„Es muss laut sein, stinken und wir wollen die Motoren hören“: Formel-E-Star hält privat am Verbrenner fest

René Rast ist einer der erfolgreichsten Fahrer in der Formel E. Privat fährt er aber kein E-Auto, sondern Verbrenner – und das aus einem guten Grund.
Stuttgart/Berlin - Ein oft genannter Kritikpunkt an den immer dominanter werdenden E-Auto-Modellen ist der fehlende Motorensound. Ein Tesla-Fahrer stieg deshalb nach sechs Monaten wieder auf einen Verbrenner um, und Starmoderator Jeremy Clarkson erklärte, er werde „Benziner fahren, bis ich sterbe.“ „Ich könnte [...] niemals ein Auto fahren, dass keinen richtigen Motorensound hat“, hatte der ehemalige „Top Gear“-Moderator in einem kurzen Clip erklärt. Dass E-Autos aber sogar für den Motorsport geeignet sind, zeigte nicht nur ein Studententeam aus Stuttgart, das mit einem selbstgebauten Rennwagen einen Weltrekord aufstellte, sondern vor allem auch die Formel E.
Eine Rennserie à la Formel 1, aber ohne Motorensound, klingt für viele Motorsportbegeisterte wohl noch immer ungewöhnlich. Rallye-Legende Walter Röhrl sagte: „E-Autos sind eine Katastrophe.“ Sogar einer der erfolgreichsten Fahrer der Formel E, René Rast, gab im Interview mit der Bild an, dass der allgemeine Motorsport-Fan eine Abneigung gegen den Elektromotor habe. Auch privat fährt der in Niedersachsen geborene Rennfahrer trotz seiner Erfolge in der Formel E weiterhin Verbrenner.
Formel-E-Fahrer René Rast: „Der allgemeine Motorsport-Fan hat eine Abneigung gegen Elektro“
René Rast begann seine Karriere im Motorsport im Kartsport und war seitdem in verschiedenen Rennserien tätig. Beispielsweise zwischen 2008 und 2012 im Porsche Supercup, der internationalen Markenpokal-Rennserie des Stuttgarter Autobauers Porsche. Nachdem er mehrere Titel in verschiedenen Wettbewerben erringen konnte, wechselte Rast 2021 in die Formel E, in der er in der aktuellen Saison für den britischen Rennstahl McLaren fährt. Im Gespräch mit der Bild erklärte er, warum die Formel E nach wie vor um Anerkennung kämpft. „Der allgemeine Motorsport-Fan hat eine Abneigung gegen Elektro“, führte er aus. „Der sagt: ‚Es muss laut sein, stinken und wir wollen die Motoren hören.‘“
Name | Formel E |
---|---|
Sportart | Rennsport |
Gegründet | 2014 |
Erste Saison | 2014/2015 |
Aktuelle Saison | 2022/2023 |
Teams | 12 |
Fahrer | 24 |
Rennserie | FIA-Formel-E-Weltmeisterschaft |
Titelverteidiger | Nyck de Vries (Mercedes-EQ Formula E Team) |
Im Gegensatz zur Formel 1 wisse man in der Formel E allerdings nie, wer gewinnen wird. „Wir sind eine extrem spannende Serie“, so Rast. „Die Abneigung muss fallen und die Leute müssen offener werden.“ Trotz seiner Erfolge in der Formel E setzt der gebürtige Niedersachse privat aber weiter auf den Verbrenner. „Ich fahre noch ein herkömmliches Auto wegen der langen Strecken“, erklärte er. „Ich habe nicht die Zeit, die Routen nach Ladesäulen zu planen, wo die Stopps sehr lange dauern.“ Die Ladeinfrastruktur sei nach wie vor ein großes Problem.
René Rast bemängelt Ladeinfrastruktur für E-Autos – „alle zehn Kilometer Schnellladen, das wäre einfach“
Neben dem angesprochenen fehlenden Motorensound ist der langsame Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland ein oft genannter Kritikpunkt an der E-Mobilität. Anbieter wie die EnBW, die kürzlich einen neuen Schnelllade-Park in Stuttgart eröffnete, bauen das Ladenetz zwar beständig weiter aus, von einer flächendeckenden Versorgung ist die Bundesrepublik aber noch weit entfernt. „Alle zehn Kilometer Schnellladen, das wäre einfach“, sagte René Rast der Bild. „Aber das ist eben noch nicht so.“ In anderen europäischen Ländern ist der Ausbau weiter fortgeschritten. In Schweden gibt es allein in der Hauptstadt Stockholm rund 100.000 Ladepunkte.
Die Ladeinfrastruktur stellt in der Formel E zumindest kein Hindernis dar. Die einzelnen Rennen der FIA-Formel-E-Weltmeisterschaft dauern um die 60 Minuten und sehen mindestens einen Boxenstopp vor, bei dem der Fahrer in ein aufgeladenes Fahrzeug wechselt. Mit dem Mercedes-Benz EQ Formula E Team aus Affalterbach (Kreis Ludwigsburg) und dem TAG Heuer Porsche Formula E Team aus Weissach (Kreis Böblingen) nehmen aktuell auch zwei Teams aus Baden-Württemberg an der Meisterschaft teil. Beim Berlin E-Prix (22./23. April) konnte sich Mitch Evans (Jaguar) durchsetzen, René Rast landete aufgrund eines Crashs nur auf Rang 17.