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Harte Fronten: E-Auto „oder“ Verbrenner? Es gibt auch ein „und“

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Von: Julian Baumann

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In der Debatte um die Mobilität von Morgen bekommt man den Eindruck, sich zwischen der E-Mobilität und den altgedienten Antrieben entscheiden zu müssen. Das ist aber nicht unbedingt der Fall.

Stuttgart - Ungefähr seit dem Jahr 2010 – und damit bereits seit über 12 Jahren – sind die E-Autos sowohl in der Politik, als auch bei den Autofahrern und den Herstellern in aller Munde. Elektrische Fahrzeuge sind zwar bei Weitem nichts Neues, wie auch ein Bild eines E-Autos aus dem Jahr 1911 zeigt, die aktuell von nahezu allen namhaften Autoherstellern gebauten E-Autos mit Lithium-Ionen-Akku gelten allgemein aber als „Mobilität von Morgen“. Kritiker beider Seiten gibt es unter den Autofahrern zuhauf. Ein Tesla-Fahrer stieg nach sechs Monaten beispielsweise wieder auf einen Verbrenner um und ein E-Auto-Fahrer fuhr nach langer Zeit wieder Verbrenner und war schockiert.

Dass oftmals der Eindruck entsteht, es dürfe in Zukunft entweder nur noch Verbrenner oder eben ausschließlich E-Autos geben, hat einen politischen Hintergrund. Die EU-Mitgliedsstaaten hatten sich im vergangenen Jahr darauf geeinigt, ab dem Jahr 2035 nur noch den Verkauf von klimafreundlichen Neuwagen zu erlauben. Dieser Schritt wurde oftmals mit einem Verbrenner-Verbot gleichgesetzt. Mit den E-Fuels – synthetische Kraftstoffe, wie sie Porsche seit Ende 2022 in Chile produziert – könnten aber auch Verbrennungsmotoren klimaneutral angetrieben werden. Zudem lässt sich auch an Beispielen aus der Vergangenheit ableiten, dass vermeintlich „altes“ nicht immer von „neuem“ ersetzt werden muss.

E-Autos oder Verbrenner? Facebook-Nutzer ist überzeugt, dass „Spaßmobile“ bleiben werden

Autos mit Verbrennungsmotoren werden in Zukunft deutlich weniger produziert werden. Mercedes-Benz will beispielsweise ab 2030 ausschließlich E-Autos produzieren und VW kündigte diesen Umstieg in Europa für das Jahr 2033 an. Der größte Autohersteller der Welt, Toyota, hatte sich bis zuletzt aber nicht auf eine reine Elektro-Strategie festgelegt und auch Hersteller von leistungsstarken Supersportwagen wie Bugatti oder Koenigsegg werden wohl weiterhin PS-starke Verbrenner-Autos bauen. Zudem werden die Autos mit Verbrennungsmotor so schnell auch nicht von den Straßen verschwinden. Auf Facebook legt ein Nutzer Beispiele aus der Vergangenheit dar, die zeigen, dass es durchaus auch ein „und“ geben könnte.

Ein EQA von Mercedes-Benz lädt an einer Ladestation der Stadtwerke Herrenberg.
E-Autos gelten als die Mobilität der Zukunft. Dass Verbrenner-Modelle deshalb aussterben müssen, ist aber nicht gesagt. © IMAGO/Arnulf Hettrich

„Das Radio verschwand nicht, als Fernsehen kam. Schallplatten verschwanden nicht, als die CD kam“, nennt er als Beispiele. Anführen kann man in diesem Fall zwar, dass die aktuelle Retrowelle – wie sie auch in der Modewelt immer wieder kommt – nicht wirklich auf die Autoindustrie angewandt werden kann. Allerdings gab es wie eingangs erwähnt bereits im frühen 20. Jahrhundert elektrische Fahrzeuge, die durch die Erfindung des Anlassers nach und nach von den Verbrenner-Modellen verdrängt wurden. Dass die modernen E-Autos nun wiederum die altgedienten Verbrenner verdrängen werden, muss aber nicht eintreten. „Die Spaßmobile werden bleiben. Sonntagsausflüge werden gemacht. Treffen veranstaltet. Die werden bleiben, davon bin ich überzeugt“, schreibt der Nutzer.

Verbrenner müssen nicht zwingend aussterben – Benziner und Diesel haben aber kaum eine Zukunft

Auf Facebook hat ein weiterer Nutzer allerdings Gegenbeispiele zu den genannten. „Das Handy verschwand, als das Smartphone kam. Der Schwarz-Weiß-Fernseher verschwand, als der Farb-Fernseher kam“, schreibt er. Worauf der andere User aber offenbar hinauswollte ist, dass die Menschen in Zukunft wahrscheinlich mit einem elektrischen Auto zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren werden, einige aber zu bestimmten Anlässen oder zu Treffen auch ihren Verbrenner-Sportwagen aus der Garage holen. „Gerade bei autobegeisterten Menschen der älteren Generation spielt der Klang eines Autos eine entscheidende Rolle“, schreibt ein anderer User. „Das E-Auto ist für mich aus verschiedenen Gründen sinnvoll und nötig, aber Emotionen weckt es bei mir nicht.“

Für den klassischen Verbrennungsmotor, der mit Benzin oder Diesel angetrieben wird, wird die Luft aber zunehmend enger. Mercedes-Benz betont zwar noch immer, ab 2030 überall da, wo es die Marktbedingungen zulassen, vollelektrisch sein zu wollen. Inzwischen bereiten sich aber auch die Märkte außerhalb Europas auf ein Verbrenner-Ende vor. Teile der USA und Kanadas haben ein solches Verbot beispielsweise für das Jahr 2040 angekündigt und es wird erwartet, dass andere Staaten nachziehen. Sogar China will bis 2030 mindestens einen E-Auto-Anteil von 40 Prozent erreichen, wie Focus im vergangenen Jahr berichtete. Auf dem größten Automarkt der Welt sollen die Verbrenner aber noch lange das Rückgrat der Mobilität bilden.

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