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„Autos mit Verbrenner wird es weiter geben“: Bosch-Chef macht klare Ansage

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Von: Julian Baumann

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Stefan Hartung, der neue Vorsitzende der Geschäftsführung von Bosch, aufgenommen im Werk Stuttgart-Feuerbach.
Bosch-Chef Stefan Hartung befürwortet die Klausel für E-Fuels im EU-Entscheid. Verbrenner werde es ohnehin weiter geben. © Bernd Weißbrod/dpa

Stefan Hartung, Chef des weltgrößten Automobilzulieferers Bosch, befürwortet die Klausel für E-Fuels im EU-Entscheid. Verbrenner werde es ohnehin weiter geben.

Stuttgart - Ein endgültiges Verbrenner-Verbot ist in Europa bereits seit langem im Gespräch. Die Grünen in Deutschland forderten ein Aus ab 2030, scheiterten damit aber vor Gericht: Mercedes, BMW und VW dürfen noch bis 2035 Verbrenner verkaufen. Bei einem Votum der Wirtschaftsminister der 27 EU-Mitgliedsstaaten kam es nun zu einer Einigung. Ab 2035 dürfen demnach nur noch klimafreundliche Neuwagen verkauft werden. Das kann zwar de facto als Verbrenner-Aus gedeutet werden, laut dem Entscheid sind aber Verbrennungsmotoren weiter erlaubt, die mit synthetischen Kraftstoffen angetrieben werden.

Auch nach der Einigung der EU-Staaten pocht das Europäische Parlament weiterhin auf ein vollständiges Verbrenner-Aus ab 2035. Selbst wenn diese Forderung umgesetzt werden sollte, was aktuell noch diskutiert werden muss, würde das nicht bedeuten, dass die Verbrenner vollständig von den Straßen verschwinden. Der Chef des weltgrößten Autozulieferers, Bosch aus Stuttgart, sieht E-Autos zwar als effizienteste Lösung für die Automobilität, warnt allerdings vor Limitierungen. Vor allem aufgrund der großen Zahl an zugelassenen Verbrennern werden diese so schnell nicht verschwinden, sagte Stefan Hartung im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (faz).

Bosch-Chef Stefan Hartung: Verbrenner „können auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“

Die EU-Entscheidung zum Verbrenner-Aus betrifft nicht nur die Hersteller, sondern auch die europäischen Autozulieferer. Die ZF Friedrichshafen kritisierte die Entscheidung, da durch das Votum auch Hybrid-Autos vor dem Aus stehen. Auch Bosch-Chef Stefan Hartung ist von der Strategie, bereits jetzt Entscheidungen für das Jahr 2035 zu fällen, nicht überzeugt. „Die verbindliche Technologieentscheidung für das Jahr 2035 schränkt den Spielraum für Innovationen zu stark ein“, sagte er der faz. „Man trifft so Annahmen über einen Zeitraum von 13 Jahren hinweg, ohne die Bandbreite möglicher Innovationen zu kennen.“

Bosch positioniert sich laut dem CEO deshalb für einen technologieoffenen Ansatz und begrüßt die EU-Entscheidung, zumindest Verbrennungsmotoren mit klimafreundlichen Kraftstoffen weiterhin zu erlauben. „Weltweit wird es ohnehin weiter Autos mit Verbrennungsmotor geben und die können auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, machte Stefan Hartung deutlich. Der Geschäftsführer von Bosch-Mobility erklärte ebenfalls, dass der Verbrenner weltweit noch lange gebraucht werde.

Die Zeit bis ins Jahr 2035 sei für die Autoindustrie keine lange Zeit, sagte Stefan Hartung. „Europa sollte in diesem Zeitraum innovationsfreudig bleiben.“ Auch Autobauer Porsche, der intensiv an E-Fuels forscht, erklärte nach dem EU-Entscheid, dass auch synthetische Kraftstoffe zu einer CO₂-Neutralität beitragen können.

Bosch: Chef hält Klausel für klimaneutrale Kraftstoffe für richtig

Eben weil sich die Entscheidung der EU-Länder und auch die Forderung des Parlaments nur auf Neuwagen bezieht, muss langfristig auch überlegt werden, wie die Bestandsflotte klimaneutral angetrieben werden kann. „Wir haben weltweit 1,4 Milliarden Fahrzeuge auf den Straßen, bauen aber aktuell im Jahr nur rund 80 Millionen“, erklärte Bosch-Chef Hartung der faz. Demnach dauere es 25 Jahre, bis alle Verbrenner durch E-Autos ausgetauscht seien. „Deshalb halte ich die nun vorgesehene Öffnungsklausel für CO₂-neutrale Kraftstoffe für richtig, da es bereits jetzt Fahrzeuge gibt, die E-Fuels-fähig sind.“

Der größte Autozulieferer der Welt setzt seinen Fokus, im Gegensatz zu vielen großen Herstellern, nicht nur auf die E-Mobilität, sondern sieht die Zukunft auch in grünem Wasserstoff. Bosch investierte deshalb eine halbe Milliarde Euro in die Technologie, um unabhängiger von der Autoindustrie zu werden. Dass E-Autos auf lange Sicht die effizienteste Lösung sein werden, bezweifelt der Bosch-Chef aber nicht. „Ich stelle nicht infrage, dass batterieelektrische Antriebe auf absehbare Zeit die effizienteste Lösung für Autos sind“, sagte Stefan Hartung. „Aber es wird Limitierungen geben.“

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