Explodierende Energiepreise: Kfz-Betriebe fürchten um Existenz und Arbeitsplätze

Die extremen Energiepreise belasten auch Kfz-Betriebe in Deutschland zunehmend. Betreiber fürchten, ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen zu können.
Stuttgart - Seit Monaten steigen die Kosten für Strom, Wasser, Gas und Co. immer weiter an. Um die Verbraucher zumindest ein Stück weit für die Preisexplosion zu entlasten, hat die Ampelkoalition kürzlich das dritte Entlastungspaket beschlossen. Doch auch die Industrie ächzt zunehmend unter den extremen Preisen. Die Automobilbranche warnte bereits vor den Folgen der steigenden Strompreise für die Zukunft der E-Autos und das Autofahren in Deutschland ist durch die Energiepreise insgesamt deutlich teurer geworden.
Doch nicht nur Weltkonzerne wie Mercedes-Benz oder BMW werden mit den steigenden Kosten für Strom oder auch Gas und der zunehmenden Lieferknappheit konfrontiert. Gerade mittelständische Kfz-Betriebe stehen zunehmend am Rande ihrer Existenz, da sie die hohen Kosten nicht mehr stemmen können. Jürgen Karpinski, Präsident beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) kritisierte die fehlende Unterstützung für mittelständische Betriebe im jüngsten Maßnahmenpaket der Bundesregierung.
Extreme Energiepreise: Mittelständische Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand
Der Automobilwoche zufolge fordern Autohäuser und Werkstätten Hilfe, um die immer weiter steigenden Energiepreise auffangen zu können. „Die horrenden Energiepreise fressen die ohnehin schmalen Margen der Kfz-Betriebe auf“, erklärte Jürgen Karpinski. Viele mittelständische Betriebe würden mit dem Rücken zur Wand stehen. „Wir bekommen Schreiben von Betriebsinhabern, die um ihre Existenz fürchten und damit um die Arbeitsplätze vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Auch Bäcker im Südwesten kämpfen mit den extremen Energiepreisen. Viele Betriebe müssen bereits die höheren Kosten an die Kunden weitergeben, dadurch steigen die Preise für die Verbraucher noch weiter an.
Dass Autohäuser die steigenden Kosten an die Kunden weitergeben, gestaltet sich jedoch schwierig. Gebrauchtwagen sind mitunter teurer als neue Autos und auch die Preise für Neuwagen sind in den vergangenen Monaten immer weiter angestiegen. Dazu kommt, dass die Nachfrage nach Fahrzeugen und sogar nach Reparaturarbeiten in den vergangenen Wochen aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage zunehmend eingebrochen ist. „Es war der schlechteste August, den ich jemals erlebt habe“, sagte ein Autohändler der Automobilwoche. Bei den Herstellern macht sich die abnehmende Nachfrage dagegen noch nicht bemerkbar, da sie noch bestehende Aufträge abarbeiten. Kunden können deshalb beispielsweise ein sehr beliebtes Mercedes-Modell bis 2024 nicht mehr bestellen.
Forderung an Brüssel: „Energieminister müssen für Entwicklung der Energiepreise Lösungen suchen“
Im Zuge des dritten Entlastungpaketes der Bundesregierung sollen kleine und mittelständische Unternehmen mit einem sogenannten Versorgertarif entlastet werden. „Sie sollen eine Basisversorgung zu billigeren Preisen nutzen können“, heißt es von der Regierung. „Der Anreiz zum Energiesparen bleibt erhalten.“ Die KfZ-Betriebe im Land suchen bereits nach Alternativen zu den beständig ansteigenden Gaspreisen und setzen beispielsweise auf zusätzliche Heizgeräte, die mit Öl betrieben werden. „Wer gerade in Herbst und Winter Energie sparen muss, kommt an einschränkenden Maßnahmen wohl kaum vorbei“, sagte ZDK-Präsident Karpinski.
Neben dem ZDK-Verband fordert auch der Zentralverband Deutsches Handwerk (ZDH) der Automobilwoche zufolge mehr Unterstützung von der Politik. „Die EU-Energieminister müssen mit Blick auf die für zahlreiche Handwerksbetriebe zunehmend existenzbedrohende Entwicklung der Energiepreise Lösungen suchen, ohne dass der Preismechanismus aufgehoben wird“, lautete die Forderung an Brüssel. Durch die Preisexplosion sind viele Leistungen im Handwerk teurer geworden, zumal das Gewerbe ohnehin mit Problemen zu kämpfen hat. Wegen des Fachkräftemangels bieten Handwerksbetriebe bereits eine Vier-Tage-Woche, das reicht jedoch nicht.