Mahle-Chef macht klar: Nicht alle deutschen Standorte werden überleben
Der Autozulieferer Mahle befindet sich mitten in der Transformation zur E-Mobilität. CEO Arnd Franz erwartet, dass diesen Schritt nicht alle Standorte überstehen werden.
Stuttgart - Im Gegensatz zu den großen Autoherstellern fokussieren sich die schwäbischen Zulieferer nicht ausschließlich auf die E-Mobilität. Der Autozulieferer Mahle setzt auch auf E-Fuels, da es „noch lange Verbrennungsmotoren geben“ werde. Obwohl Mahle demnach Verbrennungsmotoren klimaneutral antreiben will, steht auch bei dem Stuttgarter Konzern die Transformation zur E-Mobilität an erster Stelle. „Die E-Mobilität ist gesetzt, deshalb sind Elektrifizierung und Thermomanagement die Strategiefelder unseres Konzerns“, hatte eine Konzernsprecherin gegenüber BW24 erklärt. Mahle hatte im vergangenen Jahr einen besonders leistungsstarken E-Motor vorgestellt.
In der deutschen Autoindustrie hängen zum aktuellen Stand aber die meisten Stellen am Verbrenner, weswegen die Transformation zur E-Mobilität auch Arbeitsplätze kosten wird. „Während wir hoch spezialisierte Software- und Elektronikexperten einstellen, werden es in anderen Bereichen sukzessive weniger Mitarbeiter werden“, hatte Bosch-Chef Stefan Hartung vor einiger Zeit erklärt. Das macht sich auch bei Mahle bemerkbar. Der Konzern setze sich zwar dafür ein, die Zukunft der Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern, das werde aber nicht in allen Fällen funktionieren, sagte Mahle-Chef Arnd Franz.
Mahle und die Transformation zur E-Mobilität – „Weg werden nicht alle Standorte gehen können“
Das Thema des Beschäftigungsabbaus durch die Transformation zur E-Mobilität wird seit langem diskutiert. Fakt ist, dass bei der Produktion von E-Autos andere Kompetenzen vonnöten sind, als bei der Konstruktion eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. „Europa wird für den batterieelektrischen Antrieb nur noch einen Bruchteil der Beschäftigten benötigen, die momentan für verbrennungsmotorische Antriebe tätig sind“, erklärte Mahle-CEO Arnd Franz im Interview mit der Automobilwoche. Bei Mahle liege der Anteil der Mitarbeiter, die am Verbrenner arbeiten, bei ungefähr 60 Prozent. Ein wichtiger Aspekt sei deshalb die Weiterqualifizierung. „Aber machen wir uns nichts vor“, so Franz. „Das wird nicht in allen Fällen funktionieren.“

Auch die ZF Friedrichshafen hatte eine Qualifizierungsoffensive für die E-Auto-Transformation gestartet, alle Arbeitsstellen, die derzeit noch am Verbrenner hängen, lassen sich damit aber wohl kaum retten. „Dort, wo langfristig Arbeitsplätze wegfallen, wollen wir das möglichst sozialverträglich tun“, erklärte Mahle-Chef Franz. Werke mit einer hohen Industrialisierungkompetenz hätten das Zeug, zu bestehen, was jedoch nicht für alle Standorte gelte. „Den Weg in die Elektromobilität werden nicht alle Standorte gehen können.“ Eben weil Europa eine über Jahrzehnte gewachsene Infrastruktur rund um den Verbrenner aufweise, werden die Auswirkungen hier am größten sein, sagte Franz.
Technologieoffenheit soll bei Mahle und Co. auch neue Beschäftigungseffekte erzielen
Mahle mit Hauptsitz in Stuttgart ist einer der größten Autozulieferer der Welt und beschäftigt insgesamt mehr als 72.000 Mitarbeiter. Allein in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg unterhält der Konzern ganze acht Standorte. Wie viele deutsche Standorte der Transformation zum Opfer fallen werden, könne derzeit aber noch nicht gesagt werden, da es sich um einen langfristigen Prozess handele, so Arnd Franz. Da Mahle aber auch weiterhin am Verbrenner festhält und ihn künftig mit E-Fuels klimaneutral betreiben will, ergeben sich neue Perspektiven. „Technologieoffenheit birgt auch positive Beschäftigungseffekte“, hatte eine Sprecherin unserer Redaktion erklärt.
Name | Mahle GmbH |
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Gründungsjahr | 1920 |
Hauptsitz | Stuttgart |
Branche | Automobilzulieferer |
Produkte | Kolben, Zylinderkomponente, Kühlsysteme für Batterien etc. |
Mitarbeiter | 72.184 |
Standorte | 160 Produktionsstandorte und 12 große F&E-Zentren |
Eben weil derzeit noch unzählige Jobs am Verbrenner hängen, begrüßten die schwäbischen Autozulieferer die Entscheidung, „auch in Zukunft Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zuzulassen“. „Die jüngste Entscheidung in Brüssel, Verbrennerfahrzeuge auch nach 2035 zuzulassen, wenn sie mit CO₂-neutralen Kraftstoffen betankt werden, ist eine Entscheidung für den Klimaschutz“, sagte der Mahle-Chef gegenüber der Automobilwoche. Ein Sprecher des Autozulieferers ElringKlinger hatte gegenüber BW24 ebenfalls erklärt, dass von dieser Entscheidung letztendlich alle profitieren werden.