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Kfz-Handwerk in Baden-Württemberg leidet unter Inflation: Verhandlung erfolglos – Streik angekündigt

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Von: Julian Baumann

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Mitarbeiter stehen bei einem Warnstreik der IG Metall vor einer Niederlassung von Mercedes Benz.
Die IG Metall Baden-Württemberg hat nach einer erfolglosen ersten Verhandlungsrunde Warnstreiks in den Kfz-Betrieben angekündigt. © Bodo Marks/dpa

Eine erste Verhandlung in der Tarifrunde des Kfz-Gewerbes im Südwesten war ohne Ergebnis. Die Gewerkschaft IG Metall kündigt ab dem 1. April Warnstreiks an.

Stuttgart - Der Fachkräftemangel bereitet den Handwerksbetrieben im Südwesten seit langem Kopfzerbrechen. Selbst eine 4-Tage-Woche bei vollem Gehalt reicht oft nicht, um Nachwuchs von den für die Wirtschaft wichtigen Tätigkeiten zu überzeugen. Die starke schwäbische Autoindustrie setzt zwar auf E-Autos und auf immer modernere Software, die Mitarbeiter im Kfz-Gewerbe werden aber ungeachtet der vorherrschenden Antriebsarten in Zukunft weiterhin gebraucht. Deshalb verwundert es auch nicht, dass die Auftragsbücher im Kfz-Handwerk in Baden-Württemberg voll sind und das Geschäft brummt.

Während die Wichtigkeit des Kfz-Gewerbes außer Frage steht, werden die Mitarbeiter der Betriebe – im Gegensatz zu beispielsweise den Porsche-Mitarbeitern, die für 2022 eine Prämie von bis zu 9.050 Euro erhalten – nicht am Erfolg beteiligt. Die IG Metall Baden-Württemberg fordert auch angesichts der stark gestiegenen Preise der Lebenshaltungskosten ein höheres Gehalt für die Angestellten und zudem eine Übernahmegarantie für die Auszubildenden. Die ersten Verhandlungen sind einer Mitteilung zufolge am Montag (27. März) gescheitert.

Kfz-Handwerk Baden-Württemberg kämpft für mehr Geld, soziale Komponente und Übernahme der Azubis

Grund für das Scheitern der ersten Tarifrunde des Kfz-Handwerks in Baden-Württemberg war, dass das Angebot der Arbeitgeber nicht dem entsprach, was sich Gewerkschaft und Arbeitnehmer vorgestellt hatten. „Das von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot reicht bei Weitem nicht aus, um die Belastung der Kolleginnen und Kollegen abzufedern“, erklärte Ivan Curkovic, Verhandlungsführer und in der IG Metall für die Kfz-Branche zuständig. „Vor allem die Weigerung, die Übernahme der Ausgebildeten zu garantieren sowie eine Inflationsausgleichsprämie zu vereinbaren, ist absolut unverständlich!“ Das Bundeskabinett hatte im September 2022 grünes Licht für eine steuerfreie Extra-Prämie gegeben, für Arbeitgeber ist sie aber nicht verpflichtend.

Die immens gestiegenen Kosten in nahezu allen Lebenslagen belasten die Arbeitnehmer in mehreren Branchen immer deutlicher. Laut der Pressemitteilung der IG Metall Baden-Württemberg ergab eine Befragung unter 3.800 Beschäftigten aus 48 Kfz-Betrieben, dass bei 89 Prozent der Befragten die hohen Kosten deutlich spürbar seien. 84 Prozent gaben zudem an, dass sich die Belastung ihrer Tätigkeit in den vergangenen Jahren erhöht habe. Aus diesen Ergebnissen leitet die Gewerkschaft ihre Forderungen ab. Die IG Metall fordert für die 55.000 Beschäftigten im Kfz-Handwerk 8,5 Prozent mehr Geld, eine soziale Komponente – wie eben einen Inflationsausgleich – und die Übernahme von Ausgebildeten.

IG Metall Baden-Württemberg kündigt mögliche Warnstreiks in Kfz-Betrieben an

Das Kfz-Gewerbe in Baden-Württemberg kämpft mit einem Problem, das die meisten Handwerksbetriebe kennen. Da immer mehr junge Menschen Abitur machen und studieren gehen wollen, fehlt es massiv an Nachwuchs. „Deswegen bleiben viele Arbeitsplätze unbesetzt“, sagt Ivan Curkovic laut Mitteilung. „Damit das Kfz-Handwerk auch für die jungen Leute attraktiv ist, kämpfen wir für eine Übernahmegarantie nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung.“ Auch Trigema-Chef Wolfgang Grupp beobachtet die Entwicklung mit Sorge und erklärt damit den Mangel an Bewerbern in den Handwerksberufen.

Da die erste Tarifverhandlung nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kam, kämpft die IG Metall weiter. Der aktuelle Entgeld-Tarifvertrag läuft bis zum 31. März, ab dem 1. April sind laut der Mitteilung Warnstreiks in den Betrieben möglich. „Wir gehen nun in die Vorbereitung der Warnstreiks, um den Druck weiter zu erhöhen“, so Curkovic. Die nächste Tarifverhandlung findet am 21. April statt. Aufgrund der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten kam es in den vergangenen Wochen vor allem in den sozialen Berufen immer wieder zu Warnstreiks. Am 27. März legte ein bundesweiter Streik bei den Verkehrsbehörden nahezu den gesamten Nahverkehr in Deutschland lahm.

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