EnBW-Chef warnt trotz Mangel vor zu vielen Ladestationen - „Brauchen nicht an jeder Ecke eine Stromtankstelle“

Deutschland will mehr E-Autos auf den Straßen. Dafür fehlen aber noch Ladesäulen. EnBW-Chef Frank Mastiaux warnt trotzdem bereits jetzt vor einem Überangebot.
Stuttgart - Nicht nur die Fahrzeughersteller aus Baden-Württemberg bringen immer mehr E-Autos auf den Markt. Deutschland treibt die E-Mobilität insgesamt voran. Denn für den Wandel im Straßenverkehr reichen E-Autos alleine nicht aus. Ein entscheidender Punkt erweist sich allerdings als problematisch: Bislang ist das Ladenetz für E-Autos in Deutschland ein Trauerspiel.
Regional gibt es dabei natürlich Unterschiede, Städte sind meist besser versorgt als der ländliche Raum. Besonders beim dortigen Ausbau der Ladesäulen will Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mehr Tempo. Für die diesbezügliche Infrastruktur sind diverse Akteure verantwortlich. Einer davon ist die EnBW in Baden-Württemberg. Deren Chef Frank Mastiaux will grundsätzlich auch mehr Ladesäulen - warnt aber gleichzeitig davor, zu viele zu bauen.
Ladesäulen für E-Autos: EnBW-Chef findet das Tempo beim Ausbau nicht zu langsam
Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erklärte Frank Mastiaux, beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos „sollten wir die Kirche im Dorf lassen“. Die EnBW ist der größte Stromtankstellen-Betreiber Deutschlands und gibt jedes Jahr 100 Millionen Euro für den Bau neuer Ladesäulen aus. Entsprechend findet der EnBW-Chef die Geschwindigkeit des Ausbaus in Ordnung - zumal E-Autos erst seit kurzem so durchstarten. „Wir sind immer noch in einer sehr frühen Phase der E-Mobilität“, erklärt er gegenüber der FAZ.
Zwar will auch Mastiaux mehr Ladesäulen für Deutschland. Das schlechte Zeugnis für die Infrastruktur hierzulande kann der EnBW-Chef aber nicht nachvollziehen. „Wir haben heute insgesamt keinen Mangel an Ladesäulen“, erklärt Mastiaux. Aufgrund der schnellen Ladezeiten „genügt deshalb inzwischen eine Ladesäule für 100 Autos“.
Ausbau der Infrastruktur: EnBW-Chef sieht Gefahr von zu vielen Ladesäulen für E-Autos
Beim Energieversorger aus Baden-Württemberg herrscht beim Ausbau der Infrastruktur ohnehin leichte Anspannung. Unlängst zeigte sich ein EnBW-Manager beim E-Auto-Durchbruch von einem typisch deutschen Problem genervt - nämlich der aufwändigen Bürokratie.
EnBW-Chef Frank Mastiaux wünscht sich hingegen hauptsächlich mehr Weit- und Übersicht beim Bau von Ladesäulen für E-Autos. Denn die angepeilten 15 Millionen E-Autos in Deutschland bis 2030 sieht er kritisch. Sie bedürften laut Bundesregierung einer Million Ladepunkte - laut Mastiaux viel zu viel. „Wir brauchen nicht unbedingt an jeder Ecke eine Stromtankstelle“, erklärt er der FAZ.
Aus seiner Sicht würden maximal 150.000 Hochgeschwindigkeits-Ladesäulen für die Menge an E-Autos vollkommen ausreichen. Anstatt sich auf ein fixes Ziel einzuschießen, findet Mastiaux ohnehin: „Besser wäre es, wenn wir etwa alle zwölf Monate überprüfen, wie sich die Technik, die Zahl der E-Autos und die Ladenutzung weiterentwickeln.“ Zu viele Ladesäulen in Deutschland würden aus Sicht des EnBW-Chefs „die Amortisierung erschweren und am Ende den Markt bremsen“. In der Kommentarspalte der FAZ kommen die Äußerungen von Mastiaux nicht sonderlich gut an. „Was für ein unsägliches Geschwurbel dieses Herrn“, schreibt ein Leser etwa. Auch zu viele Ladesäulen hält ein anderer Leser für ein eher geringes Problem: „Mich würde es ja schon erfreuen, wenn ich an auch nur irgendeiner Ecke eine Stromtankstelle vorfände.“