Auch E-Autos brauchen die grüne Plakette - „dämliche Bürokratie“

In Stuttgart und anderen Großstädten ist die grüne Umweltpalette Vorschrift. Sie gilt absurderweise aber auch für E-Autos, die eigentlich keine Emissionen ausstoßen.
Stuttgart - In Deutschland kämpfen viele Großstädte seit Jahren mit dem Feinstaub, ausgelöst durch Absage von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Die Stadt Stuttgart ist seit dem 1. März 2008 Umweltzone. Das bedeutet, dass ein Auto eine grüne Umweltplakette benötigt, wenn es im Stadtgebiet fahren oder parken will. Ziel dieser Umweltzonen ist es, die Schadstoffemissionen, die durch den Verkehr verursacht werden, zu reduzieren. Per Gesetz benötigen aber auch E-Autos eine solche Plakette, obwohl sie eigentlich keine Emissionen erzeugen. Studenten entwickelten sogar ein E-Auto, das die Luft beim Fahren reinigt.
Dass auch batteriebetriebene Fahrzeuge in Deutschland eine grüne Umweltplakette benötigen, klingt zunächst absurd. Der Fokus auf E-Autos bei Mercedes-Benz, BMW oder auch VW soll schließlich die Klimabilanz der Fahrzeugflotten senken. Ein E-Auto-Fahrer, der in einer Umweltzone ohne grüne Plakette parkte, wurde nach Angaben in einer Facebook-Gruppe nun aber zu einem Bußgeld verdonnert, was in der Gruppe zu Unverständnis führte. Laut dem TÜV Süd müssen aber „alle Fahrzeuge, die in eine Umweltzone einfahren wollen, eine Umweltplakette“ haben, wie eine Sprecherin gegenüber BW24 erklärte.
E-Auto-Fahrer parkt ohne Plakette in Umweltzone - „Knöllchen fällig“
Seit dem Jahr 2008 dürfen Autos mit Verbrennungsmotor ohne geregelten Katalysator nicht mehr in die Umweltzonen fahren, da sie keine grüne Umweltplakette erhalten. Ein Verstoß dieser Regelung führt laut dem Bußgeldkatalog zu einer Strafe von rund 100 Euro. Auch Beleidigungen im Straßenverkehr können richtig teuer werden. Während bei ausgestrecktem Mittelfinger oder herausgestreckter Zunge der Antrieb des Autos vollkommen egal ist, sollte man meinen, dass emissionsfreie E-Autos keine grüne Plakette für das Befahren einer Umweltzone benötigen. Während die rote und die gelbe Plakette für Modelle mit erhöhtem Feinstaubausstoß gelten, sind grüne Plaketten aber auch für E-Autos und auch für Modelle mit Brennstoffzelle verpflichtend.
Einem Mitglied der Facebook-Gruppe „Ich fahre Elektroauto“ war dieser Umstand offenbar nicht bekannt. Er parkte mit seinem Stromer ohne Plakette in einer Umweltzone, wie er selbst berichtete. „Smogplakette nicht in die Windschutzscheibe geklebt - Knöllchen fällig“, schrieb Christian Presuhn laut dem Portal Efahrer in der privaten Gruppe. Auf der Seite der Umweltplakette heißt es: „Das Fahren ohne oder mit einer unleserlichen Plakette gilt als Verstoß und wird mit einem Bußgeld von
100 Euro geahndet. Dieses wird nicht nur für das Befahren, sondern auch für das Parken ohne Umweltplakette in einer Umweltzone fällig“. Das gilt eben auch für E- und Wasserstoffautos.
Umweltzone: Alle Autos brauchen grüne Plakette - „für E-Autos gibt es keine Ausnahmen“
Unter dem Post des besagten Facebook-Nutzers äußerten Efahrer zufolge einige andere User ihren Unmut über das Bußgeld für E-Autos ohne Plakette. „Dämliche Bürokratie. Dein Auto ist wesentlich sauberer als jedes andere Auto mit grüner Plakette“, schrieb beispielsweise einer. Dass er damit bei allem Ärger über die Maßnahme recht hat, ergab auch eine Nachfrage von BW24 bei TÜV Süd. „Zugrunde liegt die fünfunddreißigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes“, erklärte Pressesprecherin Heidi Atzler. „Darin wird – kurz gesagt – geregelt, dass alle Fahrzeuge, die in eine Umweltzone einfahren wollen, eine Umweltplakette brauchen.“
„Für E-Autos gibt es aktuell keine Ausnahmen“, machte Heidi Atzler deutlicher. Ausnahmen der Regelung bestehen bislang beispielsweise nur für Oldtimer mit einem entsprechenden H-Kennzeichen, obwohl diese oftmals noch mehr CO2 ausstoßen, als Neuwagen mit Verbrennungsmotor. „Grundsätzlich ausgenommen von der Regelung sind Motorräder und dreirädrige Kraftfahrzeuge, Arbeitsmaschinen, land- und forstwirtschaftliche Zugmaschinen, mobile Maschinen/Geräte, Oldtimer, Behinderten-Kraftfahrzeuge sowie Kraftfahrzeuge, die mit Sonderrechten unterwegs sind.“ Zu erwerben sind die Umweltplaketten beim TÜV für 5 bis 10 Euro oder auch online für 20 Euro, was deutlich günstiger ist, als die 100 Euro Bußgeld.