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„Endlich wieder Lok Down“: Autovermieter profitieren von den vielen Streiks bei der Bahn

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Von: Julian Baumann

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Autovermietung Sixt am Flughafen Stuttgart.
Autovermieter wie Sixt, hier am Stuttgarter Flughafen, profitieren von den Streiks bei Bahn- und Fluggesellschaften. Die Preise erhöhen können sie dennoch nicht. © IMAGO/Arnulf Hettrich

Die häufigen Streiks bei der Bahn und den Fluggesellschaften sind für Autovermieter wie Sixt oder Hertz eine gute Nachricht. Aufschlagen können sie dennoch nicht.

Stuttgart/München - Seit Februar dieses Jahres kommt es bei den Bahn- und Fluggesellschaften in Deutschland immer wieder zu Warnstreiks, die stellenweise die gesamte Infrastruktur lahmlegen. Auch am heutigen Freitag (21. April) stehen bundesweit die Züge und Bahnen bestimmter Verbunde still und an Flughäfen im Land müssen die Reisenden ebenfalls mit deutlichen Einschränkungen rechnen. Wer an einem Bahnhof oder einem Flughafen strandet und aufgrund der Streiks nicht mehr weiterkommt, kann auf die Mietwagenangebote von Unternehmen wie Sixt oder Hertz zurückgreifen, die durch die aktuelle Situation profitieren.

Der Nahverkehr in Deutschland soll den Kunden eigentlich eine klimafreundliche Alternative zum eigenen Auto bieten. Aktuell macht die Bahn allerdings eher Werbung für das Auto, wie unser Autor kommentierte. Diesen Vorteil machen sich auch die Autovermieter im Land zunutze, die einen fahrbaren Untersatz bieten, wenn aufgrund der Streiks wieder einmal alles still steht. „Endlich wieder Lok Down“, schrieb der Autovermieter Sixt aus Pullach bei München Ende März in Bezug auf einen Warnstreik auf Twitter. „Wenn zwei sich streiten, kannst du dich freuen. Denn unsere Mietwagen-Tarife sind so gut, da muss keiner verhandeln.“

„Erhöhte Nachfrage“ bei Autovermietern an Streiktagen – Preise sind dennoch nicht angestiegen

Autovermieter profitieren bereits seit einigen Monaten von der steigenden Nachfrage nach Mietwagen, da sich vor allem in den Innenstädten der Metropolen der Hang zum Besitz eines eigenen Autos immer weiter verschiebt. Autovermieter Sixt zeigte sich Ende 2022 zuversichtlich für das Gesamtjahr. „Wir bemerken eine erhöhte Nachfrage, vor allem an Innenstadt-Stationen“, sagte ein Sixt-Sprecher in Bezug auf die Streikperioden der WirtschaftsWoche. Da Reisende, die an Bahnhöfen oder Flughäfen stranden, auf eine Weiterreisemöglichkeit angewiesen sind und die Taxitarife für lange Strecken zu teuer sind, könnte man annehmen, dass die Autovermieter durch Preiserhöhungen ihr Geschäft kräftig ankurbeln können. Dem ist aber offenbar nicht so.

Bei den vorherigen Streikperioden im Nahverkehr verzeichneten Vergleichsportale durchaus deutliche Preissteigerungen bei den Mietwagenunternehmen. Stellenweise wurde an den Streiktagen dort bis zu 90 Prozent auf den vorherigen Preis aufgeschlagen, am heutigen Freitag (21. April) sind die Mietwagen bei den großen Vermietern mitunter aber sogar günstiger als sonst zu haben – trotz bundesweitem Warnstreik. „Die Preise liegen aktuell etwas unter den Vorjahrespreisen“, sagte Frieder Bechtel vom Portal billiger-mietwagen.de der WirtschaftsWoche. Der Grund, warum die Mietwagenunternehmen ihre Fahrzeuge am Streiktag nicht teurer vermieten können, ist unter anderem auch der aktuellen Lage der deutschen Autoindustrie geschuldet.

Autovermieter: Branche glaubt nicht an große Preiseffekte durch Streik am 21. April

Die großen Autobauer Mercedes-Benz, BMW und VW setzen inzwischen deutlich auf E-Autos und auch sonst steigt die Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen immer weiter an. Darauf reagieren natürlich auch die Autovermieter, obwohl das im vergangenen Jahr nicht gerade einfach war. Sixt konnte vor einem Jahr in Deutschland noch kaum E-Autos anbieten, was zum einen dem großen E-Auto-Boom und zum anderen auch den Lieferkettenproblemen geschuldet war. Die wenigen elektrischen Fahrzeuge im Angebot von Sixt, Hertz und Co. konnten deshalb auch teurer vermietet werden. Inzwischen hat sich die Lage aber stabilisiert und die Unternehmen konnten ihr Angebot an E-Autos, aber auch Verbrenner-Modellen deutlich aufstocken.

Aufgrund der höheren Verfügbarkeit ist es den Mietwagenunternehmen deshalb nicht möglich, die Preise aufzustocken, obwohl sie insgesamt von den Warnstreiks im Nahverkehr profitieren. „Diesmal gehen wir davon aus, dass sich die Preis- und Verfügbarkeitseffekte in Grenzen halten werden“, sagte Frieder Bechtel. Zudem spielt auch der Wandel in der Arbeitswelt eine große Rolle, da viele Arbeitnehmer nicht mehr unbedingt darauf angewiesen sind, ins Büro zu kommen. Gerade an Freitagen bleiben ohnehin viele im Homeoffice. Während die vorherigen Streiks vergleichsweise kurzfristig ausgerufen wurden, ging dem heutigen eine gewisse Vorlaufzeit voraus. Dementsprechend konnten sich die Reisenden vorbereiten, um eben nicht an Bahnhöfen oder Flughäfen zu stranden.

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