Wasserstoff-Luxusauto mit 1.000 Kilometer Reichweite auf Eis gelegt – Start-up setzt auf andere Technologie

Das französische Start-up Hopium wollte 2025 ein Wasserstoff-Luxusauto auf den Markt bringen. Die Pläne wurden nun aber zugunsten einer anderen Technologie zurückgestellt.
Stuttgart/Paris - Laut dem Fahrradclub ADFC gibt es sieben Dinge, die Stuttgart von Paris lernen kann. Im Automobilbau macht die französische Hauptstadt der Schwaben-Metropole zwar nichts vor, ein Start-up hatte allerdings vor, ein Auto auf den Markt zu bringen, das die derzeit reichweitenstärksten E-Autos von Mercedes-Benz, Porsche und Co. in den Schatten stellt – zumindest auf dem Papier. Das Wasserstoff-Luxusauto mit 1.000 Kilometer Reichweite sollte 2025 in die Serienproduktion gehen, wurde vom französischen Hersteller zugunsten einer anderen Technologie nun aber zunächst auf Eis gelegt.
Ein Wasserstoff-Auto wird letztendlich zwar auch von einem Elektromotor angetrieben, unter klassischen E-Autos versteht man allgemein aber batterieelektrische Fahrzeuge. Deshalb wird der Brennstoffzellenantrieb auch häufig als Alternative zur E-Mobilität bezeichnet. Das Luxusauto „Machina“ zielt deshalb auch auf Fahrer ab, die „nicht unbedingt davon überzeugt sind, dass die Elektromobilität die einzige umweltfreundliche Lösung ist“, wie Hopium-Gründer Olivier Lombard erklärt hatte. Einer Pressemitteilung zufolge will sich das Pariser Start-up zunächst aber auf die Weiterentwicklung der Brennstoffzellen-Technologie konzentrieren.
Wasserstoff-Luxusauto soll im Blick behalten werden – Hopium konzentriert sich aber auf anderes Feld
Das erst 2019 in Paris gegründete Start-up Hopium hat mit dem „Machina“ große Pläne. Eine Reichweite von 1.000 Kilometern erreichen aktuell auch die leistungsstärksten E-Autos nicht, lediglich das Forschungsfahrzeug EQXX von Mercedes-Benz legte eine noch weitere Strecke mit einer Akkuladung zurück. Zudem hatte Hopium in der Vergangenheit angegeben, zum „Tesla des Wasserstoffs“ aufsteigen zu wollen. Das US-Unternehmen Tesla ist zwar hauptsächlich für seine E-Auto-Modelle bekannt, produziert aber auch selbst Batteriezellen und Solarlösungen. Hopium will dagegen das Herzstück des Wasserstoff-Luxusautos weiterentwickeln: Die Brennstoffzelle.
Die Brennstoffzelle
Eine Brennstoffzelle wandelt chemische Energie direkt in elektrische Energie um, ohne dabei eine Verbrennung zu benötigen. Sie besteht im Wesentlichen aus zwei Elektroden, die von einem Elektrolyten getrennt sind. Der Elektrolyt ist eine Substanz, die Ionen leitet, aber keine Elektronen.
Die Elektroden sind normalerweise aus einem porösen Material wie Kohlenstoff gefertigt, das mit einem Katalysator beschichtet ist, der die Reaktion beschleunigt. An der Kathode (negativer Pol) wird Sauerstoff zugeführt, während an der Anode (positiver Pol) ein Brennstoff wie Wasserstoff oder Methanol eingespeist wird.
Die Brennstoffzelle funktioniert, indem der Brennstoff an der Anode oxidiert und dabei Elektronen freisetzt. Diese Elektronen fließen durch einen äußeren Stromkreis und erzeugen dabei elektrischen Strom. Die positiven Ionen im Brennstoff wandern durch den Elektrolyten zur Kathode, wo sie zusammen mit dem Sauerstoff und den Elektronen zu Wasser reagieren.
Die Reaktionsprodukte sind nur Wasser und Wärme, was Brennstoffzellen zu einer sauberen und effizienten Energiequelle macht. Sie haben viele Anwendungen, wie z.B. als Energiequelle für Elektroautos oder für die Stromversorgung in abgelegenen Gebieten.
„Um die Einführung der Wasserstofftechnologie zu beschleunigen, steht die gesamte Industrie vor der gleichen technischen Herausforderung“, erklärt Olivier Lombard laut Mitteilung. „Maximale Leistung auf minimalem Raum bereitzustellen.“ In den kommenden Monaten will Hopium die Technologie für neue Anwendungsbereiche einsetzen und stellt die Serienentwicklung des „Machina“ offenbar zunächst zurück. „Während wir den Machina weiter im Blick behalten, werden wir die Entwicklung der Brennstoffzellen-Technologie priorisieren, um von unseren Erfahrungen profitieren zu können“, führt Hopium-CEO Sylvain Laurent aus.
Hopium, Sono Motors, Lightyear: Alternativen zum klassischen E-Auto bislang wenig erfolgreich
Dass Hopium die Serienfertigung des Wasserstoff-Luxusautos zunächst zurückstellt, ist aber offenbar kein ganz freiwilliger Schritt. Wie die französische Tageszeitung Le Monde Ende Januar berichtete, hatte Hopium im Jahr 2022 einen Verlust von 9,5 Millionen Euro verzeichnet und der Aktienkurs des Start-ups war von ehemals 28 Euro auf 4,70 Euro gesunken. Deshalb musste sich Hopium auch von vielen Mitarbeitern trennen. Als Grund für die missliche Lage gibt die Zeitung die stark gestiegenen Rohstoff- und Produktionskosten und den fehlenden Umsatz an, da der Machina erst im Jahr 2025 auf den Markt kommen sollte.
Die Geschichte der Pariser erinnert an die des Münchener Start-ups Sono Motors. Das Unternehmen hatte das erste serienreife Solar-E-Auto enthüllt, hatte nachfolgend aber mit extremen finanziellen Problemen zu kämpfen. Nachdem eine letzte Rettungskampagne für den „Sion“ scheiterte, stellte Sono Motors die Produktion des Solar-Autos ein und will sich fortan auf das Kerngeschäft konzentrieren. Ein anderes Solarauto-Vorhaben, das „große Probleme der E-Mobilität lösen“ sollte, war ebenfalls kläglich gescheitert. Hopium will allerdings nicht aufgeben und kündigt in der Mitteilung die Produktion mehrerer Wasserstoff-Fahrzeuge für die Zukunft an, mit dem „Machina“ als Grundstein.