Schwäbische Autozulieferer begrüßen Entscheidung, „auch in Zukunft Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zuzulassen“
Der Autozulieferer ElringKlinger begrüßt die Entscheidung im Verbrenner-Streit. Auch Mahle hatte sich zuvor für einen sauberen Betrieb von Verbrennungsmotoren mit E-Fuels ausgesprochen.
Stuttgart/Dettingen an der Erms - Nach langem Hin und Her hat sich die EU-Kommission mit der Bundesregierung darauf geeinigt, auch nach 2035 noch Autos mit Verbrennungsmotor zu erlauben, wenn diese mit klimaneutralen Kraftstoffen angetrieben werden. Autokonzern Mercedes-Benz hat sich bereits auf ein endgültiges Verbrenner-Ende festgelegt und Porsche hatte gegenüber BW24 mehrfach betont, ungeachtet der EU-Entscheidung an der Produktion von E-Fuels festzuhalten. Für eben diese synthetischen Kraftstoffe aus Solar- und Windenergie hat die Regierung nun eine Ausnahme erstritten, die vor allem den Autozulieferern in Baden-Württemberg zugutekommen dürfte.
Nach der Entscheidung hatte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erklärt, dass die Ausnahme für E-Fuels in der baden-württembergischen Autoindustrie keinen wirklichen Nutzen haben wird, da die synthetischen Kraftstoffe derzeit noch deutlich zu teuer seien. Die Südwest-FDP widersprach dem Minister deutlich und erklärte, die Einigung im Verbrenner-Streit werde „viele Arbeitsplätze sichern“. Diese Einschätzung teilt auch der Autozulieferer ElringKlinger aus Dettingen an der Erms (Kreis Reutlingen), wie ein Konzernsprecher gegenüber BW24 erklärte. „Wir begrüßen die Entscheidung von Bundesregierung und EU-Kommission, auch in Zukunft Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zuzulassen, wenn diese mit E-Fuels betrieben werden.“
Autozulieferer begrüßen Entscheidung im Verbrenner-Streit – „letztendlich profitieren alle“
In der Autoindustrie gilt die E-Mobilität zwar als Technologie der Zukunft, die EU-Entscheidung hält den Einsatz anderer Technologien auch nach 2035 aber weiterhin offen. „Von dieser Entscheidung profitieren letztlich alle: Der Kunde, weil er die Wahl zwischen verschiedenen Antriebsarten hat, die Beschäftigten der Branche, deren Arbeitsplätze nicht politisch abgeschafft werden, die Hersteller, weil deren Kernkompetenzen nicht verloren gehen, und das Klima, denn E-Fuels sind klimaneutral“, führte ElringKlinger-Sprecher Peter Renz gegenüber unserer Redaktion aus. Der 1879 in Stuttgart gegründete Konzern fertigt unter anderem Zylinderkopfdichtungen für Verbrennungsmotoren und ist deshalb besonders von der Technologie abhängig.
ElringKlinger AG
Die 1879 in Stuttgart gegründete ElringKlinger AG hat ihren Hauptsitz in Dettingen an der Erms im Kreis Reutlingen und ist als Zulieferer der Autoindustrie tätig. Das Unternehmen bietet Lösungen für sowohl Verbrennungsmotoren als auch Hybrid- oder Elektroantriebe an. Zu den Produkten zählen Zylinderkopf- und Spezialdichtungen, Kunststoff-Leichtbauteile sowie Abschirmteile für Motor, Getriebe, Abgassystem und Unterboden. Im Geschäftsbereich Elektromobilität werden Komponenten und Systeme der Brennstoffzellen- und Batterientechnologie angeboten.
Ergänzt wird das Portfolio durch Produkte aus dem Hochleistungskunststoff PTFE – auch für Branchen außerhalb der Automobilindustrie. Das Unternehmen ist zudem Weltmarktführer im Segment Zylinderkopfdichtungen. Derzeit beschäftigt der ElringKlinger-Konzern, zu dem neben der Muttergesellschaft noch 39 vollkonsolidierte Tochterunternehmen gehören, rund 10.000 Mitarbeiter. Vorstandsvorsitzender ist seit 2006 Stefan Wolf.
Dasselbe gilt allerdings auch für die anderen großen Autozulieferer in Baden-Württemberg. Der Stuttgarter Autozulieferer Mahle setzt ebenfalls auf E-Fuels, da es „noch lange Verbrennungsmotoren geben“ wird. „Wir müssen daher technologieoffen alle Wege nutzen, um die Mobilität schnellstmöglich so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich zu gestalten“, hatte eine Konzernsprecherin gegenüber BW24 erklärt. Der weltgrößte Autozulieferer Bosch hatte sich bereits vor der EU-Entscheidung deutlich positioniert und erklärt, auch weiterhin Verbrenner-Komponenten produzieren zu wollen und die ZF Friedrichshafen nannte ein Verbrenner-Verbot „keine kluge Strategie.“
ElringKlinger erwartet durch Transformation keine „Massenentlassungen“, aber „veränderte“ Jobs
Die großen Autozulieferer im Südwesten sprechen sich zwar für eine Technologieoffenheit aus, fokussieren sich zugleich aber deutlich auf die E-Mobilität, was auch strukturelle Folgen mit sich bringt. „Es wird sicherlich eine Konsolidierung geben“, sagte Peter Renz unserer Redaktion. „Bei einigen Unternehmen wird das Geschäftsmodell, das jahrelang erfolgreich war, nicht mehr funktionieren.“ Unternehmen, die sich entsprechend vorbereitet haben, wie ElringKlinger bereits vor 15, 20 Jahren, würden aber eine sehr gute Zukunft haben, ist sich der Konzernsprecher sicher. „Ich glaube auch nicht daran, dass wir Massenentlassungen sehen“, führt er aus. „Die Jobs werden sich inhaltlich eher verändern.“

Aktuell hängen in der Autoindustrie nämlich noch immer zahlreiche Jobs an der Verbrenner-Produktion, was gerade bei den Zulieferern besonders ins Gewicht fällt. Der Einsatz von E-Fuels für den sauberen Betrieb von Verbrennungsmotoren sichert demnach auch Arbeitsplätze. „Technologieoffenheit birgt auch positive Beschäftigungseffekte“, sagte die Mahle-Sprecherin. Der große Kritikpunkt ist aktuell aber noch immer, dass die synthetischen Kraftstoffe, die Porsche seit Dezember in Chile produziert, noch nahezu unbezahlbar sind, was sich mit einer Massenproduktion aber ändern könnte. In Zukunft könnten die E-Fuels auch in anderen Branchen zum Einsatz kommen: der Gerätehersteller Stihl hält am Verbrenner fest und hat den Einsatz der synthetischen Kraftstoffe bereits getestet.