„Das ist ein Riesenfehler“: Bosch kritisiert Verbrenner-Ende in der EU
Ein Bosch-Vorstandsmitglied hat die EU-Entscheidung, ab 2035 den Verbrenner de facto zu verbieten, kritisiert. Er verwies auf andere Kontinente, die auch an Alternativen zur E-Mobilität denken.
Stuttgart/Saarbrücken - Mercedes-Benz will ab 2030 überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen, nur noch E-Autos verkaufen und auch VW hat sich auf ein Verbrenner-Ende in Europa für das Jahr 2033 geeinigt. Während die beiden großen Autokonzerne ihre Zukunft auf die E-Mobilität setzen, ist der weltgrößte Autozulieferer bislang noch deutlich skeptischer. Obwohl sich der Technologiekonzern Bosch aus Stuttgart ebenfalls mitten in der Transformation befindet, haben mehrere hochrangige Manager in der Vergangenheit die Bedeutung des Verbrenners hervorgehoben.
Bosch-Chef Stefan Hartung sagte, dass es „Autos mit Verbrenner weiterhin geben“ werde und auch der Chef der Autosparte ist der Meinung, der Verbrenner werde „weltweit noch lange gebraucht“. Die EU-Mitgliedstaaten hatten sich im vergangenen Jahr nach langen Verhandlungen darauf geeinigt, ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen zu erlauben. Dieser Schritt wird oftmals mit einem Verbrenner-Verbot gleichgesetzt. Auf dem Jahresempfang des Automotiv-Netzwerks Autoregion kritisierte Bosch-Vorstandsmitglied Klaus Mäder den ausschließlichen Fokus auf E-Autos in Europa und verwies auf andere Kontinente, die auch an Alternativen zur E-Mobilität arbeiten.
Bosch-Vorstandsmitglied kritisiert reinen Fokus auf E-Autos in der EU
Da sich die weltweite Autoindustrie im Wandel befindet, muss auch der größte Autozulieferer der Welt mitziehen. Bosch hatte allerdings erklärt, „solange wie möglich“ noch Verbrenner-Komponenten produzieren zu wollen. Da ein Großteil der Arbeitsplätze beim schwäbischen Technologiekonzern noch immer am Verbrenner hängt, ist dieser Schritt nicht zu vernachlässigen. Mit der EU-Entscheidung dürfte die Luft aber zumindest für herkömmliche Diesel- und Benziner-Modelle allmählich dünn werden. „Das ist ein Riesenfehler“, sagte Klaus Mäder, Bereichsleiter für Mobility Solutions bei Bosch, der Saarbrückener Zeitung zufolge in Bezug auf das Verbrenner-Ende in der EU und den reinen Fokus auf E-Autos.

In den anderen Automärkten, gerade den größten in den USA und China, liegt der Fokus nicht ausschließlich auf der E-Mobilität. In den USA hat mit Tesla zwar der Branchenprimus seinen Hauptsitz und auch Ford und General Motors entwickeln elektrische Fahrzeuge, laut dem Bosch-Vorstand setzen die Vereinigten Staaten aber auch auf die Brennstoffzelle. China ist als größter Automarkt der Welt auch für die deutschen Hersteller von entscheidender Wichtigkeit, der Verbrenner wird in der Volksrepublik aber wohl noch lange nicht beerdigt. Stattdessen fördert China den Verkauf von Benzinern und Diesel sogar aktiv.
Verbrenner-Ende: Treibt EU-Entscheidung die Autohersteller verstärkt ins Ausland?
Mercedes-Benz hatte die EU-Entscheidung im vergangenen Jahr begrüßt. Allerdings muss sich der Stuttgarter Weltkonzern auch nur innerhalb Europas an die Richtlinien halten. Eben weil ein Verbrenner-Ende innerhalb der EU de facto bereits beschlossen wurde, schlägt die geplante Verschärfung der Abgasnorm für 2025 bereits jetzt hohe Wellen. Die FDP-Landtagsfraktion kritisierte Euro 7 gegenüber BW24 scharf und spricht von einem „Kulturkampf gegen den Verbrenner.“ Auch in der Autoindustrie regt sich massiver Widerstand, da die neuen Regulierungen mehr Aufwand und Kosten bedeuten werden.
Mit einem Verbrenner-Verbot in der EU wird befürchtet, dass sich die großen Autohersteller noch stärker auf die Märkte außerhalb Europas fokussieren werden. Bei dem Jahresempfang des Automotiv-Netzwerkes Autoregion würden laut der Saarbrücker Zeitung diesbezüglich auch die langsamen Förderungen für industrielle Großprojekte – wie dem Bau von Batteriefabriken – in der EU kritisiert. Bosch-Vorstand Mäder erklärte, die Fördermechanismen in der EU seien „viel zu kompliziert“, während solche Vorgänge in China oder den USA „viel schneller“ gehen würden. Mercedes-Benz hatte im vergangenen Jahr eine erste Batteriefabrik in den USA eröffnet und auch Bosch hat in den USA mit der Produktion von Elektromotoren begonnen.