahrzeuge verkaufen, lag aber dennoch deutlich unter den Werten von 2021. Inzwischen laufen die Produktionen wieder auf Hochtouren, doch Engpässe bei der Logistik-Kapazität bereiten weiterhin Probleme.

Seit einiger Zeit heißt es in der Logistik-Branche, dass es massiv an Lkw-Fahrern mangele und deshalb die Auslieferungen – nicht nur in der Autoindustrie – stagnieren. Dass die Situation sich auch 2023 nicht entspannt hat, sondern eher noch schlimmer geworden ist, bestätigte der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) gegenüber BW24. Auch der Stuttgarter Autokonzern Mercedes-Benz kämpft nach wie vor mit dem Engpass, wie ein Sprecher gegenüber unserer Redaktion erklärte, offenbar sind aber nicht alle Autohersteller betroffen: Bei Porsche und Audi macht der Engpass keine Probleme.

Mercedes-Benz kämpft mit Logistik-Problemen: „Geben unser Bestes, um Kundenbedürfnisse zu erfüllen“

Für die weltweite Autoindustrie war das vergangene Jahr eine besondere Herausforderung. Neben den strengen Corona-Maßnahmen in manchen Ländern und der anhaltenden Chipkrise machten auch die Logistik-Engpässe Probleme. Auf die Frage, ob sich der Mangel an Lkw-Fahrern inzwischen gebessert habe, konnte Martin Bulheller, Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftsbeobachtung beim BGL, gegenüber BW24 keine Entwarnung geben. „Es wird immer schlimmer“, erklärte er sogar. „Immer mehr junge Leute wollen studieren und keine Ausbildung mehr machen.“ Zudem habe der Beruf des Lkw-Fahrers, der in der Vergangenheit mit Freiheit und Abenteuer assoziiert wurde, einen starken Imageschaden davongetragen.

Modelle von Mercedes-Benz stehen am Werk in Sindelfingen zur Auslieferung bereit.
Bei Mercedes-Benz ist der Logistik-Engpass noch immer ein Thema. Porsche und Audi haben dagegen, eigenen Angaben zufolge, keine Probleme. © Arnulf Hettrich/Imago

Dass von diesem Problem auch die Autoindustrie betroffen ist, hat Martin Bulheller am eigenen Leib erfahren, wie er erzählt. „Ich habe jetzt meinen neuen Dienstwagen bekommen, der stand angeblich seit September auf dem Hof.“ Mercedes-Benz hatte am 10. Januar verkündet, mit insgesamt 2.034.900 ausgelieferten Pkw in 2022 zwar das Vorjahresniveau erreicht zu haben, dieser Wert sei aber durch die Covid-Maßnahmen sowie durch Halbleiter- und Logistik-Engpässe beeinträchtigt worden. „Die Logistik-Engpässe sind nach wie vor ein Thema und beschäftigten uns“, sagte Mercedes-Sprecher David Börsig unserer Redaktion. „Wir geben unser Bestes, um die Kundenbedürfnisse zu erfüllen und die Fahrzeuge so schnell wie möglich zu den Händlern zu bringen.“

Volkswagen macht Logistik-Engpass ebenfalls zu schaffen – Porsche und Audi aber nicht

Genau wie Mercedes-Benz hatte auch Volkswagen im vergangenen Jahr mit einem herausfordernden Marktumfeld zu kämpfen und lieferte mit 4,56 Millionen Fahrzeuge etwas weniger als im Vorjahr aus, wie die Wolfsburger im Januar in einer Mitteilung erklärten. Dafür konnte der Konzern die weltweite Auslieferung seiner E-Auto-Modelle um fast 24 Prozent steigern. Sportwagen-Tochter Porsche musste beim vollelektrischen Taycan dagegen ein Auslieferungsminus verkraften. Während der Mutterkonzern aber weiterhin mit Logistik-Engpässen kämpft, hat man solche Probleme in Stuttgart-Zuffenhausen offenbar nicht. „Da wäre mir nichts bekannt“, sagte Porsche-Sprecher Matthias Rauter gegenüber BW24.

Auch Audi erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, dass man aktuell keine Einschränkungen durch den „mutmaßlichen“ Mangel an Lkw-Fahrern verzeichne. „Nachhaltigkeit spielt in unserer Lieferkette eine große Rolle, entsprechend setzen wir so viele Transporte wie möglich per Bahn um“, erklärte Pressesprecher Maximilian Kranl. „In der Regel kommen Lkw-Transporte nur für die sogenannte letzte Meile zum Einsatz, also vom Zielbahnhof zum Audi-Händler.“ Der Mangel an Lkw-Fahrern wirkt sich allerdings nicht nur auf die Autoindustrie, sondern auf viele Branchen aus. „Jeder nutzt täglich Produkte, die per Lkw angeliefert werden“, sagte Martin Bulheller vom BGL. „Nur will sie keiner fahren.“

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