Ein Hochschul-Team aus Deutschland könnte gleich zwei Probleme von E-Autos lösen
Wohin mit den alten E-Auto-Batterien? Ein Team der Hochschule in Fulda hat dafür eine Lösung gefunden, die nebenbei noch ein weiteres Problem löst.
Stuttgart/Fulda - Die E-Mobilität beschäftigt nicht nur die Automobilindustrie, sondern auch Wissenschaftler und Studententeams weltweit. Studenten der Uni Eindhoven haben beispielsweise ein E-Auto entwickelt, das die Luft beim Fahren reinigt und eine Teststrecke auf dem Campus Vaihingen der Uni Stuttgart könnte gleich mehrere Probleme von E-Autos lösen. Eine Erfindung eines Teams der Hochschule im hessischen Fulda könnte ebenfalls zwei Aspekte der E-Mobilität verbessern, die noch immer stark kritisiert werden. Zum einen den langsamen Ausbau der Ladeinfrastruktur und zum anderen die Frage: Wohin mit den gebrauchten Lithium-Ionen-Akkus?
E-Auto-Batterien können zwar immer wieder mit Strom geladen werden, die Lebensdauer nimmt – wie auch beim Auto selbst – aber immer weiter ab. Der Tausch einer E-Auto-Batterie kann sehr teuer werden, mit der Erfindung aus Fulda erleben die ausrangierten Batterien aber ein zweites Anwendungsgebiet. „Denn in der Regel haben die ausgedienten E-Fahrzeug-Batterien noch eine Restkapazität (State-of-Health) von etwa 85 Prozent oder mehr“, schreibt die Hochschule in einer Pressemitteilung. Die ausrangierten Batterien werden in einen Container verbaut und dienen so als eine Art Puffer, die Energie speichern, wenn besonders viel im Energienetz verfügbar ist und sie bei Bedarf wieder abgeben.
E-Autos laden ohne Gefahr einer Netzüberlastung: Energiespeicher könnte gleich mehrere Probleme lösen
Ein Prototyp des von Wissenschaftlern der Hochschule Fulda in Kooperation mit Ingenieuren der OsthessenNetz GmbH entwickelten Speichers ist laut der Mitteilung bereits ans Netz gegangen. Er stellt zwei Ladepunkte mit Gleichstrom und zwei mit Wechselstrom für das Laden von E-Autos bereit und greift dabei auf regenerative Energie zurück, die aus den ausrangierten Lithium-Ionen-Batterien gespeist wird. „So wird schnelles Laden von E-Fahrzeugen möglich, ohne dass das Energienetz am Anschlusspunkt überlastet wird“, heißt es in der Mitteilung. Dass das Stromnetz durch viele E-Autos deutlich höher belastet wird, ergab auch ein Projekt der EnBW in Wangen im vergangenen Jahr.

Gerade in kleineren Gemeinden wird deshalb versucht, das Stromnetz entsprechend zu stabilisieren, um eventuelle Blackouts zu vermeiden. „Batteriespeicher sind gut geeignet, um die starken Auswirkungen auf die Netze abzumildern“, erklärt Projektleiter Ulf Schwalbe, Professor an der Hochschule Fulda, laut Mitteilung. Steuerungs- und Regelungsalgorithmen in dem von der Hochschule entwickelten Energiemanagementsystem sorgen dafür, dass der Speicher nachlädt oder wieder in das Netz entlädt, wenn es zur Entlastung des Stromnetzes erforderlich ist. „Mit dieser Lösung können wir die Nutzung der regenerativen Energien weiter ausbauen“, sagt Schwalbe. „Gleichzeitig leisten wir einen Beitrag, um die Abhängigkeit von Rohstoffimporten zu verringern.“
Batteriespeicher könnte schon jetzt an Autobahnraststätten und Tankstellen eingesetzt werden
Der Ausbau der Infrastruktur ist, neben der Rohstoffthematik, eines der meistdiskutierten Themen der E-Mobilität. Ein Energie-Verband bezeichnete den Ladesäulen-Mangel zwar als „völlig falsches Bild“, im vergangenen Jahr hieß es aber, dass es selbst in Baden-Württemberg noch zu wenig Ladesäulen für E-Autos gebe. In Großstädten wie Stuttgart ist das Angebot durch mehrere Anbieter, darunter beispielsweise der Energieversorger EnBW, weit fortgeschritten, in ländlicheren Gegenden haben es E-Auto-Fahrer aber auch in Deutschland noch immer schwer. Eben in solchen Gegenden könnte der Second-Hand-Batteriespeicher der Hochschule Fulda zum Einsatz kommen.
Eingesetzt werden könne die Lösung bereits jetzt an Autobahnraststätten und Tankstellen ohne ausreichenden Netzanschluss, schreibt die Hochschule. Mit der immer weiter fortschreitenden Dominanz der E-Autos könnte die Lösungsmöglichkeit ihr Potenzial weiter ausbauen. „Jeder weitere Batteriespeicher, der mit regenerativer Energie gespeist wird, verbessert die Ökobilanz elektrischer Mobilität signifikant“, sagt Ulf Schwalbe. Neben der E-Mobilität könnte der Speicher künftig aber auch in verschiedenen anderen Bereichen zum Einsatz kommen, in denen überschüssiger Strom produziert wird.