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E-Autos sind Minusgeschäft für Arbeitsplätze - „Netto-Bilanz wird negativ ausfallen“

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Von: Julian Baumann

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Ein Elektroauto lädt bei einem Pressetermin an einer neuen Schnellladesäule.
Laut einer Studie ist die Transformation zur E-Mobilität in Deutschland ein Minusgeschäft. Darunter könnten zahlreiche Arbeitsplätze leiden. © Julian Stratenschulte/dpa

Laut einer Studie sind die Autohersteller deutlich besser auf die Transformation zur E-Mobilität vorbereitet als der Produktionsstandort Deutschland.

Stuttgart/Frankfurt - Laut einer Studie der Deutschen Bank sind die europäischen Autohersteller für den Umstieg auf die E-Auto-Produktion gut vorbereitet. In Deutschland hat der Strukturwandel den Analysten zufolge aber einen negativen Effekt auf die Wertschöpfung und die Arbeitsplätze im Land. Die Autohersteller Mercedes-Benz, BMW, VW und auch Tesla, das in Brandenburg ein deutsches Produktionswerk betreibt, investieren große Summen in die Transformation und errichten dafür auch neue Fabriken - beispielsweise für die Batteriefertigung. In Bezug auf die tatsächliche Produktion eines E-Autos werden allerdings deutlich weniger Mitarbeiter benötigt, als bei den altgedienten Verbrenner-Modellen.

Zusammen mit den meisten anderen EU-Staaten fokussiert auch Deutschland einen schnellen Umstieg auf die E-Mobilität. Die Grünen wollten die Verbrenner sogar vor 2035 verbieten, scheiterten damit aber vor Gericht: Mercedes, BMW und VW dürfen noch bis 2035 Verbrenner verkaufen. Eine Abkehr vom Verbrenner ist allerdings besiegelt, Mercedes-Benz will etwa bereits ab 2030 nur noch batteriebetriebene Modelle verkaufen. Während die Hersteller gut auf die Umstellung vorbereitet sind, hat Deutschland der Studie zufolge ein großes Energieproblem. Gerade in Bezug auf die unsichere Energieversorgung im Zuge des Ukraine-Krieges sind viele Fragen offen.

Wandel in der Autoindustrie: E-Auto-Produktion bietet neue Tätigkeiten - unterm Strich steht aber ein Minus

Auf den ersten Blick könnte der Strukturwandel einen wirklichen Vorteil für den Wirtschaftsstandort Deutschland bieten. US-Hersteller Tesla will in Grünheide im finalen Ausbaustand rund 12.000 Mitarbeiter beschäftigen und VW legte kürzlich den Grundstein für die erste Batteriefabrik in Salzgitter (Niedersachsen). Auch dort werden in Zukunft wohl deutlich mehr Menschen angestellt sein, als bisher am Standort des Wolfsburger Konzerns. Viele Hersteller haben allerdings bereits ganze Produktionsschritte ins Ausland verlegt. Auch die Analysten von Deutsche Bank Research erklären in der Studie, die Focus Online vorliegt, dass neue Fabriken von VW oder Tesla insgesamt auch neue Arbeitsplätze schaffen.

Generell sieht die Studie für den Wirtschaftsstandort Deutschland dennoch ein Minus in Bezug auf Wertschöpfung und Beschäftigung. „Der Trend in Richtung Elektromobilität hat am Automobilstandort Deutschland bereits einen spürbaren Strukturwandel ausgelöst“, schreiben die Autoren. „Die Netto-Bilanz dieses Strukturwandels für die Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland wird negativ ausfallen.“ Bemerkbar macht sich das beispielsweise auch beim US-Konzern Ford, der jüngst die Produktion von Saarlouis (Saarland) nach Valencia (Spanien) verlegt hatte. Dort soll das neue E-Auto des Herstellers gebaut werden, während der deutsche Standort leer ausgeht. „Das Werk hatte im konzerninternen Wettbewerb gegenüber dem Standort im spanischen Valencia das Nachsehen“, heißt es auch in der Studie.

Autohersteller auf Transformation besser vorbereitet als Zulieferer

Dass der Strukturwandel in der Autoindustrie für Deutschland ein Minusgeschäft werden könnte, ist nicht unmittelbar den Herstellern zu verdanken. Vor allem die zahlreichen großen und kleineren Zulieferer in Deutschland haben massiv an der Transformation zur E-Mobilität zu nagen. Gerade Autozulieferer wie Mahle aus Stuttgart, die jahrzehntelang Komponenten für Verbrenner-Motoren produziert haben, stehen vor großen Hürden. Mahle stellte kürzlich allerdings einen besonders leistungsstarken E-Motor vor und erklärte, für das Verbrenner-Aus ab 2035 bereit zu sein. „Im Zuge des Strukturwandels dürfte es aus Kostengründen zunehmend schwerfallen, die Produktion von Pkw im Volumensegment in Deutschland zu halten“, heißt es Focus Online zufolge allerdings in der Studie.

Aktuell haben gerade die Zulieferer massive Lieferprobleme. Die Zulieferer verzweifeln, während die Hersteller große Margen einfahren. Mercedes-Benz fokussiert aufgrund des Lieferengpasses beispielsweise die Produktion von hochpreisigen Modellen, die Zulieferer haben eine solche Möglichkeit dagegen nicht. Insgesamt seien die Autohersteller deutlich besser auf die Transformation vorbereitet als der Produktionsstandort Deutschland, heißt es in der Studie der Deutschen Bank. Die Frage ist allerdings, wie viele Produktionsschritte zukünftig noch in der Bundesrepublik abgewickelt werden, wenn sich die Energieproblematik weiter zuspitzt.

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