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„Tesla schwächelt“: VW-Chef will die Chance nutzen und am E-Auto-Rivalen vorbeiziehen

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Von: Julian Baumann

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Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, spricht während der IAA auf einer Bühne.
VW-Chef Herbert Diess sieht den Wolfsburger Konzern im Falle eines Verbrenner-Verbotes gut gerüstet. © Sven Hoppe/dpa

Tesla und der VW-Konzern konkurrieren um die Vormachtstellung bei den E-Autos. VW-Chef Herbert Diess sieht nun Chancen, den Branchenprimus zu überholen.

Stuttgart/Wolfsburg - US-Hersteller Tesla gilt als Platzhirsch im Bereich der E-Autos. Die Technologie ist zwar nicht neu, das Unternehmen von Visionär Elon Musk hat den batterieelektrischen Autos aber zu neuer Population verholfen. Während der weltgrößte Autobauer Toyota am Verbrenner festhält, will der zweitgrößte, Volkswagen, Tesla bei den E-Auto-Verkäufen überholen. Tesla hat aktuell mit einigen Problemen zu kämpfen. Elon Musk bezeichnete die Fabriken in Berlin und Austin kürzlich als „riesige Geldverbrennungsöfen“.

Tesla eröffnete Ende März in Grünheide bei Berlin eine Gigafabrik und drang dadurch direkt ins Hoheitsgebiet der deutschen Traditionskonzerne Mercedes-Benz, BMW und VW vor. Durch die Probleme beim Hochfahren der neuesten Fabriken von Tesla sieht Herbert Diess nun die Möglichkeit, den US-Hersteller zu überholen. „Diese Chance müssen wir nutzen und schnell aufholen“, sagte der Chef des VW-Konzerns dem Handelsblatt zufolge bei einer Betriebsversammlung in Wolfsburg. „2025 können wir in Führung gehen.“

Tesla vs. VW: Noch in diesem Jahr könnte der Abstand bei E-Auto-Verkäufen geringer werden

Aktuell hat die gesamte Autoindustrie mit Problemen aufgrund von unterbrochenen Lieferketten zu kämpfen. VW-Chef Diess sieht seinen Konzern dennoch gut aufgestellt. „Wir verdienen so viel wie nie – trotz Halbleitermangel und stockenden Lieferketten“, erklärte er. Auch die seit vielen Monaten anhaltende Chipkrise entspanne sich endlich. Experten sagten allerdings kürzlich, die Chipkrise könne noch bis 2024 anhalten. Von den Problemen ist auch die Konkurrenz betroffen. „Tesla schwächelt“, machte Diess laut dem Handelsblatt deutlich. Noch im laufenden Jahr könne der Abstand zwischen den Konkurrenten deshalb geringer werden. VW dürfe ihn zumindest „nicht noch größer werden lassen“.

Dass bei Tesla aktuell nicht alles rund läuft, macht sich auch in Grünheide bemerkbar. Die Fabrik ist auf eine jährliche Produktion von 500.000 E-Autos ausgelegt und soll im finalen Stand rund 12.000 Personen beschäftigen. Aktuell arbeiten aber nur etwa 4.500 Mitarbeiter am Standort. Eine Gewerkschafterin sagte dem Spiegel kürzlich, dass Mitarbeiter Tesla wieder verlassen, um zu ihren alten Arbeitgebern zurückzugehen. Als Grund gab sie unter anderem die ungleichen Löhne an. VW will die Aufholjagd auf den großen Konkurrenten aber nicht übertreiben, sondern angesichts des anhaltenden Krieges die Produktion nur langsam steigern.

VW-Chef Diess sieht Konzern für Verbrenner-Verbot gerüstet: „Es kann kommen“

Während Tesla seit der Gründung ausschließlich E-Autos produziert, mussten die traditionellen Autokonzerne ihre Produktion erst entsprechend umstellen. Durch das von der EU-Kommission geforderte Verbrenner-Aus ab 2035 wird die Transformation zur E-Mobilität wohl weiter beschleunigt. Herbert Diess sieht den VW-Konzern für ein finales Verbrenner-Verbot auf europäischer Ebene allerdings gut gerüstet. „Es kann kommen – wir sind am besten vorbereitet“, erklärte er. Der Konzern aus Wolfsburg hatte sehr früh mit Investitionen in die E-Mobilität begonnen und sich das Ziel gesetzt, in einigen Jahren neben Autos sein Geld vor allem mit Mobilitätsdienstleistungen zu verdienen.

Doch auch bei Volkswagen gab es in letzter Zeit einige Spannungen, vor allem in Bezug auf mögliche Sparpläne am Stammwerk in Wolfsburg. Inzwischen gebe es zwischen Konzernführung und den Arbeitnehmervertretern aber mehr Einigkeit. „Es freut mich besonders, dass Daniela Cavallo und der Betriebsrat diese Transformation in so einem engen Schulterschluss wettbewerbsorientiert mit vorantreiben“, sagte Herbert Diess laut dem Handelsblatt. „Sie ist notwendig, um Wolfsburg zukunftssicher zu machen und langfristig Jobs zu sichern. Wolfsburg kann im Wettbewerb gegen Grünheide bestehen.“ Bereits Mitte Juni sagte der Informationsdienst Bloomberg Intelligence voraus, VW werde Tesla im Jahr 2024 bei der Zahl der E-Auto-Verkäufe überholen.

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