Lamborghini will „solange wie möglich am Verbrenner festhalten“

Mit der EU-Entscheidung zum Verbrenner-Aus wird die Luft auch allmählich für die Supersportwagen von Lamborghini dünn. Bis dahin setzen die Italiener aber noch auf den altgedienten Antrieb.
Stuttgart/Sant’Agata Bolognese - Der VW-Konzern hatte angekündigt, bis spätestens 2033 nur noch E-Autos verkaufen zu wollen. Damit meinten die Wolfsburger zwar vorrangig die Kernmarke Volkswagen, die Luxus-Töchter können sich vor dem Wandel aber ebenso wenig verschließen. Porsche will dem erfolgreichen Elektro-Sportwagen Taycan einen elektrischen Macan nachschieben, dem dann der größere Cayenne folgen soll. Die Konzern-Schwester Lamborghini hatte sich beim ersten vollelektrischen Modell aber gegen einen Sportwagen und für ein Crossover-SUV entschieden, da die Elektrifizierung der Supersportwagen die Markenfans möglicherweise vor den Kopf gestoßen hätte.
Dass die Supersportwagen des italienischen Autoherstellers eher früher als später ebenfalls elektrisch angetrieben werden, ist jedoch nur noch eine Frage der Zeit. Zum einen forciert VW-Konzernchef Oliver Blume auch bei den Tochtermarken einen Umschwung, zum anderen will auch Konkurrent Ferrari bis 2025 bereit für das E-Auto-Zeitalter sein. Im Gespräch mit der Automobilwoche erklärte Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann, die Produktpalette zunächst hybridisieren und anschließend eine vollelektrische Modellreihe auf den Markt bringen zu wollen. Bei den Supersportwagen wollen die Italiener aber so lang wie möglich am Verbrenner festhalten.
Lamborghini setzt bei Supersportwagen weiter auf den Verbrenner – „zumindest bis Anfang der 30er Jahre“
Aktuell herrscht noch immer Unklarheit über ein Verbrenner-Verbot ab 2035. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) spricht sich weiterhin für E-Fuels aus, die einen Verbrennungsmotor klimaneutral antreiben können. Porsche produziert die synthetischen Kraftstoffe aus Solar- und Windenergie seit Ende Dezember in Chile. Lamborghini-Chef Winkelmann hatte Porsche in Bezug auf die E-Fuels zwar den Rücken gestärkt, erklärte gegenüber der Automobilwoche aber, dass die synthetischen Kraftstoffe bei den Italienern eher für den Motorsport und historische Fahrzeuge interessant seien. Bei der Produktpalette will der deutsche Manager dagegen früher oder später vollständig auf Elektro umschwenken.
„Wir fangen mit der Hybridisierung unserer gesamten Produktpalette an und wollen sie 2023 und 2024 voll umsetzen“, erklärte der Lamborghini-Chef. In den Jahren 2028 und 2029 soll dann eine vollelektrische Modellreihe auf den Markt kommen und auch der Luxus-SUV Urus elektrifiziert werden. Lamborghini baut wie Porsche neben den Sportwagen auch SUV-Modelle, das Herzstück der Marke sind aber nach wie vor die Supersportwagen. Bei denen will Winkelmann „so lange wie möglich“ am Verbrenner festhalten, wie er der Automobilwoche erklärte. „Zumindest bis Anfang der 30er-Jahre“, sagte er. „Aus derzeitiger Sicht können danach nur Elektroantriebe kommen. Darauf stellen wir uns ein.“
Lamborghini-CEO sicher: Debatte Elektro oder Verbrenner in zehn Jahren kein Thema mehr
Lamborghini hat sich demnach einen strengen Zeitplan verordnet. In Bezug auf die Elektrifizierung der Supersportwagen, wie dem Huracan, stehen die Italiener aber vor einem ähnlichen Problem wie der Konkurrent Ferrari. Dass ein E-Auto mit einem Lamborghini mithalten kann, zeigte ein Tesla-Modell, das den Supersportwagen an einer Ampel abzog. Allein mit der Beschleunigung ist es allerdings nicht getan, da viele Autofans bei den Hochleistungsmodellen vor allem den röhrenden Motor und das Fahrgefühl schätzen. „Das ist die Herausforderung, wir wollen auch dann noch Traumautos anbieten – aber mit neuen Technologien“, sagte Stephan Winkelmann der Automobilwoche.
Der Lamborghini-Chef ist sich allerdings sicher, dass die Frage, ob ein elektrischer Lamborghini ein echter Lamborghini sein kann, in zehn Jahren durch ist. „Das ist ja auch eine Generationenfrage und wird von den Jüngeren längst akzeptiert“, erklärte er. Zudem werde sich der Fokus auf das klassische Design nicht ändern und auch die Performance soll dem entsprechen, was die Lamborghini-Kunden gewohnt sind. Dass Sportwagen durchaus als elektrische Modelle funktionieren hat Porsche eindrucksvoll mit dem Taycan bewiesen. Sogar Porsche-Chef Blume zeigte sich vom Erfolg des elektrischen Sportwagens aus Stuttgart überrascht.