Studenten entwickeln E-Auto, das die Luft beim Fahren reinigt

Studenten der Technischen Universität im niederländischen Eindhoven haben ein E-Auto entwickelt, das beim Fahren kein CO₂ ausstößt, sondern die Luft reinigt.
Stuttgart/Eindhoven - E-Autos gelten als Zukunft der Mobilität und sollen die Klimabilanz im Straßenverkehr deutlich verbessern. Eine Studie brachte allerdings das größte Argument für E-Autos ins Wanken. Laut dem Papier von mehr als 170 Wissenschaftlern sind die batteriebetriebenen Fahrzeuge gar nicht so umweltfreundlich, wie oftmals behauptet. Studenten der Technischen Universität Eindhoven (Niederlande) haben mit dem „Zem“ nun ein E-Auto entwickelt, das bei der Fahrt die Luft mit einem speziellen Filter reinigt. In einer Pressemitteilung der Universität ruft das Studententeam TU/ecomotive Autohersteller dazu auf, sich vor Ort selbst ein Bild von der Entwicklung zu machen.
Mit dem derzeitigen Hochlauf der E-Mobilität setzen nicht nur etablierte Großkonzerne wie Mercedes-Benz oder VW zunehmend deutlicher auf E-Autos, auch immer mehr Start-ups junger Tüftler wollen dazu beitragen, die Mobilität von morgen mitzugestalten. Ein Start-up ehemaliger Tesla-Manager will beispielsweise E-Auto-Batterien auf Holz-Basis herstellen. Das Team TU/ecomotive der Universität Eindhoven will mit dem selbst entwickelten E-Auto dazu beitragen, die Klimabilanz der Fahrzeuge noch weiter zu verbessern und dadurch auch einen Anreiz für die Hersteller schaffen. „Wenn 35 Studenten innerhalb eines Jahres ein nahezu CO₂-freies E-Auto bauen können, dann gibt es auch Möglichkeiten für die Industrie“, sagt Nikki Okkels von TU/ecomotive laut der Pressemitteilung.
E-Auto ohne CO₂-Ausstoß: Studenten der TU Eindhoven wollen Filter patentieren lassen
Seit dem Beginn des derzeitigen E-Auto-Booms, ausgelöst durch den Erfolg des US-Unternehmens Tesla, arbeiten die Hersteller kontinuierlich daran, die Fahrzeuge immer weiter zu verbessern. Mercedes-Benz brach mit dem Super-E-Auto EQXX kürzlich den eigenen Reichweitenrekord und stellte damit unter Beweis, dass geringe Reichweiten bei E-Autos der Vergangenheit angehören. Die Studenten der Universität Eindhoven haben sich bei der Entwicklung des Prototyps „Zem“ aber einem anderen Problem der Mobilität angenommen.
Das E-Auto kann bei 20.000 gefahrenen Kilometern pro Jahr rund zwei Kilogramm CO₂ durch die Luft aufnehmen. Zehn solcher Autos könnten demnach soviel Kohlendioxid speichern, wie ein durchschnittlicher Baum. „Das mag nicht sehr viel erscheinen“, heißt es in der Mitteilung von dem Team der TU. „Aber die Gesamtausbeute ist beträchtlich, wenn man es bald in großem Maßstab in jedem Pkw einsetzen würde.“ Schließlich gebe es weltweit mehr als eine Milliarde Autos auf den Straßen, die CO₂ aufnehmen könnten, statt es auszustoßen.

Der innovative Filter ist eine Erfindung der Studenten, die im Begriff sind, dafür ein Patent anzumelden. „Es ist zwar noch ein Proof-of-Concept, aber wir sehen schon jetzt, dass wir die Kapazität des Filters in den nächsten Jahren erhöhen können“, erklärt Teamleiter Louise de Laat. „Das Auffangen von CO₂ ist eine Voraussetzung, um die Emissionen bei der Produktion und beim Recycling auszugleichen.“ Aktuell könne der Prototyp etwa 320 Kilometer weit fahren, bevor der Filter voll sei. In Zukunft geht das Team der TU Eindhoven aber davon aus, dass die Filter bequem an einer Ladestation geleert werden können.
Team der TU Eindhoven: „Wir fordern die Industrie auf, die Herausforderung anzunehmen“
Bei der Optik des E-Autos mit innovativem Filtersystem hat sich das Team TU/ecomotive offenbar an Designs der großen Marken orientiert. Modelle wie der Porsche Taycan, der Mercedes-Benz EQS oder auch das Tesla Model S haben allesamt eine bestimmte Form, die die Aerodynamik der Fahrzeuge verbessern soll. Auch der Prototyp „Zem“ hat einen sportlichen Look und das nicht ohne Grund, da „auf die Autoindustrie eine sportliche Herausforderung wartet“. „Wir wollen die Branche kitzeln, indem wir zeigen, was bereits möglich ist“, sagt Nikki Okkels. „Wir fordern die Industrie auf, die Herausforderung anzunehmen.“
Das Team der Technischen Universität Eindhoven ist bei der Entwicklung des E-Autos, das Luft bei der Fahrt reinigen kann, noch nicht am Ziel angelangt, erwartet aber große Fortschritte in den kommenden Jahren. „Wir laden Autohersteller herzlich dazu ein, vorbeizuschauen“, heißt es in der Mitteilung. Erfahrung auf dem Gebiet der Autokonzeption haben die Studenten von TU/ecomotive aber bereits. Mit dem Modell „Noah“ hat das Team beispielsweise ein E-Auto designt, das vollkommen nachhaltig ist - von der Produktion über die Nutzung bis hin zum Recycling. Und mit dem Modell „Luca“ hat TU/ecomotive zudem ein Fahrzeug in der Entwicklung, das größtenteils aus aus dem Ozean gefischten Plastikflaschen gefertigt wird.