„Der Kunde sollte entscheiden“: Ferrari hält noch bis in die späten 2030er Jahre am Verbrenner fest

Ferrari hat für das Jahr 2025 einen ersten vollelektrischen Sportwagen angekündigt. Den Verbrenner wollen die Italiener aber noch lange nicht aufgeben.
Stuttgart/Maranello - Für Autofans ist der Wandel zur Elektromobilität aufgrund des fehlenden Motorsounds, der gedrosselten Höchstgeschwindigkeit und einem deutlich veränderten Fahrgefühl mitunter schwer zu verkraften. Allerdings kommen noch nicht mal die Hersteller von Supersportwagen an der Transformation vorbei. Ferrari will bis 2025 erreichen, was Porsche mit dem Taycan bereits gelungen ist: einen elektrischen Sportwagen der italienischen Kultmarke zu bauen, der dennoch zu einhundert Prozent Ferrari ist. Der traditionsreiche Autobauer aus Italien gilt mit seinen leistungsstarken Zwölf- und Achtzylindermotoren als Inbegriff für den Verbrenner und will den klassischen Antrieb auch noch lange nicht aufgeben.
Dass gerade Hersteller von Hochleistungsfahrzeugen Probleme mit der Umstellung auf die E-Mobilität haben, ist verständlich. Porsche hat beispielsweise einen vollelektrischen Cayenne angekündigt, will den erfolgreichen SUV aber parallel weiter als Verbrenner anbieten. Auch Lamborghini will „noch so lange wie möglich am Verbrenner festhalten“, wie CEO Stefan Winkelmann erklärte. Ferrari-Boss Benedetto Vigna ging noch einen ganzen Schritt weiter und erklärte im Gespräch mit der BBC, dass es „arrogant“ sei, den Kunden vorschreiben zu wollen, was sie zu kaufen hätten.
Ferrari will am Verbrenner festhalten und Kunden keine Wahl der Antriebsart aufdrängen
Dass sich selbst Ferrari der Transformation zur E-Mobilität nicht entziehen kann, ist auch der Politik geschuldet. Die EU-Kommission hat nach einigem hin und her beschlossen, ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen zu erlauben. Die italienische Sportwagenschmiede stemmt sich dem allerdings entgegen. Benedetto Vigna erklärte im BBC, dass Ferrari trotz der Bemühungen der Politik, den Verbrenner verbieten zu lassen, noch bis Ende der 2030er Jahre an dem altgedienten Antrieb festhalten werde. „Ich möchte nicht arrogant sein und unseren Kunden eine Wahl aufdrängen“, sagte er. „Der Kunde sollte entscheiden können, ob er ein Auto mit Verbrennungsmotor, einen Hybrid oder ein E-Auto möchte.“
Name | Ferrari |
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Gründungsjahr | 1947 |
Gründer | Enzo Ferrari |
Hauptsitz | Maranello, Italien |
Branche | Automobilindustrie |
Produkte | Sportwagen, Supersportwagen, Rennwagen |
Bekannte Modelle | Ferrari 488 GTB |
Ferrari 812 Superfast | |
Ferrari Portofino | |
Ferrari SF90 Stradale | |
Ferrari LaFerrari | |
Erfolge | 16 Konstrukteursweltmeisterschaften in der Formel 1 |
15 Fahrerweltmeisterschaften in der Formel 1 | |
Zahlreiche Siege bei renommierten Rennveranstaltungen wie den 24 Stunden von Le Mans, der Targa Florio und der Mille Miglia |
Mit klassischen Verbrennungsmotoren wird es Ferrari spätestens ab 2035 in der EU allerdings schwer haben. Die Mitgliedstaaten hatten sich, nach erheblichen Bemühungen, allerdings darauf geeinigt, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auch nach 2035 zu erlauben, wenn sie mit klimaneutralen Kraftstoffen angetrieben werden. Italien hatte sich während der Debatte gegen eine solche Ausnahme positioniert, der Ferrari-Chef sieht aber dennoch Vorteile. Die Entscheidung zeige, dass sich die Technologie weiterentwickele, so Benedetto Vigna. Auch Lamborghini-Chef Winkelmann hatte sich für die synthetischen Kraftstoffe ausgesprochen und damit Porsche den Rücken gestärkt. Die Stuttgarter produzieren die sogenannten E-Fuels seit Dezember in Chile.
Ferrari setzt weltweit auf Verbrenner, Hybrid und E-Auto – „Vorschriften der ganzen Welt gerecht werden“
Im Gegensatz zum Rivalen McLaren, der laut BBC kürzlich erklärt hatte, dass die E-Auto-Technologie für Hochleistungsfahrzeuge schlichtweg noch nicht gut genug sei, will Ferrari den Kunden weltweit alle gängigen Antriebsarten bieten – auch den Elektromotor. In Sachen Verbrennungsmotoren macht den Italienern so schnell wohl niemand etwas vor, einige Supersportwagen – wie beispielsweise SF90 Stradale – verfügen zudem aber auch bereits über einen Elektromotor. Im Jahr 2025 soll dann ein vollelektrisches Ferrari-Modell folgen. „Wir müssen uns an die Regeln aller Länder halten, in denen wir tätig sind“, sagte der Ferrari-CEO.
Da ein Verbrenner-Verbot ab 2035 lediglich für die EU-Staaten und einige Bundesstaaten der USA beschlossen ist, kann Ferrari in anderen wichtigen Märkten in Zukunft alle drei gängigen Antriebsarten anbieten. „Der Grund, warum wir über drei Arten von Antrieben verfügen – Verbrennungsmotor, Hybrid und Elektro – liegt darin, dass wir damit allen Vorschriften auf der ganzen Welt gerecht werden können“, sagte Benedetto Vigna. Dass Ferrari sich so schnell nicht vom Verbrenner verabschieden will, zeigt auch der erst im September 2022 vorgestellte SUV Purosangue mit der neusten Generation des 12-Zylinder-Ottomotors.