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Autozulieferer aus Esslingen baut neues Werk und schafft Arbeitsplätze – jedoch nicht in Deutschland

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Von: Julian Baumann

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Der Autozulieferer Eberspächer hat in Bulgarien mit dem Bau einer neuen Fabrik für E-Auto-Heizungen begonnen, die langfristig 500 Arbeitsplätze schaffen soll.

Esslingen am Neckar - Der Autozulieferer Eberspächer mit Hauptsitz in Esslingen am Neckar hat in Bulgarien mit dem Bau einer Fabrik begonnen, in der zukünftig Heizungen für E-Autos und Plug-in-Hybride gefertigt werden sollen. Entsprechende Pläne hatte das Traditionsunternehmen aus Baden-Württemberg bereits im Juni 2022 verkündet und als Grund für die Standortwahl in der Stadt Ruse zum einen die gute Verkehrsanbindung und zum anderen die lokale technische Universität angegeben. „Ich bin sehr dankbar, dass Eberspächer genau unsere Stadt als Standort für seine neue Produktionsstätte gewählt hat“, hatte Pencho Milko, Bürgermeister der Stadt Ruse, erklärt.

Wie der Autozulieferer in einer Mitteilung zum Spatenstich in Ruse vom 25. April erklärt, soll die Produktion im neuen Werk von Eberspächer bereits im kommenden Jahr anlaufen. „Wir wachsen mit der E-Mobilität”, sagte Ruslan Papazyan, General Manager von Eberspächer Bulgaria. „Mit dem neuen Standort erweitert Eberspächer seine Fertigungskapazitäten zielgerichtet, da der wachsende Markt an E-Fahrzeugen in den kommenden Jahren zu einer stark steigenden Nachfrage an elektrischen Fahrzeugheizungen führt.“ Der Spatenstich von Eberspächer in Bulgarien zeigt allerdings einen Trend in der Autozulieferindustrie, der gerade von Arbeitnehmervertreten deutlich kritisiert wird.

Autozulieferer Eberspächer will in Bulgarien langfristig 500 Arbeitsplätze schaffen

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hatte im faz-Interview kürzlich vor der Produktionsverlagerung vieler Autozulieferer in Baden-Württemberg ins Ausland gewarnt. Bei Bosch geht derzeit die Sorge um einen drastischen Stellenabbau in Deutschland um, da der Stuttgarter Technologiekonzern Komponenten für die E-Mobilität offenbar in Tschechien produzieren will und auch die ZF Friedrichshafen hat mit der Produktion von E-Auto-Komponenten in Serbien begonnen. In der Mitteilung von Eberspächer heißt es, der Esslinger Autozulieferer will mittelfristig bis zu 150 und langfristig bis zu 500 Arbeitsplätze schaffen – allerdings eben auch nicht in Deutschland.

NameEberspächer GmbH & Co. KG
Gründungsjahr1865
HauptsitzEsslingen am Neckar, Baden-Württemberg
BrancheAutomotive, Klimatisierungssysteme, Abgastechnik
ProdukteHeizsysteme, Klimasysteme, Abgasnachbehandlungssysteme, Fahrzeugbatteriesysteme
Umsatz4,8 Milliarden Euro (2021)
Mitarbeiterzahl10.600 (Stand: 2021)

Für die Bürger der Stadt Ruse und auch für die Fachkräfte der ortsansässigen technischen Universität ist die Ansiedlung des neuen Werkes von Eberspächer eine gute Nachricht. „Dies ist die Zukunft der Automobilindustrie“, sagte Bürgermeister Pencho Milko laut Mitteilung. „Wir sind froh, dass Ruse und seine Bürger die Chance haben, zu ihrer Entwicklung beizutragen.“ In den kommenden Monaten soll ein 17.000 Quadratmeter großes Gebäude im Industriegebiet der bulgarischen Stadt entstehen, das sowohl Produktions- und Logistikflächen als auch einen Büro- und Kantinenkomplex beinhaltet. Eberspächer will laut Mitteilung bereits in diesem Jahr 180 Arbeitsplätze schaffen, ein Ausbau auf bis zu 500 Mitarbeitern ist über 2025 hinaus geplant.

Trend in der Autozuliefererbranche: Sorge um Produktionsverlagerung ins Ausland

Dass sich deutsche Unternehmen zunehmend in anderen europäischen Ländern mit niedrigeren Löhnen und weniger Bürokratie ansiedeln, ist nichts Neues. Angesichts der Transformation zur E-Mobilität, die die Zulieferer ohnehin vor große Herausforderungen stellt, bleibt diesbezüglich aber ein fader Beigeschmack übrig. Eberspächer hat sich zwar von der Corona-Delle im Jahr 2020 erholt, bleibt aber unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Während in Bulgarien demnach langfristig hunderte Arbeitsplätze entstehen, droht in Esslingen möglicherweise ein neuer Stellenabbau. Die Esslinger Zeitung hatte Mitte März von Forderungen der IG Metall zu Gesprächen über die Zukunft des Standorts mit der Geschäftsführung des Autozulieferers berichtet.

Der Firmensitz des Autozulieferer Eberspächer in Esslingen.
Autozulieferer Eberspächer hat in Bulgarien mit dem Bau einer neuen Fabrik begonnen, die langfristig 500 Arbeitsplätze schaffen soll. © Sebastian Kahnert/dpa

In Bezug auf die Heizungen für E-Autos und Plug-in-Hybride, die Eberspächer im neuen Werk in Bulgarien produzieren will, scheint die Nachfrage aber sehr hoch zu sein. Laut Mitteilung hat der Esslinger Autozulieferer in der fünftgrößten Stadt des Landes bereits im Januar eine Interims-Produktionsstätte errichtet, um der hohen Marktnachfrage gerecht werden zu können. In der finalen Ausbaustufe will Eberspächer im Werk in Bulgarien jährlich 2,4 Millionen Fahrzeugheizungen fertigen.

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