Erstes türkisches E-Auto von Ex-Bosch-Manager steht vor Markteinführung – Vorbestellung gestartet
Das von einem ehemaligen Bosch-Manager geleitete Unternehmen TOGG hat die Vorbestellung für das erste E-Auto aus türkischer Produktion gestartet. Nach Deutschland kommt der SUV erst 2024.
Stuttgart/Gebze - Mit der Bestätigung des EU-Parlaments, dass ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen verkauft werden dürfen, wird die Luft für die altgedienten Antriebe immer dünner. Mit Mercedes-Benz und VW (Deutschland), Renault und Peugeot (Frankreich) oder auch Cupra (Spanien) – um nur eine Auswahl zu nennen – setzen die europäischen Länder bereits massiv auf die Produktion von E-Autos. Ein ehemaliger Manager des Stuttgarter Autozulieferers Bosch entwickelt zudem das erste türkische E-Auto, das in die Serienproduktion gehen soll. In der Türkei gibt es durchaus eine Reihe an eigenen Automarken, keine davon ist aber wirklich überregional bekannt.
Der umstrittene Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte in den 2010er Jahren eine Initiative zur Produktion eines Automobils aus türkischer Produktion gefordert und sich für das erste eigene E-Auto-Modell namhafte Unterstützung ins Land geholt. Dass dies kein leichtes Unterfangen sein wird, war auch Gürcan Karakas, der zuvor über 27 Jahre bei Bosch gearbeitet hatte, bewusst. „Niemand rechnet mit einem Elektroauto aus der Türkei“, hatte der Manager Ende 2020 gegenüber dem Handelsblatt erklärt. Nun steht der elektrische SUV T10X aber unmittelbar vor der Markteinführung und kann seit dem 16. März auch offiziell vorbestellt werden.
E-Auto aus türkischer Produktion: SUV kommt zunächst im Heimatland auf den Markt
Das erste eigene E-Auto aus der Türkei ist demnach kein Hirngespinst, sondern soll künftig in ganz Europa verkauft werden. „Wir erfüllen das Versprechen, das wir der Türkei vor fünf Jahren gegeben haben und beginnen ab März mit der Auslieferung an unsere Kunden“, erklärt CEO Gürcan Karakas in einer Mitteilung auf der Unternehmensseite. Angemerkt werden muss an dieser Stelle, dass die Vorbestellung vom 16. bis zum 27. März zunächst nur für die Türkei gilt und der E-SUV auch erst dort auf den Markt kommt. „Ende März werden wir unser Smart Device, den T10X, zuerst in unserem Land auf den Markt bringen“, so Karakas.
Laut einem Bericht des Portals InsideEVs kommt der E-SUV zunächst mit einem 160-kW-Heckantrieb und einer elektrischen Reichweite von bis zu 523 Kilometern in der Türkei auf den Markt. Im Oktober soll dort eine leistungsstärkere Version folgen, in Westeuropa – und damit auch in Deutschland – soll das erste türkische E-Auto im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Das ist aber nur der Anfang für das Joint Venture aus der Türkei. „Bis 2030 werden wir ein Portfolio aus insgesamt fünf verschiedenen Fahrzeugtypen haben, um den unterschiedlichen Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden“, so der CEO laut Mitteilung.
E-Auto-Projekt soll 20.000 Arbeitsplätze in der Türkei schaffen
In der Türkei werden seit Jahrzehnten vor allem Autokomponenten und Nutzfahrzeuge für ausländische Unternehmen wie dem Bushersteller MAN oder Daimler Truck gefertigt. Der Traum von einem eigenen E-Auto-Modell war bislang allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Präsident Erdoğan hatte im Jahr 2019 die Gründung des Joint Ventures TOGG, bestehend aus sechs türkischen Unternehmen, mit dem ehemaligen Bosch-Manager Gürcan Karakas als CEO angekündigt. Das erste Modell, ein E-SUV mit der Bezeichnung T10X, wird in der Elektroauto-Fabrik in der Provinz Bursa in der Westtürkei gefertigt, die Batterien entstehen aber zunächst am Standort Bitterfeld-Wolfen des Unternehmens Farasis in Deutschland.
Für die Türkei ist das Joint Venture TOGG und die Markteinführung eines E-Auto-Modells aus eigener Produktion deutlich mehr als nur ein Prestigeobjekt. Wie der ehemalige Bosch-Manager in der Mitteilung auf der Seite von TOGG schreibt, soll das Projekt in den kommenden 15 Jahren 50 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt der Türkei und 7 Milliarden Euro zum Leistungsbilanzdefizit beitragen. Zudem soll das Projekt laut Gürcan Karakas „Arbeitsplätze für insgesamt 20.000 Menschen schaffen, von denen 5.000 direkt bei TOGG beschäftigt sein werden“. Auch ein Ukrainer produziert E-Autos, „um Probleme des Wiederaufbaus nach dem Krieg zu lösen“.