Während Deutschland die E-Auto-Förderung streicht, erzielt Norwegen damit enorme Erfolge
Norwegen baut den Ruf des Vorzeigelandes bei der E-Mobilität in Europa weiter aus. Grund dafür sind vor allem die Subventionen, die Deutschland erst kürzen und schon bald ganz streichen will.
Stuttgart/Oslo - Der Umstieg vom Verbrennungsmotor auf elektrische Fahrzeuge wird nicht nur von den großen Autokonzernen, sondern auch von politischer Seite priorisiert. Mit der Entscheidung der EU-Staaten, ab 2035 nur noch umweltfreundliche Neuwagen zu erlauben, wird sich die Transformation zusätzlich beschleunigen. Die Bundesregierung hat im Ampel-Koalitionsvertrag festgelegt, bis 2030 15 Millionen E-Autos auf die Straßen zu bringen. Zu diesem Zweck wurde der Kauf von vollelektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden mit einer staatlichen Förderung von bis zu 6.000 Euro subventioniert.
Obwohl die Ampel-Koalition ein engagiertes Ziel verfolgt, wurde die Richtlinie für die staatliche Subvention von E-Autos deutlich angepasst. Bereits ab Januar 2023 bekommen Käufer nicht mehr für alle E-Autos eine Prämie. Selbst für die Modelle, die im kommenden Jahr noch eine Förderung bekommen, wird der Maximalbetrag von ehemals 6.000 auf 4.500 Euro gesenkt. Auf längere Sicht sollen die Subventionen komplett gestrichen werden. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hatte bereits eindringlich vor den Folgen gewarnt. Die Verringerung der E-Auto-Prämie „zieht der E-Mobilität den Stecker“, erklärte er.
E-Auto-Förderung: Drosselung der Prämie wird Boom weiter Wind aus den Segeln nehmen
Zum Stichtag 1. Januar 2022 gab es in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 48,5 Millionen zugelassene Pkw, wie das Umweltbundesamt mitteilte. Der Bestand von reinen E-Autos hat sich im Vergleich zum Vorjahr zwar verdoppelt, machte mit 618.000 Modellen aber noch immer einen verschwindend geringen Anteil aus. Ganz anders sieht das bereits im Vorzeigeland der E-Mobilität in Europa aus. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aktuell berichtet, hat Norwegen beim E-Auto-Anteil die 20-Prozent-Marke erreicht. Das bedeutet, dass in dem skandinavischen Land bereits jedes fünfte Auto vollelektrisch ist. Bei den verkauften Neuwagen liegt der elektrische Anteil sogar bereits bei 80 Prozent - und das kommt nicht von ungefähr.

Norwegen subventioniert den Kauf eines E-Autos seit langem großzügig und treibt die Umstellung damit stark voran. In nur zwei Jahren soll der Anteil an vollelektrischen Pkw bereits bei 30 Prozent liegen. Um innerhalb der nächsten acht Jahre einen ähnlich schnellen Umstieg zu erreichen, könnte sich Deutschland dementsprechend ein Beispiel nehmen. Stattdessen drosselt die Regierung die Subventionen aber immer mehr. Insgesamt sind 2023 und 2024 für die Förderung der E-Mobilität 3,4 Milliarden Euro vorgesehen. Sobald dieser Fördertopf ausgeschöpft ist, entfällt die Prämie vollkommen. Das wird dem derzeitigen E-Auto-Boom - der durch die Energiekrise bereits deutlich beeinträchtigt wird - weiter den Wind aus den Segeln nehmen.
E-Auto-Prämie: Experten kritisieren Entscheidung deutlich - Kunden befürworten Drosselung laut Studie
Die großen deutschen Autohersteller Mercedes-Benz, BMW und Audi sind von der Kürzung der Prämie besonders betroffen. Dass sie die Drosselung der Förderung durch niedrigere Preise ausgleichen könnten, sei ein Trugschluss, hatte Dudenhöffer erklärt. „Statt eine verkehrspolitische Gesamtstrategie für klimafreundlichen Individualverkehr vorzulegen, gefährdet die Ampel mit ihrer Wirtschaftspolitik einseitig Arbeitsplätze in der deutschen Schlüsselindustrie“, hatte auch CDU-Politiker Ulrich Lange die Entscheidung kritisiert. Für das Erreichen des Ziels von 15 Millionen E-Autos auf den deutschen Straßen bis 2030 ist die Drosselung und schließlich Abschaffung der staatlichen Förderung also nicht von Vorteil.
Dass die Hersteller die Drosselung der E-Auto-Prämie nicht durch eine Vergünstigung ihrer Preise auffangen können, hat einen einfachen Grund. E-Autos sind in der Produktion noch immer deutlich kostenintensiver, als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor. Obwohl die Kunden demnach für ein E-Auto künftig deutlich tiefer in die Taschen greifen müssen, befürworten die Deutschen die Streichung laut einer Umfrage.
Dass die Subventionen bei der Umstellung auf einen klimafreundlichen Straßenverkehr aber durchaus Wirkung zeigen, beweist eben das genannte Beispiel aus Norwegen. Die Skandinavier sind zudem auch beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos weit fortgeschritten, während die Infrastruktur in Deutschland vielerorts noch immer ein Trauerspiel ist.