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„Werden nicht genug Lithium haben“: Rohstoff-Knappheit könnte E-Auto-Boom drastisch ausbremsen

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Von: Julian Baumann

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Batterieproduktion bei der Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz.
Laut einer Berechnung wird 2030 nicht genug Lithium verfügbar sein, um die weltweite Nachfrage zu decken. Der Rohstoff wird zum Bau von E-Autobatterien verwendet. © Mercedes-Benz AG - Global Communication

Laut einer Berechnung wird der Bedarf an Lithium die Verfügbarkeit im Jahr 2030 deutlich übersteigen. Das könnte den E-Auto-Boom massiv ausbremsen.

Stuttgart - Die weltweite Autoindustrie richtet sich immer deutlicher auf die Herstellung von E-Autos aus. Die batteriebetriebenen Fahrzeuge gelten nicht nur als hauptsächliche Alternative zum altgedienten Verbrennungsmotor, sondern auch als ernstzunehmendes Mittel, um die politischen Klimaziele zu erreichen. Autokonzern Mercedes-Benz will ab 2030 ausschließlich E-Autos produzieren. Im Interview mit BW24 sagte Carolin Strauß, verantwortlich für die strategische Ausrichtung des Stuttgarter Konzerns, kürzlich, dass die Gesamtenergiebilanz der batterieelektrischen Autos deutlich besser sei, als die von potenziellen Alternativen wie der Wasserstoff-basierten Brennstoffzelle oder den E-Fuels.

Neben Mercedes-Benz fokussieren sich auch der VW-Konzern und BMW immer mehr auf die E-Mobilität und der Platzhirsch Tesla ist ausschließlich auf E-Autos ausgelegt. Die Verfügbarkeit von Lithium könnte den Plänen der Autoindustrie und der Politik aber einen gewaltigen Schnitt durch die Rechnung machen. Bereits im vergangenen Jahr ergab eine Studie, dass der wichtige Rohstoff für E-Autos nur noch 11 Jahre reicht. Eine Berechnung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) kam dem Handelsblatt zufolge zu dem Ergebnis, dass der Rohstoff für den Bau von E-Autobatterien bereits deutlich früher ausgehen könnte.

E-Autos: „Werden nicht genug Lithium haben, um die weltweite Nachfrage 2030 zu decken“

Einer der Vorteile von E-Autos gegenüber klassischen Verbrennern ist, dass Strom theoretisch nahezu unendlich produzierbar ist. Das gilt für Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Nickel für die Batterien allerdings nicht. Gerade weil sich die Nachfrage nach batteriebetriebenen Fahrzeugen nicht nur auf ein Land oder ein Gebiet konzentriert, sondern weltweit immer weiter steigt, könnte die Verfügbarkeit zum Problem werden. „Selbst wenn alle aktuell geplanten und im Bau befindlichen Projekte im Zeitplan umgesetzt werden und wir von einem mittleren Nachfragewachstum ausgehen, werden wir nicht genug Lithium haben, um die weltweite Nachfrage 2030 zu decken“, erklärte Studienautor Michael Schmidt von der BGR dem Handelsblatt. Allein im Jahr 2020 seien weltweit 82.000 Tonnen Lithium produziert worden.

Das von der EU-Kommission geplante Verbrenner-Aus ab 2035 könnte die Nachfrage nach E-Autos und damit auch den Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien noch weiter in die Höhe treiben. Die Berechnungen gehen je nach Szenario davon aus, dass die Nachfrage in den nächsten acht Jahren auf mindestens 316.000 Tonnen Lithium pro Jahr anwachsen wird. Laut dem BGR fehlen im schlechtesten Fall 300.000 Tonnen pro Jahr. Das britische Beratungsgremium „Advanced Propulsion Centre“ (APC) geht dem Handelsblatt zufolge deshalb davon aus, dass im Jahr 2030 nicht wie geplant 40 Millionen E-Autos weltweit, sondern möglicherweise nur 25 Millionen produziert werden könnten. „Es ist einfach nicht genug Lithium da, obgleich es geologisch gesehen keine knappe Ressource ist“, warnte Schmidt.

Lithium-Knappheit wirkt sich auf Rohstoff-Preis aus - versiebenfacht seit Januar 2021

Die Aussage, dass Lithium keine knappe Ressource ist, klingt in Bezug auf die Berechnungen zunächst irreführend. Tatsächlich gibt es weltweit aber große Lithiumvorkommen, die bislang unberührt sind. Im Oberrhein versteckt sich für 400 Millionen E-Autos, doch der Abbau gestaltet sich außerordentlich schwierig. Die größten Vorkommen liegen in Chile und Australien doch auch dort kommt es beim Abbau immer wieder zu Verzögerungen aufgrund von langwierigen Genehmigungsverfahren und komplizierten Bedingungen. Die Lithium-Knappheit wirkt sich bereits jetzt deutlich auf den Rohstoffpreis aus. Laut dem Handelsblatt hat sich der Preis im Vergleich zu Januar 2021 versiebenfacht.

Obwohl es theoretisch also genug Lithiumvorkommen gibt, stagniert der Abbau, da es auch an Investitionsbereitschaft fehlt. Das liegt auch daran, dass viele Geldgeber mit Investitionen in die umstrittene Bergbaubranche hadern. Dabei dürften vor allem die großen Autohersteller ein Interesse an einem ausreichenden Abbau der Rohstoffe haben. Während E-Autobauer Tesla offenbar offen darüber nachdenkt, in Projekte zu investieren, halten sich die deutschen Konzerne weiter zurück. Volkswagen und Mercedes-Benz setzen neben Rohstofflieferanten zunehmend auf das Batterierecycling. Mercedes arbeitet zudem an einer neuartigen Batterie für E-Autos. Die Feststoffbatterien sollen deutlich leichter und weniger entflammbar sein, die Anode besteht dennoch weiterhin aus Lithium.

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