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Foto von 1907 zeigt ladenden E-Bus: „Ignoranten behaupten immer noch, es würde nicht funktionieren“

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Von: Julian Baumann

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E-Autos sind genauso wenig eine neue Erfindung, wie eine Lademöglichkeit für selbige. Ein Bild aus dem Jahr 1907 zeigt einen elektrischen Bus, der in London an einer Ladestation lädt.

Stuttgart/London - E-Autos sind durch den immensen Erfolg des US-Unternehmens Tesla und auch durch den Fokus von Traditionsunternehmen wie Mercedes-Benz, BMW oder Ford und General Motors auf batterieelektrische Fahrzeuge, wieder in das Bewusstsein der Autofahrer gelangt. Elektrisch betriebene Fahrzeuge gab es aber bereits vor über 120 Jahren, bevor sie mit der Erfindung des ersten elektrischen Anlassers von den Verbrennern vertrieben wurden. Ein Foto aus dem Jahr 1911 zeigte ein E-Auto in New York beim Ladevorgang in einer Garage und löste eine Diskussion im Netz aus.

Ein weiteres Foto, das von der auf historische Fotografien spezialisierten Facebook-Seite Historic Photographs geteilt wurde, zeigt, dass es im frühen 20. Jahrhundert nicht nur E-Autos, sondern auch andere elektrische Fahrzeuge gegeben hat und dafür auch eine Ladeinfrastruktur bestand. Konkret zeigt die Fotografie aus dem Jahr 1907 einen elektrischen Bus, der an einer „Charging and Power Station“ in London geladen wird. In den Kommentaren sind sich die Nutzer uneinig, ob solche historischen Bilder ein Indiz für oder gegen die neue E-Mobilitätswelle darstellen.

E-Mobilität im 20. Jahrhundert: Foto von E-Bus zeigt frühe Elektrifizierung des Nahverkehrs

Mit dem Hochlauf der E-Auto-Produktion sind weltweit immer mehr elektrische Pkw auf den Straßen unterwegs. Dadurch haben sich 2022 aber auch die Pannen bei E-Autos verdoppelt. Dennoch sind die Verbrenner aktuell noch deutlich in der Überzahl, was im frühen 20. Jahrhundert nicht der Fall war. Das Bild, das auf Facebook geteilt wurde, zeigt, dass damals auch bereits der öffentliche Nahverkehr elektrifiziert war. Bei dem E-Bus handelt es sich nämlich um ein Modell der London Electrobus Company, die im April 1906 gegründet wurde und deren Modelle ein Vorbild für die elektrischen Busse der heutigen Zeit waren.

London Electrobus Company

Die London Electrobus Company wurde im April 1906 gegründet und hatte ihren Hauptsitz in Westminster, London. Das Unternehmen betrieb die ersten einsatzfähigen batterieelektrischen Busse, die als Vorläufer der heutigen E-Busse angesehen werden können. Im Juli 1907 startete das Unternehmen die erste Buslinie zwischen der Victoria Station in London und der Liverpool Street. Die leisen und schadstoffarmen Verkehrsmittel erfreuten sich damals unter den Fahrgästen großer Beliebtheit.

In den darauf folgenden Jahren entwickelte die London Electrobus Company mehrere Innovationen und war beispielsweise der erste Anbieter von Doppel-Decker-Bussen mit einem offenen Dach. In der Blütezeit 1908 hatte das Unternehmen rund 20 elektrische Busse im Einsatz und startete eine weitere Buslinie von der Victoria Station nach Kilburn. Aufgrund von erheblichen finanziellen Schwierigkeiten wurde das Unternehmen im Januar 1910 aber aufgelöst und acht der E-Busse an die Brighton, Hove and Preston United Company verkauft. Der letzte der Elektrobusse fuhr im April 1917 in Brighton.

Der langsame Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos ist aktuell noch immer ein oft kritisierter Punkt. Ein Energie-Verband hatte den angeblichen Ladesäulen-Mangel allerdings als „völlig falsches Bild“ bezeichnet. Da die London Electrobus Company zu ihrer Blütezeit 1908 mehr als 20 elektrische Busse auf den Straßen der britischen Metropole im Einsatz hatte, mussten die Fahrzeuge auch entsprechend zuverlässig geladen werden können. Dafür gab es eben bereits vor über 120 Jahren Ladestationen. „Und heute behaupten manche Ignoranten immer noch, dass es nicht funktioniert...“, schreibt dazu ein Facebook-User.

Im Netz wird über das E-Bus-Foto von 1907 gespottet – „Es hat schon damals nicht funktioniert“

Fotos wie das von dem E-Auto aus dem Jahr 1911, das in New York City in einer Garage lädt oder eben wie das von dem E-Bus in London im Jahr 1907 zeigen, dass elektrisch betriebene Fahrzeuge bereits damals eine Möglichkeit darstellten. Auch Ferdinand Porsche, Gründer des Stuttgarter Sportwagenbauers Porsche, hatte zusammen mit Ludwig Lohner erstmals 1899 ein Fahrzeug mit Otto- und Elektromotor gebaut. Der Lohner-Porsche war demnach ein frühes Hybrid-Auto.

In den Kommentaren unter dem Post von Historic Photographs sind sich die Nutzer aber uneinig, ob solche Bilder für oder gegen die E-Mobilität sprechen. Schließlich wurden die E-Fahrzeuge ab 1912 von den Autos mit Verbrennungsmotoren verdrängt:

Dass elektrisch betriebene Fahrzeuge, egal ob E-Auto oder E-Bus, Anfang des 19. Jahrhunderts wieder verdrängt wurden, hat mehrere Gründe. Zum einen hatten die aufkommenden Autos mit Verbrennungsmotoren eine deutlich größere Reichweite – ein Aspekt, der auch noch über die modernen E-Autos gesagt werden kann – und mit der Erfindung des elektrischen Anlassers wurde das Starten eines Benziners auch deutlich angenehmer. Zum anderen war auch das Öl für die Vergaserkraftstoffe in den 1910er Jahren sehr viel günstiger als Strom. Durchsetzen konnte sich die E-Mobilität allerdings bereits damals bei Straßenbahnen und Zügen.

Die heutigen E-Autos, die meist mit Lithium-Ionen-Batterien angetrieben werden, haben mit den damaligen Elektromobilen allerdings nicht mehr viel gemeinsam. Hersteller wie Tesla, Mercedes-Benz und Co. entwickeln die Technologie immer weiter, was zum einen die elektrische Reichweite nach oben treibt und zum anderen auch den Stromverbrauch immer weiter senkt. Inzwischen kann ein elektrisches Auto einem Benziner- oder Dieselmodell als ebenbürtig bezeichnet werden.

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