Bosch-Geschäftsführer warnt: Bei E-Autos nicht gleichen Fehler machen wie beim Gas

Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn rät zu E-Auto-Alternativen. Wie gefährlich die Abhängigkeit von einer Sache sei, zeige derzeit die Gaskrise.
Stuttgart - Weltweit fokussieren sich die Autohersteller auf die E-Mobilität. Auch Mercedes-Benz will ab 2030 nur noch batteriebetriebene Modelle bauen und VW-Chef Oliver Blume will bei den Wolfsburgern ebenfalls ausschließlich auf E-Autos setzen, während er bei Porsche weiterhin auch synthetische Kraftstoffe als Ergänzung einkalkuliert. Der Geschäftsführer des weltgrößten Automobilzulieferers, Bosch, mit Sitz in Stuttgart, warnt davor, sich nur auf eine Technologie zu versteifen und sich somit abhängig zu machen. Wie fatal eine solche Entscheidung sein könnte, zeige aktuell die Gaskrise.
Markus Heyn ist seit April 2015 Geschäftsführer von Bosch und seit Januar 2022 auch der Vorsitzende der Automobilsparte Bosch Mobility des Technologiekonzerns. Angesichts eines endgültigen Verbrenner-Endes sagte der Bosch-Manager bereits: „Der Verbrenner wird weltweit noch lange gebraucht.“ Im Interview mit der Stuttgarter Zeitung erklärte Heyn, dass die Brennstoffzelle langfristig auch im Pkw-Bereich eingesetzt werden würde und dass es fatal wäre, sich nur auf die E-Mobilität zu beschränken.
Bosch entwickelt Plattform für Batterie und Brennstoffzelle - „das Interesse ist da“
In Bezug auf die Mobilität der Zukunft haben sich die meisten Autohersteller auf E-Autos festgelegt, eine Alternative zum verpönten Verbrenner ist jedoch beispielsweise auch die Wasserstoff-basierte Brennstoffzelle. Während Mercedes und Audi ganz auf die E-Mobilität setzen, hat BWM eine Wasserstoff-Offensive gestartet. Auch bei Bosch sieht man die Brennstoffzelle offenbar weiterhin als Alternative zur Batterie an. „Auf lange Sicht wird die Brennstoffzelle auch beim Pkw kommen, wobei auch hier gilt: Schwere Fahrzeuge, die weite Strecken fahren müssen, sind die ideale Anwendung“, sagte Markus Heyn der Stuttgarter Zeitung. „Die Technologie erlaubt schnelles Tanken und hohe Reichweiten, doch sie muss auch für die Hersteller interessant sein.“
Der Technologiekonzern entwickelt deshalb eine Plattform, die sowohl Batterie- als auch Brennstoffzellentechnologien unterstützt. Bei den Herstellern stoße dies bereits auf Interesse. „Das Interesse ist da und es steigt. Angesichts der gegenwärtigen Lage könnte die Bedeutung der Brennstoffzelle noch wachsen“, so der Bosch-Geschäftsführer. „Wir sehen ja gerade, welche Folgen der Gasmangel für Deutschland und Europa hat, weil wir zu wenig Alternativen vorbereitet haben.“ Durch die Drosselung der Gaslieferungen aus Russland steht die Wirtschaft derzeit vor großen Problemen, da es vielerorts an Alternativen mangelt. Mercedes will den Gasverbrauch deshalb um 50 Prozent drücken und Trigema stellt als „Notfalllösung“ zeitweise auf Öl um.
Bosch-Geschäftsführer warnt vor Alternativlosigkeit im Falle eines Batteriezellenmangels
So wie die Wirtschaft und die Verbraucher aufgrund der Abhängigkeit von russischem Erdgas nach möglichen Alternativen suchen, wäre es auch im Fall eines Batteriezellenmangels in der Autoindustrie, wenn man sich zu sehr von der E-Mobilität abhängig macht, erklärte Markus Heyn. „In diesem Fall wünscht sich sicher jeder eine Alternative zum Batterieantrieb. Diese wird es aber nur geben, wenn wir sie rechtzeitig vorbereitet haben.“ Als Vorbereitung für einen solchen Fall sieht der Bosch-Geschäftsführer nicht nur die Brennstoffzelle als Alternative, sondern auch synthetische Kraftstoffe für einen klimafreundlichen Betrieb der Verbrennungsmotoren.
Die sogenannten E-Fuels, synthetische Kraftstoffe aus Solar- und Windenergie, könnten auch nach Angaben von Porsche die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren CO₂-neutral betreiben. „Man kann nicht immer nur auf die Neufahrzeuge schauen, man muss auch auf die Bestandsflotte schauen“, sagte Porsche Deutschland-Chef Alexander Polich bei einem Presserundgang im neuen Porsche Zentrum am Stuttgarter Pragsattel. „Und dementsprechend spielen die E-Fuels da aus meiner Sicht eine riesengroße Rolle.“ Auch Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn ist der Meinung, dass es gut wäre, „wenn die rund 1,4 Milliarden Verbrennerfahrzeuge, die in aller Welt noch lange unterwegs sein werden, mit CO₂-neutralen Kraftstoffen betrieben werden könnten“.