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Nur noch E-Taxis in Baden-Württemberg? Taxibranche befürchtet „massive Schwächung des Transportgewerbes“

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Von: Julian Baumann

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Laut Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) plant Baden-Württemberg, ab 2025 nur noch elektrische Taxis einzusetzen. Die Taxibranche ist davon wenig angetan.

Stuttgart/Heidelberg - Mit der Entscheidung des EU-Parlaments, ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen zu erlauben, wird sich die Transformation zur E-Mobilität noch weiter beschleunigen müssen. Neben privaten Pkw umfasst eine Mobilitätswende aber auch den öffentlichen Nahverkehr und damit sowohl Busse als auch Taxis. „Auch Busunternehmen müssen nachlegen, was emissionsfreie, elektrische Antriebe betrifft“, hatte Silke Gericke, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion im Rahmen einer BW24-Umfrage zum Verbrenner-Aus erklärt. Baden-Württemberg unterstützt Taxiunternehmen bereits seit dem 1. Juli 2022 mit einer Förderung von 3.000 Euro für den Unterhalt und die Ladeinfrastruktur für elektrische Taxis.

In Stuttgart sind elektrische Taxi-Modelle – beispielsweise von Tesla – keine Seltenheit mehr, die meisten fahren aber nach wie vor Verbrenner. Laut Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) arbeitet Baden-Württemberg aber an einem ähnlichen Konzept wie Hamburg. Die Hansestadt und das gleichnamige Bundesland hatten angekündigt, ab 2025 keine Verbrennungsmotoren in Taxis mehr zu erlauben. Einen so schnellen Umstieg kann sich die Taxibranche im Südwesten allerdings nicht vorstellen und äußerte deutliche Zweifel an dem Nutzen eines solchen Verbots.

Lieferengpass und mangelnde Infrastruktur: Taxibranche bezweifelt kurzfristigen Umstieg auf E-Autos

Nachdem Winfried Hermann in der Rhein-Neckar-Zeitung erklärt hatte, an einem ähnlichen Konzept wie Hamburg zu arbeiten und damit offenbar ebenfalls ein Verbot von Verbrenner-Taxis bereits zehn Jahre vor dem Inkrafttreten des EU-Verbots anzustreben, traf sich der FDP-Landtagsabgeordnete Christian Jung mit Vertretern der Taxibranche in Heidelberg. Dass die Taxibranche vom Vorstoß des Verkehrsministers nicht gerade begeistert war, ist verständlich. Michael Käflein, Geschäftsführer der Taxizentrale Heidelberg, befürchtet bei einer kurzfristigen Umstellung ohne ausreichende Lademöglichkeiten und den anhaltenden Lieferengpässen eine „massive Schwächung des Transportgewerbes“, wie aus einer Mitteilung des Büros von Christian Jung hervorgeht.

Treffen der FDP mit den Taxizentralen von Heidelberg und Mannheim.
Die Taxibranche in Baden-Württemberg glaubt nicht, dass ein sofortiger Verbrenner-Abschied möglich ist. © Andreas Scheurig

Die Lieferengpässe bei elektrischen Fahrzeugen machen der Autoindustrie weiterhin Probleme. Die Logistik-Probleme werden sogar immer schlimmer, auch wenn nicht alle Hersteller betroffen sind. Um die Taxiflotten innerhalb von nur knapp zwei Jahren vollständig auf elektrische Modelle umzustellen, sind die Engpässe aktuell aber wohl zu gravierend. Käflein sieht der Mitteilung zufolge besonders „die Gefährdung von Krankentransporten, Schülerfahrten, Ersatzlinienverkehr und Ruftaxilinien“. Diese Meinung werde von Jürgen Schwarz von der Taxizentrale Mannheim bestätigt.

FDP kritisiert Vorstoß des Verkehrsministeriums – „Müssen Branche nicht unnötig schwächen“

Das Verkehrsministerium hatte eine BW24-Anfrage vom 20. Februar in Bezug auf ein Verbot von Verbrennungsmotoren bei Taxis unbeantwortet gelassen. Laut der Mitteilung sei auch Christian Jung, Sprecher für Verkehr der FDP-Landtagsfraktion, bislang nicht über die Pläne informiert worden. „Uns liegt der mit Grünen und CDU abgestimmte Referentenentwurf des Verkehrsministeriums, von dem Hermann spricht und der weitreichende und undurchdachte Folgen für das Taxigewerbe hätte, bisher nicht vor“, erklärte er. „Nach der Corona-Pandemie müssen wir die Branche nicht durch ideologische Politik unter Federführung der Grünen in Baden-Württemberg unnötig schwächen.“

In Bezug auf ein Verbrenner-Verbot beziehungsweise auf die Mobilität der Zukunft spricht sich die FDP seit langem für synthetische Kraftstoffe aus. „Das Problem ist nicht der Motor, das Problem ist der fossile Treibstoff“, hatte Friedrich Haag, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion in Bezug auf die Abgasnorm Euro 7 gegenüber unserer Reaktion erklärt. Mit den sogenannten E-Fuels aus Solar- und Windenergie könnte auch die Bestandsflotte klimaneutral angetrieben werden. Eine solche Möglichkeit fordert Christian Jung auch für die Taxibranche. „Wer Klimaschutz wirklich ernst nimmt, muss auch bei Taxis und Krankentransportern auf synthetische Kraftstoffe setzen“, erklärte er.

Christian Jung hat in der Mitteilung angekündigt, gemeinsam mit den Taxizentralen Heidelberg und Mannheim sowie mit dem FDP-Stadtrat Volker Beisel und dem stellvertretenden Kreisvorsitzenden der FDP in Heidelberg, Dennis Tim Nusser, eine parlamentarische Anfrage stellen zu wollen, um die genauen Pläne in Bezug auf ein Verbrenner-Verbot bei Taxis mitgeteilt zu bekommen.

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