Autopapst zur Verringerung der E-Auto-Prämie: „Zieht der E-Mobilität den Stecker“

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnt angesichts der verringerten E-Auto-Prämie vor verheerenden Folgen für den Markt. Für Plug-in-Hybride soll die Forderung im kommenden Jahr ganz entfallen.
Stuttgart - Auf dem Weg in eine klimafreundliche Mobilität ist die Kaufprämie von E-Autos und Plug-in-Hybriden ein wichtiges Mittel. Wer in Deutschland ein elektrisches Modell von Mercedes-Benz, Porsche oder anderen Herstellern kauft, erhält vom Staat einen Zuschuss von bis zu 6.000 Euro. So war es zumindest bisher, die Ampelkoalition kündigte allerdings bereits im vergangenen Jahr an, die staatliche Förderung reformieren zu wollen. Ab 2023 bekommen E-Auto-Käufer für bestimmte Modelle keine Prämie mehr. Doch selbst für die Modelle, für die auch im kommenden Jahr noch eine Prämie ausgezahlt wird, soll der Beitrag von derzeit 6.000 auf 4.500 gesenkt werden.
Laut einer Studie befürworten die Deutschen die Abschaffung der E-Auto-Studie, Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnt allerdings vor den Folgen für den Automarkt. Dass die Hersteller die Drosselung der Prämie durch niedrigere Preise ausgleichen könnten, sei ein Trugschluss, so Dudenhöffer laut der WirtschaftsWoche. Auch die aktuell mitunter sehr langen Wartezeiten für ein voll- oder teilelektrisches Modell könnten zum Problem werden. „Die Ampelkoalition zieht der E-Mobilität den Stecker“, machte der Experte deutlich.
E-Auto-Prämie soll zum Jahreswechsel deutlich gesenkt werden - 4.500 statt 6.000 Euro
Mit dem EU-Entscheid, ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen zu erlauben, wird die Transformation zur E-Mobilität wohl noch weiter beschleunigt. Als Anreiz für einen Umstieg vom Verbrenner auf ein E-Auto oder zumindest auf ein Hybrid-Modell war die staatliche Förderung gedacht. Die Prämie wurde jedoch immer wieder auch missbraucht, indem bezuschusste Modelle nach wenigen Monaten weiterverkauft wurden. Die Regierung kündigte deshalb an, gegen den Missbrauch der E-Auto-Prämien vorzugehen. Wie die WirtschaftsWoche aktuell berichtet, wird zudem kritisiert, dass die Autokonzerne ihre Modell-Preise hoher ansetzen als notwendig, um höhere Profite einzustreichen.
Da damit weder den Kunden, noch dem Markt gedient ist, ist die Gesetzesänderung zumindest plausibel. Konkret soll die Prämie ab dem Jahreswechsel für E-Autos bis zu einem Neuwagenpreis von bis zu 40.000 Euro von derzeit 6.000 auf 4.500 Euro gesenkt werden. Bei teureren Modellen soll der Zuschuss sogar auf 3.000 Euro reduziert werden. Das wäre beispielsweise für Mercedes-Benz, die ihren Fokus auf hochpreisige Modelle der E-Auto-Baureihe Mercedes-EQ legen, ein deutlicher Nachteil. Zudem wird sich die Prämie 2023 nicht nur verringern, mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro ist der Fördertopf auch insgesamt gedeckelt.
Autoexperte Dudenhöffer vermutet nachlassende Nachfrage nach E-Autos
Eben weil der Fördertopf gedeckelt ist, sieht Autoexperte Dudenhöffer in Verbindung mit den aktuell sehr langen Wartezeiten ein aufkommendes Problem. „Wer heute ein E-Auto oder einen Hybrid bestellt, kann ja überhaupt nicht absehen, wann der Kauf genau stattfinden wird“, erklärte er laut der WirtschaftsWoche. Die Prämie könne allerdings erst dann beantragt werden, wenn der Kauf vollzogen sei. Die langen Wartezeiten in Verbindung mit der Deckelung des Fördertopfes würden dem Experten zufolge bereits dazu führen, dass Kunden ihre Absicht, ein E-Auto zu kaufen, überdenken. „Die Kunden können sich nicht mehr sicher sein, ob im Fördertopf noch Geld ist, wenn ihr bestelltes Auto irgendwann mal beim Händler ankommt.“
Die langen Wartezeiten für die Auslieferung von E-Autos und Hybrid-Modellen sind nicht das einzige Problem, mit dem die Industrie aktuell zu kämpfen hat. Durch die stark gestiegenen Rohstoffpreise mussten die Hersteller die Preise ihrer Autos ebenfalls anheben. E-Autobauer Tesla erhöhte die Preise im laufenden Jahr sogar bereits mehrmals. Autopapst Dudenhöffer prognostiziert, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten fortsetzen wird. „Das ist der Ausblick für die Entwicklungen bei den anderen Herstellern“, sagte er in Bezug auf die Preiserhöhungen bei Tesla.
Durch die Reduzierung der E-Auto-Prämie und die steigenden Preise wegen der aktuellen Lieferprobleme ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Nachfrage nach batterieelektrischen Modellen in den kommenden Monaten sinken wird. Das dürfte allerdings weder im Sinne der Autohersteller noch im Sinne der Regierung sein, die eine klimafreundliche Mobilität anstrebt. Laut Ferdinand Dudenhöffer gibt es allerdings nur zwei Möglichkeiten, dieses Szenario abzuwenden. „Entweder die Prämie muss fortgesetzt werden oder es müssen negative steuerliche Anreize beim Kauf von Verbrennern geschaffen werden.“