„Am Rande eines Abgrunds“: Boris Palmer fürchtet um die Existenz der Autozulieferer in Baden-Württemberg
Boris Palmer macht sich große Sorgen um die Zukunft der Autoindustrie in Baden-Württemberg – vor allem um die der Zulieferer.
Stuttgart/Tübingen - Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne, Mitgliedschaft ruht) ist dafür bekannt, sich in der Universitätsstadt gerne mal mit Autofahrern anzulegen. Der OB plante beispielsweise, SUV-Fahrer bei den Parkgebühren radikal abzukassieren, wurde jedoch gestoppt. Laut einem aktuellen Beitrag auf seiner Facebook-Seite scheint sich der polarisierende Politiker aber dennoch für die Zukunft der baden-württembergischen Autoindustrie zu interessieren. Aufgrund der Entwicklung in der deutschen und internationalen Industrie fürchtet der OB um die Existenz der Autozulieferer in Baden-Württemberg.

Die Sorge von Boris Palmer kommt nicht von ungefähr. Im Zuge der Transformation zur E-Mobilität kommen noch nicht mal die größten Autozulieferer unbeschadet davon. Bosch sorgt sich um einen drastischen Stellenabbau und am Hauptsitz der ZF Friedrichshafen haben sich Konzern und Betriebsrat noch nicht auf eine Zukunftsvereinbarung geeinigt. Dem grünen Politiker geht es in seinem Facebook-Post allerdings eher darum, dass in Deutschland inzwischen deutlich weniger Autos produziert werden, als noch vor ein paar Jahren. In den Kommentaren machen viele Nutzer die Regierung dafür verantwortlich.
Boris Palmer fürchtet um die Existenz der Auto-Zulieferer in Baden-Württemberg
Durch die Ausrichtungen der großen deutschen Autokonzerne auf hochpreisige Modelle, wird die Kluft zwischen Herstellern und Zulieferern immer größer. Mercedes-Benz hat im Krisenjahr 2022 ein Rekordergebnis erzielt, insgesamt aber deutlich weniger Autos verkauft. Auch Dauerkonkurrent BMW setzt zunehmend auf Luxusmodelle, nur die Kernmarke des VW-Konzerns produziert weiterhin auch Volumenfahrzeuge. Hinzu kommt allerdings, dass auch die deutschen Hersteller die Produktion immer weiter ins Ausland verlagern, was deutliche Folgen für den Wirtschaftsstandort mit sich bringt. „Unser Land ist am Rande eines Abgrunds und niemand scheint es zu stören“, schreibt Boris Palmer auf Facebook.
Seinen Beitrag hat der Tübinger OB mit einem Screenshot eines Artikels des Handelsblatts versehen, in dem eine Grafik zeigt, dass die Autoproduktion im Inland von rund sechs Millionen in den Jahren 2014 bis 2016 auf inzwischen rund 3,6 Millionen im Jahr 2022 gesunken ist. „Besonders für die Zulieferer in Baden-Württemberg geht das an die Existenz“, schreibt Palmer dazu. Neben den großen Herausforderungen der Transformation, die einer Studie zufolge für Zulieferer besonders schwer wiegen, profitieren die Unternehmen im Gegensatz zu den Herstellern auch nicht unmittelbar von hochpreisigen Modellen.
Nutzer machen unter dem Beitrag von Boris Palmer die Regierung für Missstände verantwortlich
In den Kommentaren unter dem Beitrag von Boris Palmer machen einige Nutzer die Grünen und die Ampel-Koalition in Berlin für den Missstand in der deutschen und auch in der baden-württembergischen Autoindustrie verantwortlich. „Das kann kaum verwundern. Unsere Politik erzwingt Technologien, bei denen die Wertschöpfung nach Asien verlegt wird“, schreibt einer. „Und das, ohne dass es irgendwelche positiven Auswirkungen auf das Gesamtsystem hätte.“ Die Bundesregierung forciert den Hochlauf der E-Auto-Produktion und will bis 2030 mindestens sieben bis zehn Millionen elektrische Pkw auf den Straßen haben. „Der Verkehr wird elektrisch werden“, erklärt ein Nutzer. „Viele Stellen werden wegfallen und Betriebe Pleite gehen.“
Die großen schwäbischen Autozulieferer Bosch, ZF und Mahle rüsten sich für das E-Auto-Zeitalter, zum aktuellen Stand hängen aber noch immer die meisten Jobs an der Produktion von Komponenten für den Verbrennungsmotor. Dementsprechend wundert es auch nicht, dass die schwäbischen Autozulieferer die Entscheidung begrüßten, weiterhin Verbrenner verkaufen zu dürfen, wenn diese klimaneutral angetrieben werden. Mahle-Chef Arnd Franz hatte dennoch erklärt, dass wohl nicht alle Standorte den Wandel überstehen werden. „Umso wichtiger werden Innovations-Cluster wie das Cyber Valley“, schreibt ein User unter den Beitrag von Boris Palmer. „Um den zukünftigen Mittelstand in Baden-Württemberg zu erschaffen.“