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VW-Mitarbeiter sollen in Escape Rooms lernen, wie man E-Autos baut

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Von: Julian Baumann

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Für die Traditionshersteller ist der Umstieg auf die Produktion von E-Autos eine große Aufgabe. VW setzt am Stammwerk deshalb auf eine eher unkonventionelle Methode.

Stuttgart/Wolfsburg - Im Gegensatz zu reinen E-Autobauern wie Tesla oder Nio müssen die Traditionshersteller ihre Werke zunächst auf die Produktion elektrischer Modelle umstellen. Mercedes-Benz stellt die wichtigsten Motorenwerke ab 2024 auf elektrische Antriebe um und hat das Zukunftswerk in Sindelfingen bereits entsprechend ausgerichtet. Der Stuttgarter Weltkonzern hat seit Langem angekündigt, ab 2030 nur noch E-Autos zu produzieren. Beim größten Autohersteller Europas ist eine Umstellung dagegen mit besonders großem Aufwand verbunden, VW hat jedoch angekündigt, in Europa 2033 ebenfalls bereit für das E-Auto-Zeitalter zu sein.

Der Wolfsburger Autokonzern, der seit dem vergangenen Jahr von Porsche-Chef Oliver Blume geleitet wird, produziert in vielen Werken bereits elektrische Fahrzeuge der Baureihe ID. Im VW-Stammwerk in Wolfsburg, der größten Fabrikanlage der Welt, laufen allerdings nach wie vor nur Verbrenner-Modelle vom Band. Mit der Zukunftsausrichtung des zweitgrößten Autobauers weltweit soll sich das aber ebenfalls ändern. Für die Umschulung der rund 22.000 Mitarbeiter am Standort, hat sich der Konzern einem Bericht des Spiegel zufolge, eine eher unkonventionelle Methode einfallen lassen.

VW startet Umschulung: Mitarbeiter müssen in Rätselräumen Quizfragen beantworten

Besuche in Escape Rooms kennen die Mitarbeiter großer Unternehmen wahrscheinlich mehrheitlich als Team-Building-Maßnahmen oder aus der Freizeit. In Wolfsburg sollen die Angestellten des VW-Stammwerks durch solche Rätselräume aber auf die Produktion von E-Autos vorbereitet werden. Wie der Spiegel berichtet, hat der Konzern in der großen Autofabrik mehrere Escape Rooms eingerichtet, in denen die Mitarbeiter Quizfragen zum Thema Elektrizität beantworten und bestimmte Abläufe der E-Auto-Produktion durchlaufen sollen. Wie bei den bekannten Rätselräumen müssen auch die VW-Mitarbeiter als Team zusammenarbeiten und dürfen die Räume erst wieder verlassen, wenn die Lösungen der Rätsel gefunden sind.

Ein Mitarbeiter am Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg bei der Golf 8-Produktion.
VW lotst die Mitarbeiter am Stammwerk durch Escape Rooms, um sie auf die Produktion von E-Autos vorzubereiten. © Kai-Uwe Knoth/Volkswagen AG

Für das Stammwerk will der Konzern laut dem Bericht bis 2025 rund 460 Millionen Euro investieren, um die Mitarbeiter auf die E-Mobilität vorzubereiten. Die Idee der Escape Rooms mag zwar zunächst ungewöhnlich klingen, die Wolfsburger haben damit aber offenbar bereits Erfahrung gesammelt. Demnach wurden auch die Angestellten in den Werken in Zwickau (Sachsen) und Emden (Niedersachsen) durch solche Rätselräume gelotst. Beide Standorte sind inzwischen auf die Herstellung von E-Autos ausgelegt. Mercedes-Benz hatte dagegen 2022 am ältesten Standort in Berlin-Marienfelde einen Digital Factory Campus eröffnet, der bei der digitalen Transformation eine Pionierrolle spielen soll.

VW und die Escape-Room-Methode: Autokonzern hat Maßnahme bereits in anderen Werken getestet

Der VW-Konzern hatte Ende 2022 angekündigt, das größte Produktionswerk auf die Herstellung von E-Autos umrüsten zu wollen. Bereits ab diesem Jahr sollen auch in Wolfsburg elektrische Pkw des Typs ID.3 vom Band rollen. Dass der Autobauer seine Mitarbeiter mit den Escape Rooms an diese Aufgabe heranführen will, ist keine Selbstverständlichkeit. In der Autoindustrie steht bereits fest, dass die Transformation Arbeitsplätze kosten wird. Mercedes-Personalchefin Sabine Kohleisen hatte einen Stellenabbau an bestimmten Standorten angekündigt und auch Bosch-Chef Stefan Hartung kündigte einen Stellenabbau an. Bei VW hieß es in der Vergangenheit, dass die Transformation bis zu 30.000 Stellen kosten könnte.

Neben den Autoherstellern befinden sich auch die Zulieferer mitten in der Transformation. Bosch will für die E-Auto-Transformation rund 80.000 Mitarbeiter umschulen und auch die ZF Friedrichshafen hat eine Qualifizierungsoffensive gestartet. Zusätzlich sind die Zulieferer – wie auch die Autohersteller – auf der Suche nach qualifiziertem Personal aus IT und Software. Auch VW will neben dem groß angelegten Weiterbildungsprogramm für die Angestellten externe Facharbeiter einstellen. Anfang Februar erklärten die Wolfsburger in einer Mitteilung, dass man für 2.800 offene Stellen eine Tech-Recruiting-Offensive starte.

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