Rekuperation auf glatten Straßen: Was E-Auto-Fahrer beachten müssen
Bei der Fahrt auf glatten Straßen sollte man mit dem Bremsen bekanntlich vorsichtig sein. Bei der Rekuperation von E-Autos gilt es bei der aktuellen Witterung ebenfalls einiges zu beachten.
Stuttgart - Ein Kältehoch bringt aktuell eisige Luft nach Deutschland und auch Schneefall hat es in den vergangenen Tagen in vielen Regionen der Bundesrepublik bereits gegeben. Die angekündigten Minus 50 Grad sind zwar noch nicht eingetreten, die Wetterdienste warnen aktuell aber deutschlandweit vor glatten Straßen. Autofahrer sollten auf glatten Straßen vor allem mit der Bremse vorsichtig sein. Statt abrupt abzubremsen gilt: Fuß vom Gaspedal, auskuppeln und mehrmals wiederholt bremsen, statt den Fuß starr aufs Pedal zu drücken.
Da sich inzwischen E-Autos immer mehr gegen die altgedienten Verbrenner durchsetzen, gilt es für Fahrer von batterieelektrischen Fahrzeugen noch eine Besonderheit zu beachten. Mit der sogenannten Rekuperation kann bei einem reinen E-Auto oder einem Plug-in-Hybrid Energie zurückgewonnen werden, die normalerweise bei einem Bremsvorgang durch Reibung verbraucht wird. Gerade auf glatten Straßen sollte man mit dem regenerativen Bremsen aber vorsichtig sein, wie ein Praxistest des Portals Nextmove ergab. Zudem drohen E-Autos im Winter bei Eiseskälte auch weitere Gefahren.
E-Auto-Rekuperation auf glatten Straßen - Geschwindigkeit ist ausschlaggebend
Die Bremsenergierückgewinnung, oder Rekuperation, von elektrischen Fahrzeugen ist schnell erklärt. Ein Elektromotor kann in zwei Richtungen laufen, vorwärts und rückwärts. Drückt man das Gaspedal, läuft der Motor vorwärts und treibt dadurch die Räder an, tritt man das Bremspedal, läuft er rückwärts, erzeugt Strom und lädt dadurch die Batterie. Gerade bei modernen Modellen ist das Betätigen des Bremspedals zur Verringerung der Geschwindigkeit meist nicht mehr notwendig, da die mechanische Bremse automatisch greift, sobald der Fuß vom Gaspedal genommen wird. Ein Zuschauer aus der Nextmove-Community geriet mit seinem Tesla Model 3 allerdings bei schneeglatter Fahrbahn aus einer Kurve und machte das regenerative Bremsen dafür verantwortlich.

Da die mechanische Bremse eben automatisch betätigt wird, ist eine sogenannte „Stotterbremsung“ - also das eingangs erwähnte, wiederholte vorsichtige Bremsen - nicht direkt vom Fahrer steuerbar. Wie ein Test von Nextmove auf einem präparierten Testgelände des ADAC in Leipzig-Halle ergab, kommt es allerdings auf die Geschwindigkeit an, ob ein E-Auto bei der Rekuperation beziehungsweise dem Bremsvorgang noch steuerbar bleibt, oder nicht. Mit einem Tesla Model 3 mit Allrad-Antrieb, einem Kia EV6 und einem Skoda Enyaq mit Heckantrieb wurde getestet, wie sich die E-Autos bei der Rekuperation in der Kurve auf schnee- und eisglatter Straße verhalten.
E-Autos im Winter: Rekuperation sollte reduziert werden, um Kontrolle über Fahrzeug zu gewährleisten
Wie der Test ergab, wirkt sich die Rekuperation bei E-Autos bei Geschwindigkeiten von bis zu 40 Kilometern pro Stunde auch auf glatten Straßen nur minimal aus. Ab einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde ist bei den winterlichen Witterungen mit einer Rekuperationsbremse aber mehr Vorsicht geboten. Vor allem die Fahrzeuge mit Heckantrieb neigen dazu, übers Heck auszubrechen. Ohne Rekuperation, und mit dem eigenen Betätigen der Bremse, blieb das Handling der Autos im Test deutlich stabiler. Das Tesla Model 3 blieb aber auch bei höheren Geschwindigkeiten trotz Rekuperation stabil und brach nur bei Geschwindigkeiten aus, die im Winter - und auch sonst auf öffentlichen Straßen - ohnehin nicht gefahren werden sollten.
Im Falle von glatten Straßen, vor denen aktuell auch in Baden-Württemberg massiv gewarnt wird, gilt also: Die Rekuperation von E-Autos sollte zumindest reduziert werden. Im besten Fall schalten Fahrer die Funktion ganz aus und greifen ebenfalls auf die Stotterbremse zurück. Viele moderne Modelle haben zudem bereits spezielle Modi für den Einsatz im Winter. Bei Tesla heißt dieser beispielsweise „Snow Mode“. Dass E-Autos im Winter insgesamt benachteiligt sind, wurde aber mehrfach widerlegt. Im vergangenen Winter rettete ein elektrischer Porsche einen BWM-Verbrenner, der in einem Schneesturm stecken geblieben war.