VW legt Grundstein für Gigafabrik - Umstieg auf E-Mobilität heißt: „Überleben oder nicht“

Volkswagen will bis 2030 sieben oder acht Batteriefabriken bauen. In Salzgitter legte der Konzern den Grundstein für die erste Gigafabrik.
Salzgitter - Mercedes-Benz, BMW und VW richten ihre Produktion immer deutlicher auf E-Autos aus. Während Mercedes im Rahmen der Luxusstrategie vorrangig hochpreisige Modelle der Baureihe Mercedes-EQ verkaufen will, setzt der VW-Konzern auf Masse. Der zweitgrößte Autohersteller der Welt schickt sich an, bereits in diesem Jahr den Branchenprimus Tesla bei den E-Auto-Verkäufen zu überholen, wie Konzern-Chef Herbert Diess kürzlich erklärte. Die Wolfsburger setzen nach anfänglichem Zögern alles auf die E-Mobilität. Diess wies sogar die E-Fuels entschieden ab, obwohl VW-Tochter Porsche daran arbeitet.
Für die E-Auto-Offensive will VW weltweit bis 2030 sieben oder sogar acht Batteriezellfabriken errichten, erklärte Technologievorstand Thomas Schall, der für dieses engagierte Projekt federführend ist, im Gespräch mit dem Manager Magazin. Auch Mercedes will weltweit acht Gigafabriken als „Zentrum der Autoindustrie“ bauen. Am Donnerstag (7. Juli) legte Volkswagen in Salzgitter (Niedersachsen) den Grundstein für die „Salzgiga“, die erste Gigafabrik für die Batteriefertigung. „Jetzt haben wir in der Autoindustrie den konsequentesten Plan für Elektromobilität, zumindest aller klassischen Hersteller“, ist sich Schall sicher.
VW will im großen Stil selbst Batteriezellen für E-Autos bauen - 6 Werke in Europa geplant
In Europa wird der Umstieg auf die E-Mobilität durch den EU-Entscheid, ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen zu erlauben, wohl noch weiter beschleunigt. Mehr E-Autos bedeutet zwangsläufig aber auch, dass der Bedarf an Batterien für die Autos deutlich steigen wird. VW und auch Mercedes setzen dabei auch auf das Recycling und erhielten Unterstützung vom Bund. Volkswagen hatte ursprünglich vor, sich an Zellwerken zu beteiligen, will nun aber im großen Stil selbst Batteriezellen für die E-Auto-Offensive produzieren.
Im März 2021 kündigte der Konzern an, sechs Batteriewerke bauen zu wollen. „Dann kamen das Entwicklungszentrum in Salzgitter, die Allianzen mit Bosch und 24M, die Beteiligung am chinesischen Zellhersteller Gotion; und zum 1. Juli hat unsere Batterieholding PowerCo die Arbeit aufgenommen“, sagte Thomas Schall im Interview mit dem Manager Magazin. „Ich wüsste nicht, welches Unternehmen das geschafft hätte, in dieser kurzen Zeit.“
VW ist mit über 670.000 Mitarbeitern weltweit einer der größten Konzerne überhaupt. Aufgrund der Größe wurde bezweifelt, dass die Wolfsburger die Transformation zur E-Mobilität schnell in Angriff nehmen könnten. „Täuschen Sie sich nicht“, stellte der Technikchef klar. „Wenn dieser Konzern ins Rollen kommt, ist er kaum aufzuhalten.“ Diese Geschwindigkeit ist angesichts der Konkurrenten wohl auch notwendig. Gerade der große Konkurrent Tesla produziert seit langem eigene Batteriezellen in der Gigafactory 1 in Reno (Nevada). „Wenn wir uns jetzt zu viel Zeit lassen, kommen wir zu spät“, weiß auch Thomas Schall. „Dann ist der Kuchen verteilt.“
VW setzt alles auf die E-Mobilität: „Wir können nicht einfach weiter Verbrenner bauen“
Mit der Grundsteinlegung der Gigafabrik in Salzgitter hat VW den ersten Schritt gemacht, der aber auch gewisse Risiken mit sich bringt. „Ich habe schon ein paar Autofabriken gebaut; ich weiß, wie schmerzvoll das war“, sagte Thomas Schall dem Manager Magazin. Mit den Zellfabriken sei der Konzern aber so schnell vorangekommen, dass er nun deutlich friedlicher schlafe, als noch vor 12 Monaten. Scheitern sei aber ohnehin keine Option.
„Der Umstieg auf Elektromobilität heißt für uns: Überleben oder nicht. Wir haben keine Alternative“, so der VW-Technikchef. „Wir können nicht einfach weiter Verbrenner bauen, wir haben die Investitionen für die Zukunft auf Elektro gesetzt.“ Bis 2030 will VW in Europa sechs Batteriefabriken errichten, eine siebte und möglicherweise achte soll in Nordamerika entstehen. Neben der eigenen Fertigung will der Konzern, wie auch Mercedes-Benz und BMW, weiterhin auf Recycling setzen. „Auch wir arbeiten an einem möglichst geschlossenen Kreislauf“, sagte Schall.